Sportliche Gefühle im Spätherbst

Die Klappdach-Cabriolets gehören längst auf unsere Straßen. Der offene oder geschlossene Opel Astra ist einer der sehenswertesten Vertreter. Viel Fahrspaß, dazu mit einem neuen, klein geschrumpften Turbotriebwerk.

Von Stefan Zaumseil

Von den französischen Herstellern diverser CC-Modelle fast schon entwöhnt, bekommen der Liebhaber offenen Fahrens mit dem Opel Astra TwinTop vorgeführt, dass ein Coupé-Cabrio nicht nur praktisch und winterfest ist, sondern auch klasse aussehen kann. Die Proportionen stimmen einfach beim TwinTop - offen richtig rassig und geschlossen noch eleganter als der GTC. Einziges Manko ist die etwas zu luftig geratene Spalte der Kofferklappe, die die dynamische Seitenansicht ab der C-Säule stört. Aber das lässt sich durch die Wahl einer dunklen Lackierung einfach beseitigen.

Lange 30 Sekunden an der Ampel

Die dreiteilige Dachkonstruktion stammt von Mercedes- und Porsche-Zulieferer CTS und benötigt immerhin fast 30 Sekunden zum Öffnen oder Schließen. Das ist für einen Ampelstopp ziemlich lang - da tröstet es durchaus, dass der Mechanismus bis 30 Stundenkilometer funktioniert. Begleitet wird der optisch durchaus beeindruckende Vorgang durch allerlei Geräusche, vom einfachen Zirpen bis hin zum eindringlichen Brummen.

Dass das Klappdach einen großen Teil der 440 Liter Kofferraum beansprucht, versteht sich von selbst. Bleiben mit Sonne im Haar gerade mal 205 Liter für das Urlaubsgepäck, und die liegen halb unter dem versenkten Dach verborgen. Zwar haben die Ingenieure dem Kofferraum eine rote Taste spendiert, deren Betätigung das versenkte Dach etwas anhebt, doch auch mit geliftetem Klappdach ist es eine Fummelei zwei Handgepäck-Rollis in den Kofferraum zu pressen. Mehr ist nicht drin - einen richtigen Koffer bekommt man nicht durch den Briefschlitz.

Kraftvoll und durstig

30 Sekunden benötigt das Dach zum Öffnen oder Schließen Foto: press-inform

Ist das Dach jedoch offen und außer einem Handtäschchen der Beifahrerin kein weiteres Gepäck nötig, kann das Fahrvergnügen beginnen. Der 1.6-Liter-Turbo-Vierzylinder mit 180 PS klingt schon beim Anfahren kernig, nach einem winzigen Turboloch geht es dann in 9,2 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis nicht ganz 230 Kilometer pro Stunde.

Das maximale Drehmoment von 230 Newtonmetern steht über einen weiten Drehzahlbereich von 2.000 bis 5.000 Touren zur Verfügung und verleitet zum schaltfaulen Cruisen. Der 1,6 Liter Turbomotor ist das modernste Benzintriebwerk, das Opel derzeit zu bieten hat. Kraftvoll ist er - durstig auch. Unter 9,5 Litern ist kaum etwas zu machen. Trotz drehfreudiger 180 PS viel zu viel für einen klein geschrumpften Turbo-Vierzylinder.

Kurze Schaltwege

Das knackige Sechsganggetriebe mit kurzen Schaltwegen bietet sich durchaus für eine sportlichere Gangart an. Unterstützt durch das gut abgestimmte und komfortable Fahrwerk und die präzise Lenkung macht eine Vergnügungstour auf kurvigen Landstraßen richtig Spaß. Und mit dem Sport-Modus des IDS-Sportfahrwerks (per Taste in der Mittelkonsole abrufbar) ist mit dem 1,5 Tonnen schweren Ganzjahrescabrio sogar ein wenig Kurvenräubern drin - allerdings geben die serienmäßigen 17-Zöller mit den 225er Reifen auch schlechte Straßenzustände an die Insassen weiter.

Diese haben, zumindest auf den vorderen Plätzen, ausreichend Platz. Die A-Säule steht zwar flach in den Innenraum, doch auch kleinere Cabriofans bekommen noch einiges von den sommerlichen Herbstgefühlen mit. Die längs- und höhenverstellbare Lenksäule sowie die präzise einstellbaren Sitze mit ordentlichem Seitenhalt verhelfen jedoch auch größer gewachsenen Insassen zu einer guten Sitzposition.

Sportlicher Innenraum

Sportlicher Innenraum Foto: press-inform

Der Innenraum wirkt modern und sportlich, einzig das Display in der Mitte des Armaturenbrettes versprüht wenig Charme und lässt einen an Radiowecker der achtziger Jahre denken. Dafür ist die Mittelkonsole umso funktioneller, alle Schalter und Regler sind wohl sortiert und lassen sich auch ohne ausgiebiges Studium des Handbuches leicht bedienen - bis auf die kleine Irritation, dass der große Regler in der Mitte nicht etwa die Lautstärke, sondern die Menüstruktur regelt. Das Cockpit besticht durch die klassische Anordnung der Rundinstrumente Tachometer, Drehzahlmesser, Tankanzeige und das Fehlen nerviger Botschaften - die wurden auf das Infodisplay verbannt.

Hinten geht es erwartungsgemäß enger zu, für richtige Erwachsene ist kein Platz. Allenfalls zwei Kinder haben genügend Lebensraum im Fond - wer allerdings mit seiner Familie in die Ferien fahren möchte, sollte das Gepäck vorausschicken. Oder die Kinder, damit die Reisetaschen auf den Rücksitz passen. Doch welches Cabriolet ist schon als Familienkutsche gedacht?

Alles andere als günstig

Auch geschlossen attraktiv Foto: press-inform

Und für zwei Personen reicht der TwinTop allemal. Schließlich ist auch der Preis des Opel Astra TwinTop 1.6 Turbo alles andere als günstig. 30.460 Euro kostet die Ausstattungsvariante «Cosmo» mit IDS-Sportfahrwerk, Nebelscheinwerfern, elektrischen Fensterhebern, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, Tempomat, Klimaautomatik, Keyless-Go, Sportlenkrad, Parkpilot, 17-Zoll-Leichtmetallrädern und Fernbedienung für das Klappdach. ESP, ABS, Überrollschutz und diverse Airbags sorgen für Sicherheit - bei offenem und geschlossenem Dach.

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