Die neue Generation des Skoda Octavia wächst und wächst. Die aufklaffende Lücke zum Fabia schließt die tschechische VW-Tochter mit der Limousine Rapid bereits vorher.
Von Jens Meiners
Wenn es ein Fahrzeug gibt, das den Aufstieg der Marke Skoda nach der Übernahme durch den Volkswagen-Konzern symbolisiert, dann ist es der Octavia der ersten Modellgeneration. So beliebt war die Limousine, dass sie nach Vorstellung des etwas größeren Nachfolgemodells noch drei Jahre weiter vom Band lief. In der nächsten Generation, die im März 2013 auf dem Genfer Salon steht, wird der Octavia abermals wachsen. Die auf diese Weise zwischen Fabia und Octavia entstehende Lücke bietet komfortabel Platz für eine weitere Modellreihe - und die stellen die Tschechen jetzt unter der Bezeichnung Rapid vor. Ab rund 14.000 Euro steht der Neue von November an bei den Händlern.
Großzügiges Raumgefühl im Skoda Rapid
Die Abmessungen des Fünftürers entsprechen fast vollständig der ersten Generation des Octavia - dank des langen Radstandes und der angehobenen Dachlinie repräsentiert sie nunmehr geradezu ein Idealmaß für ein kompaktes Familienauto. Die luftige Fahrgastzelle bietet eine hervorragende Raumausnutzung. Selbst wenn die Vordersitze weit nach hinten geschoben werden, bleibt reichlich Knieraum im Fond. Dazu kommt ein Gepäckabteil, das stolze 550 Liter Volumen fasst. Bei der Verglasung haben die Designer auf einen starken Einzug verzichtet - das schafft großzügiges Raumgefühl.
Das Interieur zeichnet sich durch ungewöhnlich geradlinige Formen sowie durch einfache, aber präzise verarbeitete Materialien aus. Zu den durchdachten Details zählen Verstaumöglichkeiten an den Vordersitzflanken, eine einseitig gummibeschichtete Wendematte im Kofferraum und ein dediziertes Staufach für die in vielen Ländern obligatorische Warnweste. Die übersichtliche Instrumentierung ist kaltweiß ausgeführt und setzt damit einen anspruchsvollen Akzent. Insgesamt aber gilt: Skoda ist nicht Premium - dafür sind Volkswagen und Audi zuständig.
Skoda Rapid als Leichtgewicht
Das gilt auch für die technische Plattform. Im Gegensatz zum Audi A3 und zum kommenden VW Golf VII nutzen die Tschechen für den Rapid Komponenten der bewährten PQ-Plattformen. Erstaunlich, dass es trotzdem gelungen ist, das Gewicht bei rund 1100 Kilogramm zu halten.
Der von uns gefahrene 1,2-Liter-Turbomotor mit 77 kW/105 PS agiert daher in den meisten Situationen souverän und dringt mühelos in Geschwindigkeitsbereiche jenseits der 160 km/h vor. Gekoppelt war der Motor bei unserem Testwagen an ein präzises Sechsgang-Schaltgetriebe aus dem Konzernbaukasten. Gewöhnen mussten wir uns an den ungewöhnlich liegenden Druckpunkt der Kupplung.
Skoda Rapid ohne Gimmicks
Das Fahrwerk des Rapid lässt sich nur schwer aus der Ruhe bringen; im Grenzbereich geht der Fünftürer in ein auch bei ausgeschaltetem ESP leicht zu beherrschendes Untersteuern über. Insgesamt bietet die Auslegung einen angenehmen Kompromiss aus Komfort und Straßenlage.
Sportliche Exzesse sind dem Tschechen zwar eigentlich wesensfremd, wenn der Fahrer es etwas forscher angehen lassen möchte, lässt er sich allerdings nicht zweimal bitten. Das Angebot an Assistenzsystemen ist übrigens beschränkt. Wer hier auf die neuesten Gimmicks Wert legt, sei auf die teureren Konzernmodelle oder auf den kommenden Octavia verwiesen.
Zeitloses Design für den Skoda Rapid
Der allerdings wird erheblich teurer sein als der Rapid. Mit einem Einstandspreis von rund 14.000 Euro formuliert der Tscheche nämlich eine Kampfansage an die Koreaner und Franzosen. Zwar ist für diesen Preis weder Radio noch Klimaanlage an Bord, diese Extras lassen sich allerdings mitbestellen, ohne deshalb - wie bei verschiedenen Konkurrenzmodellen - gleich eine weitaus teurere Ausstattungsversion wählen zu müssen. Angetrieben wird das Einstiegsmodell von einem 55 kW/75 PS starken Benziner mit Mehrpunkt-Einspritzung; darüber liegen die TSI-Modelle mit Turbolader und Direkteinspritzung sowie 63 kW/85 PS, 77 kW/105 PS oder 90 kW/122 PS. Darüber hinaus bietet Skoda den 1.6 TDI mit 66 kW/90 PS oder 77 kW/105 PS an. Und da wir über die Kosten sprechen: Sparsamstes Modell ist der TDI Green Tec mit 77 kW/105 PS und einem Durchschnittsverbrauch von nur 3,9 Litern pro 100 Kilometer.
Und die Formensprache? Die ist so geradlinig und unterkühlt ausgefallen, dass sie in dieser Fahrzeugklasse geradezu ein Wagnis darstellt. Andere setzen hier auf Effekt und chromglitzernden Barock. Dieser Mode erteilt das Auto eine deutliche Absage. Und deshalb wird es wohl auch in ein paar Jahren noch frisch aussehen - genau wie der erste Octavia. (SP-X)