Skoda Fabia: Kleiner Blickfang

VW-Tochter entdeckt Emotionalität

Skoda Fabia: Kleiner Blickfang
Der Skoda Fabia ist ein agiler Kleinwagen. © Skoda

Skoda bringt Mitte November den neuen Fabia auf den Markt. Was der Kleinwagen zu bieten hat, zeigt unser Fahrbericht mit dem jüngsten Modell der VW-Tochter. So viel ist auf jeden Fall sicher: er wird neue Kunden zur Marke bringen.

Von Frank Mertens

Wenn er wollte, könnte er auch ein anderes Fahrzeug in einem höheren Segment fahren. Beispielsweise den Superb, das Flaggschiff von Skoda. Doch Winfried Vahland fährt den neuen Fabia mit roter Lackierung und schwarzem Dach. Und ist vonTag zu Tag mehr begeistert, wie er bei der Fahrpräsentation im portugiesischen Cascais sagte.

Gut, als Skoda-Chef muss Vahland den neuen Kleinwagen loben, seine Vorzüge wortreich hervorheben. Doch die Begeisterung über das das jüngste Modell der VW-Tochter ist dem Manager anzumerken.

Neuer Skodia Fabia erschließt neue Kunden

Kein Wunder, denn die dritte Generation des Fabias, von dessen zwei Vorgängern weltweit 3,5 Millionen Einheiten abgesetzt wurden, stellt einen neuen Schritt für Skoda dar. Nachdem sich die Marke bislang über rationale Aspekte wie Praktikabilität, viel Platz und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis definierte, kommt mit dem neuen Fabia erstmals Emotionalität hinzu.

Ein Aspekt, der der Marke zukünftig zu weiterem Wachstum verhelfen soll. Bei Skoda hat man erkannt, dass ein emotionales Design bei der Kaufentscheidung der Kunden immer wichtiger wird. Wer wie Vahland bis zum Jahr 2018 mit Skoda 1,5 Millionen Einheiten verkaufen will, der muss alle Möglichkeiten nutzen, auch die Kunden zu erreichen, die die VW-Tochter bislang nicht auf der Agenda hatten, weil ihnen das Design zu langweilig war.

Bereits Octavia zeigt neue Designsprache

Der Skoda Fabia
Das Cockpit des Skoda Fabia Skoda

Langweilig? Spricht man Jozef Kaban, den Chefdesigner von Skoda darauf an, dann sieht er das natürlich ganz anders. Schließlich zeige nicht erst der Fabia die neue Designsprache von Skoda, sondern bereits der Octavia, das nach wie vor wichtigste Modell im Portfolio, sagt Kaban. Und um seine Aussage zu untermauern, verweist er auf den großen Erfolg des Octavia RS, für den sich im Vergleich zum Vorgänger 30 Prozent mehr Kunden entscheiden. "Auch deshalb, weil es ein sehr emotionales Auto ist", so Kaban. Aber natürlich freue er sich darüber, dass das Ziel vom ihm und seiner Mannschaft aufgegangen ist, dem Fabia ein frischeres, dynamischeres Image zu verleihen. Ein Image, mit dem man ältere Kunden der Marke nicht veprellt, aber neue gewinnt.

Dass das gelingt, kann als sicher gelten. Nicht nur wegen des attraktiven Blechkleids. Denn der Fabia ist ein komplett neues Auto, basiert auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns und greift damit auf das Beste zurück, was Wolfsburg zu bieten hat, insbesondere auch im Innenraum. Das Ergebnis lässt sich sehen und vor allem erfahren. Da ist nicht nur eine Gewichtsreduktion von 65 Kilogramm auf nun 980 Kilogramm, sondern in der Folge auch ein Minderverbrauch von bis zu 17 Prozent zum Vorgänger. Unter Verbrauchsgesichtspunkten wird der 2015 auf den Markt kommende 1.4 TDI GreenLine mit 3,1 Litern (CO2-Wert 82 g/km) das Aushängeschild im Motorenangebot sein, das vier Benziner und drei Diesel mit einem Leistungsspektrum von 60 bis 110 PS umfasst.

Von uns gefahren wurde dabei der 1.0 MPI mit 75 PS (ab 12.490 Euro), der mit dieser Leistung natürlich kein Ausbund an Sportlichkeit ist. So vergehen bis Tempo 100 lange 14,7 Sekunden und das maximale Drehmoment von 95 Nm liegt zwischen 3000 und 4300 Touren an. Doch seien wir ehrlich: Für den Alltag reicht das vollkommen aus, wenn man denn keine falschen Erwartungen hat. Wer ein Auto sucht, mit dem er bequem von A nach B kommt und dabei im Verkehr mitschwimmen will, dem kann dieser Motor empfohlen werden. Der Dreizylinder ist laufruhig und ein ideales Fahrzeug für die Stadt.

1.0 MPI mit 75 PS reicht für Alltag

Wer mit dem 1.0 MPI auch auf der Autobahn unterwegs sein will, kein Problem, wenn man denn im Hinterkopf hat, dass Überholvorgänge mit nur 75 PS halt einen Moment dauern. Zugleich muss man sich darauf einstellen, dass man bei Steigungen doch aus dem dritten in den zweiten Gang zurückschaltet, will man nicht zum Verkehrshindernis werden. Und der Verbrauch? Er wird mit 4,8 Litern auf 100 Kilometern angegeben. Auf dem Bordcomputer standen nach flotter Fahrweise am Ende 6,2 Liter, ein Wert, der bei effizienter Fahrweise locker im Bereich von 5,7 Liter liegen kann.

Wer vom neuen Fabia etwas mehr Sportlichkeit erwartet, dem sei der 1.2 TSI ans Herz gelegt, den es mit 90 und 110 PS gibt. Wir sind mit dem kleinen Benziner (ab 15.820 Euro) unterwegs gewesen, der mit gut konturierten Sportsitzen ausgestattet war. Zwar bieten bereits die Seriensitze ausreichenden Komfort (für Großgewachsene könnte die Oberschenkelauflage indes etwas länger sein), doch die 190 Euro Aufpreis lohnen sich. Die Seitenwangen sind deutlich höher und bieten so bei flotterer Kurvenfahrt einen guten Seitenhalt. Und flott kann man mit den 90 PS durchaus unterwegs sein.

190 Euro für Sportsitze gut investiertes Geld

Mit dem maximalen Drehmoment von 160 Nm, die bereits ab 1400 Umdrehungen anliegen und bis 3500 Touren zur Verfügung stehen, ist ein kraftvoller Antritt gegeben. Der Vierzylinder sprintet in 10,9 Sekunden von 0 auf 100 und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 182 km/h. Doch das sind die reinen Leistungsdaten? Aber wie fährt sich der Vierzylinder? Gut, sehr gut sogar. Der Breitenzuwachs von neun Zentimeter auf nun 1,73 Meter und der Radstand von 2,47 Meter sorgen für ein sehr dynamisches Fahrverhalten. Selbst in flott gefahrenen Kurven lässt sich der Fabia nicht beirren. Das macht richtig Spaß. Hier haben die Fahrwerksspezialisten in Mlada Boleslav einen richtigen guten Job gemacht.

Das trifft auch auf die Abstimmung des manuellen Fünfganggetriebes und der Lenkung zu, die dem Fahrer eine gute Rückmeldung zur Straße gibt. Und wieviel genehmigt sich der 1.2 TSI? Am Ende der Testfahrten zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,1 Litern an, auch dies angesichts unserer flotteren Fahrweise ein anständiger Wert. Wer statt 90 lieber mit 110 PS unterwegs ist, der muss dafür mindesten 16.770 Euro auf den Tisch des Händlers legen. Dafür bekommt er nicht nur mehr Leistung, sondern auch ein Sechsganggetriebe und die mittlere Ausstattungsvariante Ambition.

Armaturenbrett aus Hartplastik

Der Skoda Fabia legte im Juni kräftig zu.
Das Heck des Fabia Skoda

Doch kommen wir zum Innenraum des neuen Fabia, der so neu ist wie das restliche Fahrzeug. Es wirkt im Vergleich zum Vorgänger aufgeräumter, moderner. Doch das täuscht bei aller Klarheit nicht darüber hinweg, dass sowohl das Armaturenbrett aus Hartplastik besteht. Auch in den Seitentüren sucht man vergeblich nach Stoffbezügen. So etwas können mit Blick auf eine wertigere Haptik andere besser, aber das sind Kleinigkeiten. Auch wenn man bei Skoda nicht über Mitbewerber spricht, so zeigt man sich mit Blick auf kommende Vergleichstests zuversichtlich, sich gegen Herausforderer wie beispielsweis einen Opel Corsa oder Mazda2 durchsetzen zu können.

Der Rest im Innenraum ist so, wie man es von Skoda erwartet: Die Verarbeitung ist gut, gibt keinen Anlass zur Beanstandung. Vor allem aber vermittelt der Fabia - auch ohne optionales Glasdach - ein gutes Raumgefühl. Auch zwei Großgewachsene sitzen im Fond durchaus bequem. Der Kofferraum weist ein Fassungsvermögen von 330 Liter auf - ein wirklich guter Wert für einen Kleinwagen.

Mit dem Fabia hält bei der Marke nicht nur die Emotionalität Einzug, sondern auch die Konnektivität. Denn dank MirroLink lassen sich Smartphones mit dem Fahrzeug verbinden. Hört sich gut an, doch funktioniert derzeit leider nur mit einem Smartphone von HTC - und das zumindest mit Blick auf die Navigation nicht optimal. Denn die Fahrempfehlungen der Navi-App erfolgen so spät, dass man schnell mal an einer Abfahrt vorbeifährt.

Doch die Experten von Skoda versprechen Besserung. So würde nicht nur daran gearbeitet, mehr Handys kompatibel mit MirroLink zu machen, sondern es sei natürlich auch möglich, andere Navi-Apps auszuwählen. Doch das ändert am Ende nichts am guten Gesamteindruck des neuen Skoda Fabia. Er wird seinen Weg gehen und den Absatz der Tschechen ab dem kommenden Jahr deutlich beflügeln. Und, soviel ist sicher, neue Kunden zur Marke zu bringen. Mit dem Fabia ist der VW-Tochter ein großer Wurf gelungen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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