Skoda Octavia: Überzeugender Allrounder

Der Skoda Octavia verfügt kaum über Emotionalität, zudem kommt er leicht dröge daher. Doch er ist ein klasse Allrounder. Im vergangenen Jahr war der Tscheche mit über 51.000 Zulassungen Deutschlands beliebtestes Importauto.

Von Stefan Zaumseil

Mit dem Octavia kann man die Damenwelt nur schwer begeistern und auch zum Eindruck schinden in der Nachbarschaft gibt es bessere Besetzungen als den Importkönig. Die Markenzugehörigkeit ist klar erkennbar - Motorhaube, Scheinwerfer und Kühlergrill inklusiv gefiedertem Pfeil sind typisch Skoda, ebenso wie die niedrige Seitenlinie, Heckpartie und Rückleuchten. Im Innenraum ist alles in bester Ordnung: Schalter, Hebel, Armaturen und Lüftungseinlässe stammen aus dem Konzernregal und sind gewohnt sinnvoll angeordnet. Die Instrumente im Cockpit sind klar gegliedert, übersichtlich und sehr gut ablesbar.

Ordentliche Verarbeitung

Die Materialien fassen sich nicht hochwertig, aber durchaus gut an, alles ist ordentlich verarbeitet - lediglich in den Türen dürfte es etwas weniger Hartplastik geben. Vorn sitzt man im Octavia ausgesprochen komfortabel, die Sitze sind bequem und bieten guten Seitenhalt. Mit Hilfe des höhen- und längeneinstellbaren Lenkrades ist auch für groß gewachsene Fahrer eine optimale Sitzposition möglich.

Die Passagiere im Fond dürfen sich dank eines Radstandes von 2,57 Metern über ausreichend Kopf- und Beinfreiheit freuen und sitzen auf allen drei Plätzen ebenfalls bequem, sofern es Kinder sind. Wirklich bequem haben es allenfalls zwei Erwachsene. Der Kofferraum ist mit 560 Litern einer der größten der Klasse und lässt sich durch Umlegen der 60:40 geteilten Rücksitze auf beeindruckende 1350 Liter vergrößern. Im Normalfall 103 Zentimeter breit und 112 Zentimeter, ergibt sich nach Umlegen der Rücksitze ein 187 Zentimeter langer und 54 Zentimeter hoher Stauraum - leider mit einer stattlichen Schwelle von rund fünf Zentimetern und einer Ladekante von 72 Zentimetern über dem Boden. Trotzdem: In einem VW Golf stehen lediglich 350 beziehungsweise 1.305 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung, von Beinfreiheit hinten einmal ganz abgesehen.

105 PS überzeugen

Der 1.9 TDI-Motor im Skoda Octavia Foto: Werk

Der 1.9-Liter-Turbodiesel mit Ladeluftkühler leistet 77 kW / 105 PS bei 4000 U/min und scheint die ideale Basisbesetzung für den Mittelklasse-Skoda zu sein. Wer will, der bringt die 1,4 Tonnen schwere Limousine in 11,8 Sekunden auf Tempo 100 und, wenn gewollt, fast auf Tempo 200. Das maximale Drehmoment von 250 Nm liegt ab 1900 U/min an und verleitet zum schaltfaulen Fahren.

Im Münchner Großstadtverkehr verbrauchte der Testwagen mit 6,5 Litern Diesel auf 100 Kilometer zwar deutlich mehr als der Hersteller angibt, aber wer es bewusster angehen lässt, liegt in jedem Fall unter der Sechs-Liter-Marke. Wohl aus Kostengründen werden nur fünf Gänge angeboten. Für einen sechsten wäre genügend Leistung vorhanden, außerdem ginge es dann oberhalb der Richtgeschwindigkeit leiser zu. Vielleicht ein Grund, über die 1500 Euro Mehrpreis für das Sechs-Gang-Direktschaltgetriebe nachzudenken.

Fahrwerk auf hohem Niveau

Das Cockpit im Skoda Octavia Foto: Werk

Das Fahrwerk ist aufgrund der Plattform auf bekannt hohem Niveau, hier merkt man dem Octavia seine sehr gute Golf-Basis an. Der 4,57 lange Tscheche liegt ausgesprochen ruhig auf der Straße und fährt sicher, leicht untersteuernd und ohne Überraschungen durch Land und Stadt. Wer die flotte Gangart bevorzugt, wird die fein abgestimmte elektromechanische Servolenkung schätzen lernen, die mit wachsender Geschwindigkeit deutlich straffer wird.

Für Sicherheit sorgen bei der Elegance-Version unter anderem ABS, ESP, Bremsassistent, Nebelscheinwerfer, Regensensor, Fahrlichtassistent und Kopfstützen rundum. Wer auf Luxus Wert legt, freut sich über das Serienpaket mit Klimaautomatik, Tempomat, elektrischen Spiegeln und Fensterhebern rundherum, Isofix-Kindersitzbefestigungen, Sitzheizung vorn und Parksensoren.

Der Skoda Octavia Foto: Werk

Mit einem Einstandspreis von 21.790 Euro ist der Skoda Octavia 1.9 TDI Elegance kein Schnäppchen mehr. Die Optionsliste ist lang und lässt mit Xenon-Scheinwerfern (faire 660 Euro), Metallic-Perleffektlack (350 Euro) bis hin zur Lederausstattung (1.490 Euro) kaum Wünsche offen. Eine Reifendrucküberwachung (50 Euro) dürfte jedoch ebenso serienmäßig sein wie abblendbare Außenspiegel (290 Euro). Wer will - als Kombiversion gibt es ihn für 2.450 Euro Aufpreis sogar mit Allradantrieb.

Keine Beiträge vorhanden