Seat Leon Cupra ST: Sportwagen-Alternative

Kombi mit 290 PS

Seat Leon Cupra ST: Sportwagen-Alternative
Der Seat Leon Cupra ST ist ein sportlicher Kombi mit 290 PS. © Seat

Seat lässt es mit dem Leon Cupra ST krachen. Sportliche Familienväter vermissen mit dem Kombi gar nichts mehr und selbst beim Tankstellenbesuch erleben sie Sportwagengefühle.

Wir wollen hier nicht das klassische Beispiel vom Porsche-Fahrer bemühen, der wegen Familiengründung von seinem geliebten 911er auf einen Kombi umsteigen muss. Aber irgendwie würde es ja doch ganz gut zu unserem Testobjekt passen: Der Seat Leon Cupra ST ist ein Kombi, der noch als einer der wenigen seiner Art in der Kompaktklasse den Spagat zwischen Sportauto und Familienkutsche wagt. Dafür mobilisiert der Spanier jetzt bereits ordentliche 290 (vorher: 280) Pferdestärken, in dieser Klasse kann da nur der ewige große Bruder Golf als Variant R mit Allradantrieb (4Motion) mithalten bzw. ihn sogar um 10 Pferdestärken übertreffen. So viel Abstand zwischen Wolfsburg und Barcelona muss schon sein.

Seat verzichtet beim Leon Cupra ST auf Allradantrieb

Zudem verzichtet Seat beim Leon auf den schweren (und teuren) Allradantrieb und begnügt sich damit, die Vorderräder anzutreiben. Das kann bei nasser Straße beim Anfahren schon mal zum Ansatz durchdrehender Räder führen - was die Elektronik dann aber schnell erstickt. Im Großen und Ganzen ist es aber schon beeindruckend, wie souverän die Kraft auf den Asphalt gebracht wird.

So wie man überhaupt staunt, was die Autohersteller heute aus den Motoren rausholen. Wir sprechen hier ja nicht über drei oder 2,5 Liter Hubraum, sondern über vergleichsweise bescheidene 2,0 Liter, woraus nicht nur 290 PS resultieren sondern auch ein schönes Drehmoment von 350 Newtonmetern. Wobei wir uns den Zusatz „maximal“ diesmal sparen, denn diese Kraft drückt von 1700 bis 5600 Umdrehungen ständig auf die Kurbelwelle, also praktisch durchgehend im genutzten Drehzahlband oberhalb des Anfahrens.

Manuelle Alternative für den Seat Leon Cupra ST

Der Seat Leon Cupra ST macht auch auf der Rennstrecke eine gute Figur.
Fahrspaß ist im Seat Leon Cupra ST garantiert Seat

Kein Wunder, dass man im Leon-Kombi immer versucht ist, diese Kraft auch in Fahrspaß umzumünzen. Da ist es denn (leider) auch keine Überraschung, dass der Motor solchen Überschwang mit trinkfesten 9,4 Liter im Testdurchschnitt honoriert, im Vergleich zu den offiziellen 6,6 Liter ein ziemlicher Express-Aufschlag. Wer hier mehr Vorsicht walten lässt, kann sicher anderthalb Liter einsparen. Das ist nicht nur vernünftig gegenüber Umwelt und Geldbeutel, wenn der Motor bei niedrigen Drehzahlen durch die Stadt grummelt und seine Kraft akustisch erahnen lässt, macht das auch durchaus Spaß. Wer weniger benötigt, nimmt die 265 PS starke Variante.

Unser Fahrzeug hatte das 1700 Euro teure Doppelkupplungsgetriebe DSG an Bord. Es schaltet schnell wie eh und je und passt damit eigentlich gut zu einem sportlichen Begleiter. Allerdings bleibt auch nicht verborgen, dass es sich nicht mehr um das neueste Produkt auf dem Markt handelt, was sich vor allem ab und an durch unkomfortables Ruckeln beim An- und beim Rückwärtsfahren bemerkbar macht. Unser Vorschlag: Wer noch weiß, wie man seine Hände beim Autofahren gebraucht, kann sich das Geld für ein DSG ruhig sparen.

Seat Leon Cupra ST die schönere Limousine

Seat Leon Cupra ST
Wolfsburg lässt grüßen Seat

Na ja und dann ist der Leon Cupra halt ein ST, was heißt: ein ziemlich routiniert gemachter Kombi, der zudem trotz der schön-schrägen und Platz kostenden Hecktür fast 600 Liter Stauraum bietet, die sich bei umgeklappten Rücksitzlehnen auf anständige 1470 Liter erweitern lassen. Wobei wir den Verdacht haben, dass dies für die meisten Käufer gar nicht der Hauptgrund für den Erwerb dieses Kombis ist. Nicht wenige – und auch wir – finden nämlich, dass der ST sogar noch etwas eleganter aussieht als der ja alles andere als unansehnliche Leon-Fünftürer. Aber dass Kombis häufig die schöneren Limousinen sind, weiß man ja schon längere Zeit.

Der Rest ist schnell erzählt. Wer jemals schon in einem Golf oder Skoda gesessen hat, wird sich im Innenraum eines Seat und erst Recht des kompakten Leon problemlos zurechtfinden. Mit dem Bestseller aus Wolfsburg verbinden ihn die augenscheinlich penible Verarbeitung und die logische Bedienung, von ihm trennen den Spanier die etwas weniger wertigen Kunststoffe. Und natürlich der immer etwas günstigere Preis. Mit 36.450 Euro plus Extras ist der Leon Cupra ST nicht gerade billig, aber günstiger, als es ein ähnliches Produkt aus Wolfsburg je sein würde. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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