Seat Ibiza: Leonisze me

Kompaktwagen gibt den Weg vor

Seat Ibiza: Leonisze me
Seat liegt bei den Importeuren auf dem zweiten Platz. © Seat

Seat hat dem Ibiza die Gene des zwei Jahre zuvor aufgefrischten Leon eingepflanzt. Äußerlich hat sich beim Kleinwagen kaum etwas getan, dafür ist die spanische VW-Tochter Vorreiter für den Konzern in Sachen Konnektivität.

Von Thomas Flehmer

Auf den ersten Blick wirkt es überraschend. Der neue Seat Ibiza, der Kleinwagen der spanischen VW-Tochter, gibt den Vorreiter für den gesamten Konzern. Denn die Auffrischung des kleinen Polo-Bruders ist äußerlich kaum zu bemerken. Denn sowohl das dreitürige Coupé, der Fünftürer und die geräumige Kombi-Variante ST haben sich nur marginal verändert. LED-Tagfahrlicht, Leichtmetallräder in 16 oder 17 Zoll sowie zwei neue Lackfarben stehen im Angebot. Und trotzdem ist der neue Ibiza ein ganz anderer Wagen als das Vorgängermodell. „Wir bringen den Leon, den wir vor zwei Jahren erneuert haben, nun in den Ibiza“, sagt Seat-Entwicklungschef Matthias Rabe.

Seat Ibiza auf alter Plattform

So wurde der Innenraum spürbar aufgewertet. Ein neues Dashboard sowie eine neue Wertigkeit mit Softtouch-Anmutung haben Einzug gehalten in den Ibiza. Erstmals gibt es im Ibiza zudem ein wirkliches Multifunktionslenkrad, zudem kommen zahlreiche Fahrassistenzsysteme zum Einsatz.

Auch wenn der Ibiza noch nicht auf der Konzern-Plattform des Modularen Querbaukastens (MQB) fußt, haben sich die Spanier im Konzernregal schon bedient. So gibt es Müdigkeitserkennung und die Multikollisionsbremse, die nach einem Unfall das Auto abbremst und somit Nachfolge-Crashs des eigentlich weiter fahrenden Autos verhindert.

Seat Ibiza als Vorreiter bei Vernetzung

Seat gibt mit dem Ibiza den Vorreiter beim Thema Konnektivität.
Das Cockpit des Seat Ibiza wurde aufgewertet Seat

Ganz besonders stolz sind die Spanier aber auf die Konnektivität, die der neue Ibiza bietet. Neben dem MirrorLink-System des Volkswagen-Konzerns hat die bereits zwei Jahre andauernde Partnerschaft zwischen Seat und Samsung erste Früchte getragen mit dem neuen Full Link-System, dass es dem Fahrer erlaubt, über Apple Car Play oder Android Auto immer online zu bleiben. „Wir sind somit in der Lage, ganz andere Apps herunterzuladen“, sagt Rabe stolz über die Vorreiterrolle des Ibizas innerhalb des VW-Konzerns.

Dass der kleine Ibiza gerade auf diesem Feld den Ton angibt – und damit kommen wir zum zweiten Blick – ist so ungewöhnlich nicht. Mit mehr als fünf Millionen verkauften Fahrzeugen ist der Ibiza nicht nur das erfolgreichste Mitglied der Seat-Familie, sondern zieht besonders junge Kunden an, für die das Thema Konnektivität eine große Rolle spielt. Allerdings – und das ist die Kehrseite der Medaille – funktionierte das System mit dem iPhone tadellos und sehr zügig, während es sich gerade mit Samsung-Handys sträubte.

Flotte Dreizylinder für den Seat Ibiza

Seat gibt mit dem Ibiza den Vorreiter beim Thema Konnektivität.
Die Dreizylinder reichen für den Seat Ibiza vollkommen aus Seat

Ohne Murren präsentierten sich dagegen die neuen Motoren, die drei oder vier Zylinder unter der Motorhaube beherbergen. Dabei gibt es den Dreizylinder-Benziner in drei Leistungsstufen mit 75, 95 oder 110 PS. Gerade in der stärksten Version merken die Insassen nicht, dass nur drei Töpfe den 1155 Kilogramm schweren Ibiza antreiben.

Das Motorengeräusch ist kaum vernehmbar und der Ibiza ist sehr zügig unterwegs. Immerhin mit 200 Newtonmetern Drehmoment ausgestattet, die zwischen 2000 und 3500 Kurbelwellenumdrehungen ihre größte Kraft erreichen, ist der Sprint bereits nach für einen Dreizylinder sehr guten 9,6 Sekunden absolviert. Bis 197 km/h reicht die Kraft, die entweder über ein gut funktionierendes Sechsgang-Getriebe oder eine Sieben-Gang-Doppelkupplung übertragen wird.

Gelungener Mix aus Straffheit und Komfort

Seat gibt mit dem Ibiza den Vorreiter beim Thema Konnektivität.
Der Seat Leon ST bietet viel Platz Seat

Der Clou daran ist, dass Seat das Fahrwerk nicht mehr ganz auf sportlich straff ausgelegt hat, sondern einen guten Kompromiss zum Komfort gefunden hat, mit dem auch ältere Kunden nicht gleich nach jeder Fahrt den Orthopäden aufsuchen müssen. Ist dann noch die Kombi-Variante ST gewählt worden, gibt es für einen Kleinwagen fast schon Platz im Überfluss. Mit 4,24 Metern erreicht der Kleinwagen schon Kompaktwagengröße. Und 430 Liter Kofferraumvolumen liegen auch über den Abmessungen eines VW Golf. Der Ibiza könnte also mit dieser leistungsstarken Variante schon einen Familienurlaub garantieren. Wenn dann noch die angegebenen 4,3 Liter nicht allzu stark verfehlt werden, ist eine Überraschung sogar auf dem dritten Blick geglückt.

Wer es noch sportlicher möchte, greift zum 1,4 Liter großen TSI mit vier Zylindern und 150 PS, aber Not tut es angesichts der überzeugenden Performance, die der 1.0 EcoTSI abliefert, nicht. Dieselfreunde werden ebenfalls mit Dreizylindern und 1,4 Litern Hubraum sowie einem Leistungsspektrum zwischen 75 und 105 PS und einem Verbrauch zwischen 3,5 und 3,7 Litern beglückt.

Seat Ibiza ab 11.990 Euro

Die Preise für den Basisbenziner mit 75 PS beginnen bei 11.990 Euro, als Fünftürer bei 12.690 Euro, der Kombi ST kostet mindestens 13.490 Euro. Für den von uns hochgelobten 1.0 EcoTSI mit 110 PS müssen bereits 16.730 Euro investiert werden als Kombi fallen weitere 1500 Euro an. Schnäppchenpreise sind das nicht, aber hier bleibt die Überraschung aus.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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