Seat Toledo: Keine Frage des Geschmacks

Mit dem Toledo versucht Seat an den Erfolg des Altea anzuknüpfen. Die Limousine glänzt zwar mit ihren Fahreigenschaften, lässt im Innenraum aber zu wünschen übrig.

Frank Mertens

Eines ist sicher: Mit diesem Auto werden Sie polarisieren. Entweder man mag den Seat Toledo - oder man mag ihn nicht. Eine dazwischen liegende Meinung gibt es nicht. Für dieses Entweder-Oder sorgt das Stufen-Heck des Spaniers. An das Hinterteil des Toledo muss man sich erst einmal gewöhnen - so ungewöhnlich hebt es sich von dem ansonsten so sportlich gestylten Rest der Karosserie ab.

Abseits des Geschmacks

Doch abseits aller Geschmacksdiskussionen haben die Spanier ein überzeugendes Auto auf den deutschen Markt gebracht. Vom Toledo will die Volkswagen-Tochter in diesem Jahr 40.000 Fahrzeuge absetzen, wie Seat-Chef Andreas Schleef sagte. Damit versucht man an den Erfolg des Altea anzuknüpfen, der sich bis Ende des vergangenen Jahres mehr als 30.000 mal verkauft hat.

Das Heck des Seat Toledo. Foto: © Werk

Damit dieses Ziel erreicht wird, versuchte Seat bereits kurz nach der Markteinführung am 4. Dezember des vergangenen Jahres den Absatz des Toledo durch Sondermodelle anzukurbeln: Mit dem «Fresh» und der «Sport Edition» können Kunden den Toledo zu einem Preisvorteil von 1140 Euro beziehungsweise 970 Euro bestellen.

Ein wichtiges Argument: Denn günstig ist der Spanier nicht. Die Preisliste für die fünftürige Limousine beginnt für den Toledo Reference mit 1.6 Liter-Benzin-Motor (102 PS) bei 17.690 Euro und endet beim von uns gefahrenem 2.0 TDI-Motor (150 PS) mit dem sechsstufigen Direktschaltgetriebe in der Stylance-Ausführung bei 25.090 Euro. Neben diesen beiden Motorisierungen sind noch der 1.9 TDI (105 PS/22.190 Euro) und der 2.0 FSI (150 PS/22.590 Euro) im Angebot.

Großzügiger Innenraum

Bietet ausreichend Platz. Foto: © Werk

Doch bevor wir zu den Fahrleistungen des Toledo kommen, bleiben wir kurz beim Innenraum. Mit seiner Länge von 4,46 Metern, einer Höhe von 1,57 Meter und einer Breite von 1,77 Meter offeriert der Spanier seinen Passagieren genügend Platz zum bequemen Reisen - und das trifft auch auf den Fond zu. Selbst Großgewachsene sitzen hier sehr angenehm. Die Rücklehnen sind in der Neigung nicht nur verstellbar, sondern lassen sich mit einem leichten Zug an den seitlichen Schlaufen mühelos zu einer ebenen Fläche umlegen. Der Kofferraum bietet - dank des polarisierenden Stufenhecks - beachtliche 500 Liter Volumen.

Billig anmutende Haptik

Das Cockpit des Toledo. Foto: © Werk

Das Cockpit mit seinen Rundinstrumenten liegt gut im Sichtfeld, alle Schalter sind ohne Mühe zu bedienen. Sie liegen dort, wo man sie erwartet. Ärgerlich für ein Auto in dieser Preisklasse sind die billig anmutenden Armaturen: Billiges Kunststoff hinterlässt einfach keinen guten Eindruck. Wie auch beim Altea fehlt dem größeren Bruder ein beleuchtetes Handschuhfach. Ebenso unverständlich ist, dass die Einparkhilfe nur für hinten angeboten wird. Gerade vorne würde sie Sinn machen. Denn wo der Toledo beginnt, lässt sich nur erahnen!

Doch genug genörgelt, kommen wir zum Erfreulichen: Den Fahreigenschaften: Sie sind vorbildlich. In Verbindung mit dem Direktschaltgetriebe - wer die 1500 Euro Aufpreis dafür übrig hat, sollte nicht darauf verzichten - sorgt der 2.0 TDI im wahrsten Wortsinne für viel Fahrspaß. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der agile Toledo in 9,9 Sekunden. Die Federung ist sportlich straff, aber nicht unangenehm. Die Lenkung funktioniert so, wie man es erwartet: Exakt.

Dank der straffen Sitze mit ihrem guten Seitenhalt steht schnellen Kurvenfahrten nichts entgegen. Und der Verbrauch: Kombiniert lag er im Test bei 6,5 Liter Diesel: Ein akzeptabler Wert. Sieht man einmal davon ab, dass der Toledo ohne Partikelfilter angeboten wird, kann das Gesamtpaket als stimmig bezeichnet werden.

Und wer einmal mit dem Toledo unterwegs gewesen ist und sich an seinen Fahreigenschaften erfreut hat, wird sich nicht an den Blicken stören, die kritisch auf das Hinterteil gerichtet sind. Schließlich liegt auch beim Autofahren die Wahrheit vor allem auf dem Platz, pardon, auf der Straße.

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