Schätzchen im Tiefgeschoss

Foto: press-inform

Einen Kombi mit 373 kW / 507 PS, einem rennstreckentauglichen Fahrwerk und sequentiellem Getriebe braucht nun wirklich niemand - die Kritiker tönen, stimmen das Lied vom CO2-Ausstoß und dem drohenden Tempolimit an und rümpfen befremdet die Nase. Nachvollziehbar - fest steht aber, dass Kombis seit vielen Jahren dem schnöden Familienalltag entschwunden sind und gerade als Sportversionen weltweit boomen. Ein Ausflug auf die deutschen Straßen zeigt, dass jeder in einem Kombi sitzen kann.

Singles, Paare oder angehende Großfamilien können sich trotz steigender SUV- und Van-Zahlen nach wie vor für kraftvoll-elegant Lastwagen begeistern. Wenn praktische Modelle mit Huckepack-Hinterteil in der Käufergunst leiden, dann sind es die Normalo-Kombis vom Schlage eines BMW 3er Touring, Opel Vectra Caravan oder VW Golf Variant. Diejenigen, die gerne etwas mehr wollten, konnten sich in den letzten Jahren mit vielen ins Bett legen. Modelle wie Volvo V70 R, Audi S6 Avant oder Mercedes E 63 AMG lockten die finanzstarke Kundschaft, die sich für den etwas anderen Sportwagen begeistern wollte. Wolf im Schafspelz und dezentes Understatement waren gestern - heute zeigt man gerne, was man hat.

Es richtig krachen lassen

Bestes Beispiel ist der noch junge BMW M5 Touring. Nur Dilettanten und Frevler würden die Rennmaschine im drahtigen Dress mit einem Standard-5er verwechseln. 525d oder 530i reichen fraglos aus, um gleichermaßen sportlich und standesgemäß von A nach B zu kommen und noch den Frühstückskorb für die Großmutter unbeschadet und pünktlich ans Ziel zu bringen. Wer sich für einen M5 Touring entscheidet, der will fraglos mehr - viel mehr. Der will es auf der Autobahn auch einmal krachen lassen und zeigen, dass es für ihn eben nicht auch ein 535d oder ein 550i tut, mit dem sich Geschäftsleute und Familien aus Blankenese oder Grünwald gerne schmücken, wenn es eben ein Kombi sein soll.

Mächtig Eindruck schinden

Leistung ohne Ende Foto: Press-Inform

Die vergangene 5er Generation mit der Bezeichnung E 39 verzichtete auf eine imageträchtige Sportversion im Kombigewand. Die hatte es - zugegeben - recht zaghaft bereits als E 34 gegeben. 340 PS stark fräste der M5 Touring der ersten Generation jeden Vergleichskastenwagen in Grund und Boden. Die Nachfrage war gering und so haderten die Münchner beim Nachfolger zu lange und schließlich war es zu spät.

Auch beim aktuellen Modell mit der internen Bezeichnung E 60 machte es man sich intern nicht leicht. Doch längst wusste man, dass Audi wenn auch sehr spät den RS6 im Gewand des aktuellen Modells auflegen würde. Die Anpassungen an den normalen 5er Touring waren gewaltig. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Man erkennt die Potenz, man erkennt den unbändigen Willen des M5 Touring, Eindruck zu schinden und dem schönen Schein auf dem Fuß Taten folgen zu lassen. Eine Pferdestärke muss gerade einmal 3,7 Kilogramm bewegen.

Uferlos hohe Drehzahlen

Der M5 Touring lässt sich auch als Familienkutsche nutzen Foto: Press-Inform

Zehn Zylinder, 507 PS, 520 Nm, uferlos hohe Drehzahlen und brüllende Leistungsschübe - das ist der M5 - eben auch als Touring. 0 auf 100 km/h in kaum fassbaren 4,8 Sekunden und die 250er-Abriegelung interessieren weit mehr als der in dieser Liga wenig berücksichtigenswerte Durchschnittsverbrauch von 15 Litern SuperPlus auf 100 Kilometern.

Man vermisst auch bei ihm die grandiose Handschaltung des Vorgängers. Das supersportliche Getriebe namens SMG mit sieben Stufen ist auf der Rennstrecke eine tolle Sache - im Alltagsbetrieb gibt es deutlich bessere Varianten. Sechs der elf SMG-Programme lassen sich innerhalb der manuellen Schaltfunktion vorwählen. Dabei schaltet der Fahrer von Hand. Einzige Ausnahme: die Funktion «Launch Control», die maximale Beschleunigung aus dem Stand heraus ermöglicht. Die dafür nötigen Schaltmanöver vollzieht das Getriebe selbsttätig jeweils zum idealen Schaltzeitpunkt und mit optimal geregeltem Schlupf. Ergänzend stehen im D-Modus fünf automatisierte Fahrprogramme zur Auswahl. Hier geben sich Limousine und Kombi nichts.

Dass das seinen Preis hat, ist ohne Frage und für die Kundschaft nahezu ohne Bedeutung. 94.100 Euro sind eine Menge Geld für eine grandiose Menge Fahrspaß und mit 1650 Litern Stauraum einen vernünftigen Alltagsnutzen, den beim M5 Touring wohl kaum jemand ernsthaft nutzt. Vielmehr ist der Edellaster BMW M5 Touring ein Imageträger und sieht für viele besser aus als der Viertürer.


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