Saab Sportkombi 9-5 ist nicht erste Wahl

Der Saab 9-5 Sportkombi aus Schweden hat im Gegensatz zur deutschen Konkurrenz einige Schwächen. Am markanten Außen- und schlichten Innendesign scheiden sich die Geister.

Stefan Grundhoff

Saab hat es derzeit doppelt schwer. Die Marketingstrategie anders zu sein und sich so von der breiten Masse abzuheben, reicht nicht mehr aus. BMW, Audi und Mercedes haben neue Modelle auf den Markt gebracht und auch die preiswertere Konkurrenz schafft es immer öfter, in der oberen Mittelklasse mitzumischen. Wie konkurrenzfähig das Flaggschiff des schwedischen Autobauers - der Saab 9-5 Sportkombi mit dem standesgemäßen 2,3 Liter Turbomotor und 220 PS - wirklich ist, soll der Praxistest zeigen.

Flache Scheinwerferlinie ist das Merkmal

Großes Augenmerk legen die Schweden von je her auf das Design. Ein Saab muss aussehen wie ein Saab. Da macht der 9-5 keine Ausnahme. Die typische flache Scheinwerferlinie ist seit Jahren ein markantes Merkmal. Bereits 99er, 900er und 9000er-Modelle zeigten ein solches Gesicht. Mittlerweile wird mehr Gewicht auf die Aerodynamik gelegt, aber die Schweden bleiben ihrer traditionellen Linie treu. Besonders ab der C-Säule macht der Kombi einen üppigen Eindruck.

Unter der Motorhaube, die sich bis über die Kotflügel zieht, arbeiten Vierzylinderbenziner mit Turboaufladung. Der noch im vergangenen Jahr erhältliche 3,0 t V6 fiel aus dem Programm. Unser Testmodell ist mit einem 2,3 Liter großen Vierzylindermotor unterwegs. Dank Turboaufladung leistet er 162 KW/220 PS. In dieser Klasse tritt die Konkurrenz mindestens mit drei Litern Hubraum und sechs Zylindern an, meistens mit Automatikgetriebe.

Die Leistungsdaten des Schweden sind in Ordnung. Das maximale Drehmoment von 310 Nm steht zwischen 1800 und 4000 U/min zur Verfügung. Für «Zwangsbeatmung» sorgt ein Abgasturbolader aus dem Hause Mitsubishi. Den Spurt 0 auf 100 km/h schaffte der 9-5 in 9,4 Sekunden.

Das Heck des Saab 9-5.

Angesichts der 220 PS nicht unbedingt ein berauschender Wert. Besonders die Automatik schluckt eine Menge der Energie. Zudem zerrt die Motorleistung bei starkem Beschleunigen immer wieder nervig an der Vorderachse. Vor allem auf glattem Untergrund oder bei schlechten Fahrbahnbelägen bekommt der knapp 1,8 Tonnen schwere Saab seine Kraft kaum auf die Straße. Dafür baut Saab serienmäßig eine Anti-Schlupf-Regelung ein.

Audi hat es gezeigt. In dieser PS-Klasse ist der Frontantrieb nur die drittbeste Variante. Mit einem Heck- oder Allradantrieb würde sich der 9-5 Kombi deutlich leichter tun.

Turbo sorgt für Kraft

Ist man im fließenden Verkehr unterwegs, stören die Antriebskräfte nicht. Egal ob auf der Landstraße oder der Autobahn, spielt das Auto dank Turbolader seine Stärken aus. Von dem Gedanken an ein sonores Motorgeräusch muss sich der Fahrer jedoch bereits nach dem Start verabschieden. Der Turbo sorgt für Drehmoment und Drehzahl, klingt jedoch allzu oft angestrengt. Es dürfte überraschen, dass das Fünfgang-Schaltgetriebe die bessere Lösung ist und nicht die Automatik.

Die Höchstgeschwindigkeit von gemessenen 228 km/h reicht ebenfalls nicht für die erste Reihe, ist jedoch zufrieden stellend. Der Durchschnittsverbrauch des Saab 9-5 2,3 T betrug im Praxistest durchschnittlich 11,8 Liter Super auf 100 Kilometer. Angesichts von Automatikgetriebe, Winterreifen und der hohen Motorleistung ist das ein standesgemäßer Verbrauch.

Das Fahrwerk ist betont komfortabel ausgelegt. Kurze Wellen schluckt es ohne jegliche Probleme. Bei längeren Wellen schaukelt sich die 4,82 Meter lange Karosserie jedoch auf. Beim Bremsen, Gas geben und in schnellen Kurven machen sich nicht selten störende Nick- und Wankbewegungen bemerkbar. Ein bisschen harmonischer und eine Spur dynamischer hätte man den ansonsten sportlichen Schweden durchaus abstimmen können. Serienmäßig hilft dem Fahrer das elektronische Stabilitätsprogramm. Die Lenkung arbeitet trotz störender Antriebskräfte durchaus präzise.

Das Cockpit ist schlicht und funktional.

Schmucklose, aber funktionale Armaturen

Im Innenraum zeigt sich der Saab 9-5 Kombi gut verarbeitet und sehr geräumig. Die Sitze sind bequem und haben Langstreckenkomfort. Selbst groß gewachsene Fahrer haben keine Probleme, die richtige Sitzposition zu finden. Das Cockpit des Saab 9-5 ist dagegen Geschmackssache. Klare Bedienelemente und Anzeigen auf der einen Seite - wenig Design und Charme auf der anderen. Saab-Fans mögen eben diese Schlichtheit, denn der Fahrer findet sich bereits nach wenigen Sekunden zurecht.

Das Lederlenkrad liegt gut in der Hand. Einzig die Bedieneinheit der Fensterheber in der Mittelkonsole ist ungünstig platziert. Die Schalter für ESP und Nebelscheinwerfer befinden sich links neben der Lenksäule und sind von unübersehbarer Größe.

Der 2,70 Meter lange Radstand lässt auch den Passagieren in der zweiten Reihe genügend Platz. Das Kofferraumvolumen liegt im Normalfall bei nicht gerade üppigen 416 Litern. Wer die Rückbank umklappt, hat immerhin fast 1500 Liter Stauraum. Erfreulich sind die niedrige Ladekante und die ebene Ladefläche.

Teures Vergnügen

Der Preis für einen Saab 9-5 2,3 T Sportkombi in der edlen Ausstattungsvariante Arc liegt bei 38.050 Euro. Serienmäßig an Bord ist dafür eine komplette Ausstattung mit ASR, ESP, Front-, Seiten- und Kopfairbags, Aktivkopfstützen sowie ABS. Für Komfort und Optik sorgen Alufelgen, Ledersitze, Bordcomputer und CD-Soundsystem. Eine gute Wahl ist das Prestige-Paket (1850 Euro) mit elektrischen Sitzen, Sitzheizung vorn und hinten, Bi-Xenon-Scheinwerfern und Alarmanlage.

Zudem bietet das Business-Paket mit abblendbaren Spiegeln, Parking Assistance, Freisprecheinrichtung und Tempomat den nötigen Reisekomfort. Mit Navigationssystem kostet das Paket jedoch 3800 Euro. So knackt ein gut ausgestatteter Saab 9-5 2,3 T Sportkombi die 45.000-Euro-Marke problemlos.

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