Rumpelstilzchen trifft Milchmädchen

Lada 1119 Kalina 16 V mit Autogas

Lada hat den 1119 als erstes Modell der neuen Kalina-Reihe mit Autogas ausgestattet. Das Fließheckmodell des Kleinwagens überrascht den Fahrer nicht nur in der Kurve.

Von Thomas Flehmer

Schwere Zeiten müssen derzeit die Fahrer von Fahrzeugen mit Autogas durchleben. Der Kraftstoff machte nicht den rasanten Absturz der Preise für Benzin und Diesel mit. Um die 67 Cent müssen derzeit für einen Liter des flüssigen Gases angelegt werden. Das erscheint auf den ersten Blick immer noch eine gute Bilanz zu ergeben. Neben Chevrolet und Subaru setzt auch Lada stark auf LPG und bietet seine Modelle mit dem alternativen Kraftstoff an. Der Kalina 119 16 V ist nun das erste Modell der neuen Kalina-Baureihe, das mit Autogas in Deutschland unterwegs ist.

Ähnlichkeit mit früherem Corsa

Dass der Kleinwagen, den es auch als Kombi oder Stufenheck-Limousine gibt, flüssiges Gas durch seine Adern laufen lässt, ist ihm dabei nicht anzusehen. Die charakteristischen Kanten osteuropäischer Modelle zu Zeiten des kalten Krieges sind gewichen.

Von außen kann der Kalina 1119 auch gut als ein Opel Corsa einer früheren Generation durchgehen. Auch der Innenraum hat sich den geänderten Windrichtungen angepasst. Zwar herrscht eine Plastikwelt vor, doch eine recht übersichtliche. Die Bedienbarkeit ist bis auf das nicht überzeugende Radiosystem von JVC gegeben.

Großzügiges Lenkradspiel

Angenehmes Ambiente Foto: Lada

Die Sitze sind etwas zu kurz geraten und auch der Seitenhalt ist vorn nicht immer gegeben. Hinten dagegen können selbst größere Personen ohne Platzangst an der Fahrt teilnehmen. Ist die Sitzbank umgeklappt, avanciert der Personentransporter zum brauchbaren Lastesel für den Supermarkt-Einkauf. Der wird sicher und flott nach Hause chauffiert, soweit die Straßen geradeaus verlaufen.

Denn eine stärker angewinkelte Kurve kann schon schwere Sicherheitsbedenken nicht nur für die Inhalte sämtlicher Plastik- und Jutetaschen nach sich ziehen. Da das Spiel des Lenkrads äußerst großzügig eingestellt wurde, mutiert der Fahrer innerhalb von Sekundenschnelle zum zappelnden Rumpelstilzchen, dass ein paar Lenkradbewegungen mehr als gewöhnlich bearbeiten muss, um den jeweiligen Kurvenwinkel unbeschadet zu überstehen.

Knappe 240 Kilometer

Ähnlichkeiten mit einem Opel Corsa früherer Tage sind nicht von der Hand zu weisen Foto: Lada

Das alles ist vergessen, wenn es geradeaus geht, wie auf der Autobahn. Das Auto macht sich auch im Gasbetrieb auf der linken Spur prächtig und hält gut mit. Doch die eigentlich vorstellbare gute Bilanz wird doch getrübt. Die rund 240 Kilometer auf der A24 zwischen Schwarzenbeck und Berlin-Stolpe werden nicht allein durch den Betrieb mit Flüssiggas bewältigt. Unnachgiebig geht ein grünes Licht nach dem anderen auf dem auf der Mittelkonsole montierten Füllstandsanzeiger des Flüssiggas-Tanks aus. Kurz vor Berlin in Höhe Oberkrämer erlischt das letzte Licht, die Zeit des Superbenzins bricht wieder an. 23 Liter Gas für rund 16 Euro bei einem Literpreis von 69 Cent schluckte der Kalina bei moderater Fahrweise insgesamt.

Nehmen wir zum Vergleich realistische 18,5 Liter Benzin für die selbe Strecke mit einem durchschnittlichen Kleinwagen, kommen wir derzeit auf Kosten von 20,55 Euro - wohlgemerkt für 240 Kilometer. Das macht einen finanziellen Unterschied von etwa circa 2,10 euro auf 100 Kilometer. Ab welchem Kilometerstand sich die Kosten für eine Umrüstung auf Autogas über 2100 Euro tragen, ist eine weitere Rechenaufgabe für Milchmädchen. Denn immerhin müssen 100.000 Kilometer absolviert werden, ehe sich der Preisvorteil rechnet.

Keine Beiträge vorhanden