Rollende Unvernunft

BMW X6 M

Rollende Unvernunft
BMW X6 M © Foto: BMW

Mit dem BMW X6 M kommt im Herbst ein 555 PS starker SUV auf den Markt. Das Auto bietet neben unbändiger Leistung auch eine tolle Fahrdymik, leider auch einen unzeitgemäß hohen Verbrauch.

Von Frank Mertens

Passt ein solches Auto überhaupt noch in unsere Zeit? Natürlich kann man diese Frage stellen, sagt Kay Segler. Die Antwort liefert der neue Chef der M GmbH von BMW gleich mit. «Definitiv ja.» Widerspruch lässt Segler gar nicht erst zu. Er verweist auf die hohe Nachfrage nach einem Fahrzeug wie dem X6 M bei den Kunden in den USA, Rußland oder China. Das SUV-Segment ist ein wichtiges Segment, betont Segler. Deshalb will man das Feld auch nicht der Konkurrenz von Mercedes mit einem ML 63 AMG oder einem Porsche Cayenne Turbo überlassen.

Kein direkter Mitbewerber

Zwar sieht Segler für den X6 M keine direkten Mitbewerber, doch ein wenig dürfte auch er auf die Konkurrenz aus Stuttgart schielen. Deshalb hieß die Devise beim X6 M auch nicht kleckern, sondern klotzen. «Dieses Auto ist ein technischer Meisterwerk», preist Segler dieses mehr als 2,3 Tonnen schwere Trumm von einem Auto an. Das Allrad-Coupe stellt mit seinem V8-Motor aus einem Hubraum von 4395 Kubikzentimer eine Höchstleistung von 555 PS zur Verfügung.

Das Cockpit des X6. Foto: BMW

Das sind für einen SUV mehr als beachtliche Leistungsdaten. Doch solche Leistungsdaten sind nicht umsonst zu haben. Sie gehen einher mit ebenso beachtlichen Verbrauchswerten. 13,9 Liter werden hier vom Hersteller angegeben. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 325 Gramm - pro Kilometer wohlgemerkt.

Rollende Unvernunft

Leistet 550 PS, der Motor des BMW X6 M Foto: BMW

Das sind die Daten, die für viele die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines solchen Fahrzeuges aufwerfen. Für Kritiker ist dieser 108.500 Euro teure X6 M schlicht die rollende Unvernunft. Für die solvente Klientel der M GmbH hingegen ein Statussymbol. Ihnen ist es egal, dass bereits das Serienmodell des X6 polarisierte. Sie wollen nicht nur die Vorzüge eines SUV genießen, sondern zugleich einen Sportwagen bewegen - und das in ein und demselben Auto. Das bietet der X6 M in Reinkultur.

Das Logo am Heck. Foto: BMW

Denn dieses Schwergewicht, gebaut wird es übrigens im US-Werk in Spartanburg, ist ein Ausbund an Agilität. Selbst auf der Rennstrecke gibt dieses Auto eine Performance ab, die man sonst nur von klassischen Sportwagen kennt. Gut, bauartbedingt ist im X6 die Kopffreiheit für Großgewachsene im Fond ausgesprochen begrenzt und auch der Kofferraum lässt sich aufgrund der hohen Ladekante nur mühevoll beladen, aber das sind Einschränkungen, die man für die Performance des X6 M in Kauf nimmt. Wer übrigens fünf statt vier Plätze haben will, kann bei gleicher Leistung auf das Technikpaket zurückgreifen und 2500 Euro sparen.

Doch bleiben wir kurz auf der Rennstrecke, auf die sich mit diesem Auto indes selten ein Kunde verirren dürfte. Tut er es wider Erwarten doch, kann er erleben, wie dieses Schwergewicht harmonisch in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 sprintet, seine Höchstgeschwindigkeit bei abgeregelten 250 km/h erreicht.

Technische Highlights

Die Automatik des X& M Foto: BMW

Sein spontanes Ansprechverhalten lässt sich auf einen zylinderbank-übergreifenden Abgaskrümmer zurückführen, wobei Turbolader und Katalysator ebenso zwischen den Zylinderbänken positioniert sind. So stellt der X6 M sein maximales Drehmoment von beeindruckenden 680 Newtonmetern zwischen 1500 und 5650 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung. Das System hat sich BMW gleich patentieren lassen.

Die Kraftübertragung erfolgt über ein automatisches Sechsgangetriebe, das auch über Schaltpaddels am Lenkrad bedient werden kann. Die Lenkung selbst ist eine Servotronic, die mit zwei Kennfeldern funktioniert. Eine für niedrige Geschwindigkeiten und eine für sportliche Fahrsituationen, bei denen erhöhte Bedienkräfte vom Fahrer abverlangt werden. Das funktioniert für jede dieser beiden Fahrsituationen prima.

Serienmäßige Luftfderung

Die Seitenlinie des X6 M Foto: BMW

Das Fahrwerk verdient sich mit seiner serienmäßigen Luftfederung mit Niveauregulierung an der Hinterachse und einer aktiven Wankstabilisierung Bestnoten. Natürlich lässt sich das Fahrwerk mit seinem Allradantrieb durch den aktivierbaren M Dynamik Modus auch ausgesprochen heckbetont auslegen. Entsprechend kann man sich über Drifts in der Kurve freuen. Auch wenn der X6 fahrdynamisch mit Bestnoten aufwartet, fühlt man sich mit ihm auf der Rennstrecke doch irgendwie deplaziert.

Mit Blick auf den Verbrauch bekommen zumindest nachdenkliche Menschen ein schlechtes Gewissen. Denn die 13,9 Liter sind natürlich nur ein theoretischer Wert, den wir bei den Testfahrten gerade einmal bei kontinuierlicher Landstraßenfahrt mit Tempo 80 bis 90 km/h erreicht haben.

Das Heck des X6 M von BMW Foto: BMW

Wer es sportlicher mag, darf sich dann schon mal auf einen Verbrauch jenseits der 20 Liter einstellen - und damit auch auch auf einen CO2-Ausstoß jenseits von 325 Gramm pro Kilometer. Die Frage, ob das noch in unsere Zeit passt, mag jeder für sich selbst beantworten.

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