Retro-Van überzeugt mit neuem Diesel

Der Chrysler PT Cruiser polarisiert die Autofahrer wie kein zweites Modell im Straßenverkehr. Mit dem Facelift sechs Jahre nach der Markteinführung hat das Retro-Mobil nun auch einen vorzeigbaren Dieselmotor erhalten.

Von Thomas Flehmer

Für rund zwei Drittel aller Autofahrer ist das Design des zukünftigen Fortbewegungsmittels ein entscheidender Punkt beim Kauf eines Autos. Beim PT Cruiser von Chrysler teilt sich die potenzielle Kundschaft schon nach dem ersten Blick in Freunde oder Gegner auf. Insgesamt 875.000 Freunde gewann der im mexikanischen Toluca gefertigte Retro-Van bisher, in Deutschland wurden im vergangenen Jahr 4772 Modelle verkauft.

Außen wenig Veränderungen

Grund genug für die Macher von Chrysler, die sechs Jahre nach dem Verkaufsstart erstmals überarbeitete Version von außen nicht großartig zu verändern. Auf den ersten Blick fühlt man sich weiterhin in das Chicago der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt.

Neu gestaltete Scheinwerfer und ein Dachspoiler sind die einzigen Veränderungen gegenüber dem Einstiegsmodell. Ansonsten vermitteln viele Rundungen an Front, Heck und den Kotflügeln vor allem Gemütlichkeit - der PT Cruiser heißt ja nicht umsonst Cruiser.

Gewaltiger Wendekreis

Die wichtigsten Veränderungen des 4,28 Meter langen Cruisers geschahen dafür innen. Anstatt billiger Plastik kommt das Interieur nun deutlich wertiger daher, auch wenn die Ausstattung schlicht bleibt. Trotzdem scheiden sich auch hier die Geister. Neu gestylte, gut konturierte Sitze lassen den einen Passagier aufstöhnen, der andere freut sich über das Leder, das aus den Sitzen fast schon Sessel macht.

Die Innenausstattung verrät gleichzeitig etwas über die Zielgruppe des PT Cruisers. Zwischen dem Beifahrerairbag und dem Handschuhfach ist ein Griff angebracht, der das Ein- und Aussteigen erleichtern soll. Schlecht nicht nur für die reifere Bevölkerung ist die Sicht aus dem Heckfenster. Die kleine Scheibe wird von den Kopfstützen der Rücksitze fast vollständig verdeckt. Ebenso unpraktisch ist der Wendekreis, den Daimler mit 11,1 Metern angibt. In der Realität glaubt man aber, einen Kleinlaster zu steuern. Dafür arbeitet die Lenkung leicht, ohne die Bodenhaftung zu verlieren.

Übersichtliche Armaturen

Übersichtliche Armaturen Foto: Werk

Ungeteilt ist die Freude über die übersichtlich angelegten Armaturen, lediglich die Bedienung des Scheibenwischers benötigt etwas Eingewöhnungszeit. Auch hinten sitzen die Passagiere bei einem großzügigem Radstand von 2,16 Metern bequem, allerdings nur, wenn lediglich zwei Personen anwesend sind. Ist die Sitzbank mit drei Mitfahrern voll belegt, sollten nur kürzere Fahrten unternommen werden.

Vor allem auch deshalb, weil der Kofferraum lediglich gefühlte 200 Liter fasst. In der Realität stehen 521 Liter und bei umgeklappten Rücksitzen 2150 Litern zur Verfügung, doch die nicht retro, aber veraltete und schlecht zu händelnde Kofferraumabtrennung scheint das zur Verfügung stehende Volumen förmlich zu schrumpfen. Ein Kinderwagen und ein paar Taschen haben aber gut Platz.

Starker, leiser Diesel

Auf den zweiten Blick geräumiger Kofferraum Foto: Werk

Auch unter der Haube hat sich Chrysler angestrengt. Besonders der von uns getestete 2.2 CRD-Commonrail-Diesel, der auch in der C- und E-Klasse von Mercedes arbeitet, lässt die eher schwachen Motoren der vergangenen Modelle schnell in Vergessenheit geraten. Dank 110 kW/150 PS und einem Drehmoment von 300 Nm, das zwischen 1600 und 3000 Umdrehungen pro Minute anliegt, kann der Vierzylinder punkten. Es dauert zwar einen kleinen Moment, ehe der 1,6 Tonner seine Kraft entfaltet, doch dann steht dem Fahrspaß nichts im Wege.

Innerhalb von 10,8 Sekunden ist der Cruiser auf 100 und somit 1,4 Sekunden schneller als das Vorgängermodell. Dank Verbesserungen am Fahrwerk und der Dämmung sind Vibrationen und Unebenheiten der Straße nicht großartig zu spüren. Auch bei hohem Tempo auf der Autobahn braucht man sich nicht anzuschreien. Erst beim Annähern der Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h (der Tacho zeigte auch schon mal 200 an) stört nicht der Motor, sondern der Fahrtwind. Dafür stört die anschließend anfallende Tankrechnung. Denn bei schneller Fahrweise kommt der PT Cruiser auf gut zehneinhalb Liter auf 100 Kilometern.

Kein ESP in Sicht

Auch hinten rund Foto: Werk

Anders sieht es beim 1.6-Benziner aus. Die lediglich 85 kW/116 PS machen sich deutlich bemerkbar ebenso wie der höhere Geräuschpegel. Deshalb sollte der Diesel die bessere Wahl sein, auch wenn Euro4 ohne serienmäßigen Partikelfilter erreicht wird. Der Filter kann aber für teure 750 Euro nachgerüstet werden. Was aber weiterhin fehlt und gerade für die überarbeitete Version als nicht mehr zeitgemäß aufstößt, ist das fehlende ESP, das nicht einmal gegen Aufpreis zu erhalten ist. Airbags und ABS bleiben die einzigen Sicherheitfeatures.

Doch am fehlenden ESP stößt sich der potenzielle Käufer des PT Cruiser ebenso wenig wie am fehlenden Partikelfilter. Das einzigartige Design ist es, was das Retro-Mobil ausmacht. Ab 19.990 Euro kann der Spaß beim Diesel beginnen, der kleine Benziner kostet in der Einstiegsversion 4000 Euro weniger. Als Rabatt - auch wenn Chrysler das nicht gerne hört - erhält der Kunde den kostenlosen Servicevertrag «5-Sterne-Premiumpaket». Alle Kosten für Inspektionen, Instandhaltungen und Versschleißreparaturen sind innerhalb von vier Jahren oder 50.000 Kilometern abgedeckt. Das nimmt der Kunde gerne mit - am wichtigsten bleibt beim PT Cruiser aber das Design - und nichts anderes.











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