Renault Demo Car Symbioz erklimmt Level 4

Automatisiert, vernetzt und emissionsfrei

Renault Demo Car Symbioz erklimmt Level 4
Ab 2023 will Renault den Symbioz in Serie bringen. © Renault

Renault forciert das automatisierte Fahren. Das Demofahrzeug Symbioz übernimmt die Kontrolle über das Fahrzeug gestaltet den Aufenthalt der Insassen sehr angenehm.

Erst vor kurzem haben die Spezialisten des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) die Zahl der automatisierten Fahrzeuge im so genannten Level 3 im deutschen Verkehrsalltag von 2030 auf gerade einmal 15 Prozent beziffert. Renault will schon früher eine Stufe höher klettern. Der Schritt von Level 3 auf Level 4 ist dabei ein gewaltiger, da im oberen Level der Fahrer erstmals die Verantwortung ganz dem Fahrzeug überlässt und sich selbst bequem zurücklehnen kann.

„Wir wollen ab 2023 mit Fahrzeugen auf dem Level 4 ohne Emissionen, voll vernetzt und automatisiert am Verkehr teilnehmen“, sagte Mathieu Lips, Projektleiter der Studie Symbioz. Das auf der IAA im September Weltpremiere feiernde Modell wurde in der Zwischenzeit weiterentwickelt und darf nun auf besonderen Strecken in Frankreich am Verkehr teilnehmen.

Zwei Motoren an der Hinterachse

Ausgestattet mit insgesamt 36 Radar-, Lidar- Kamerasystemen und Sensoren ist die 4,92 Meter lange Limousine ein Vorgriff auf die Zukunft und stellt das auch äußerlich dar. Lediglich 1,44 Meter hoch ist das in eine Alukarosserie gehüllte Einzelstück, dessen Aussehen ebenso futuristisch gestaltet ist. Die geschlossene und bullige Front deutet auf den Elektroantrieb hin, die neue und ebenso bullige Lichtsignatur macht mächtig Eindruck.

Dieser wird verstärkt, wenn der trotz Leichtbauweise immerhin 2,2 Tonnen schwere Symbioz auf per Smartphone erteilten Befehl selbstständig vorfährt und zum Einsteigen einlädt. Dem Fahrer stehen dann je nach Fahrmodus zwischen 360 und 500 kW sowie bis zu 550 Newtonmeter zur Verfügung. Dann werden die beiden an der Hinterachse montierten Elektromotoren zum Rotieren motiviert.

Neues Leben an Bord

Das Cockpit des Symbioz. Foto: Renault
Das Leben an Bord wird sich ändern. Foto: Renault

Dabei stehen drei Fahrstufen zur Verfügung. Im Classic- und Dynamic-Modus kontrolliert der Fahrer noch selbst alle Funktionen. Im AD-Modus (Autonmous Driving) gibt der Fahrer die Verantwortung an den Wagen ab und kann sich zurücklehnen und mit anderen Sachen beschäftigen. Die Sitze in dem Prototypen lassen sich dann ein wenig drehen, sodass Fahrer und Beifahrer besser kommunizieren können.

Dank geplanten OnBoard-Wifi mit G5 können die Insassen sich dann auch Filme in HD-Qualität auf den von LG stammenden Monitoren während der Fahrt anschauen. Renault selbst arbeitet zudem mit der Gaming Company UB Soft zusammen, sodass wohl auch Videospiele in der Angebot hineinrutschen könnten. Von Devialet stammenden spezielle Lautsprecher, die nicht in die Türen integriert sind. So werden Vibrationen verhindert und der Klanggenuss strömt ungefiltert in die Ohren der Insassen. Eins wird dadurch deutlich: Der Aufenthalt im Auto der Zukunft wird sich auf alle Fälle verändern und mehr Komfort als je zuvor spenden. „Wir haben neues Leben an Bord“, sagt Lips.

Automatisiert durch die Mautstation

Das Heck des Symbioz. Foto: Renault
Auch das Heck des Symbioz ist markant gestaltet. Foto: Renault

Damit sich die Personen entspannt zurücklehnen können, müssen vorher die Parameter für die Fahrt stimmen. Die Radar-, Lidar- oder Kamerasysteme steuern die Antriebs- und Sicherheitsspezialisten von IAV sowie die Zulieferer Valeo und Continental bei. Die hochgenauen Karten stammen von TomTom und sollen laut Lips 20 Mal besser sein als ein GPS-Signal, auch wenn mal die Seitenstreifen einmal fehlen. Der Autobahnbetreiber Sanef steuert die Infrastruktur bei, mit der das Demo-Fahrzeug ganz selbstständig die diversen Mautstationen passieren kann.

Um diese Selbstständigkeit zu ermöglichen, müssen der Fahrer und natürlich auch die weiteren drei Insassen so viel Vertrauen aufbauen, damit das Fahrzeug auch automatisiert fahren kann. Das passierte auf der Autobahn A13 zwischen Paris, Rouen und Caen ohne jegliche Ängste. Der Symbioz passierte ganz allein nicht nur die Schnellstraße, sondern führte auch Fahrspurwechsel selbstständig aus.

Probleme bei dichtem Nebel

Dass dem noch jungen Demo-Fahrzeug noch nicht alles gelang, sollte nicht überbewertet werden. Bei starkem Nebel und einer Sichtweite von vielleicht 50 Metern verweigerte der autonome Modus den Dienst, sodass der Fahrer selbst am Lenkrad bleiben musste. Für Renault ein Hinweis auf weitere Optimierungen der Systeme.

Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass der Prototyp sich noch in der Frühphase befindet. Zudem können bei Level 4 auch noch den Fahrer ans Steuer. Das ist bei Level 5 nicht mehr möglich, da dort dann Gaspedal und Lenkrad fehlen werden. Und außerdem bleibt auch noch viel Zeit zur Feinjustierung der Stellschrauben, auch wenn die Level 4-Fahrzeuge ab 2023 auf den französischen Straßen unterwegs sein sollen. Wir werden sehen, welche Prognose eher eintreffen wird.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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