Renault Koleos: Der Letzte seiner Linie

Eng verwandt mit dem Nissan X-Trail

Renault Koleos: Der Letzte seiner Linie
Der neue Renault Koleos verfügt über höhere Erfolgschancen © Renault

Renault probt einen neuen Anlauf im Segment der Mittelklasse-SUV. Der neue Koleos verfügt dabei über mehr Überlebenschancen als sein eher erfolgloser Vorgänger.

Von Thomas Flehmer

400.000 Einheiten sind an sich eine stolze Zahl. Die Renault-Nissan-Allianz hat seit 2010 rund 430.000 Elektrofahrzeuge abgesetzt. Die Zahl 400.000 kann aber auch eine Story darstellen, die nicht so viel Erfolg hinter sich herzieht. Zwischen 2008 und 2015 – also in einem Zeitraum von acht Jahren – wurden rund 400.000 Einheiten der ersten Generation des Koleos weltweit in Kundenhand übergeben, ehe die Produktion eingestellt wurde.

Zwei Jahre später kann sich der weiterhin im koreanischen Busan bei Samsung gefertigte Nachfolger Hoffnungen machen, seinen Vorgänger in Sachen Erfolg zu überholen. Zum einen zählt das Segment der Mittelklasse-SUV auch weiterhin zu den am stärksten wachsenden Segmenten, zum anderen hat der neue Koleos Eigenschaften erhalten, die mehr Verkäufe versprechen.

Mehr Chancen für Renault Koleos mit Mainstream-Design

Da ist zunächst einmal der Auftritt an sich. Während Koleos Nummer eins mit einer eigenen optischen Linie nicht gerade zum eigenen Vorteil polarisierte, fügt sich Koleos Nummer zwei in den SUV-Einheitsbrei ein, wovon sich alle Hersteller aber mehr Stückzahlen versprechen. So vollendet das große SUV die Design-DNA, die mit Captur und Kadjar gelegt wurden. Die große Renault-Rhombe in der Mitte des Kühlergrills, auffällige Scheinwerfer sowie eine ganz eigenständige Lichtsignatur am Heck mit den verlängerten Rückleuchten, die dem Koleos ganz eindeutig französische Wurzeln bescheinigen. Die Motorhaube hingegen ähnelt der des Talisman.

Ein angedeuteter Unterfahrschutz sowie 210 Millimeter Bodenfreiheit und ein Böschungswinkel von 19 Grad vorn und hinten attestieren dem 4,67 Meter langen Koleos die Fähigkeit für Geländefahrten vor allem auch dann, wenn der optionale Allradantrieb gewählt wird. Der doppelte Auspuff hingegen soll die Dynamik des je nach Konfiguration 1,6 bis 1,8 Tonnen schweren Crossovers unterstreichen. Zwei Tonnen Anhängelast zeugen von einer gewissen Zugkraft des Koleos, der sich die Plattform mit dem X-Trail von Allianzpartner Nissan teilt.

Einheitliche Designlinie im Cockpit

Der neue Renault Koleos verfügt über höhere Erfolgschancen
Das Cockpit des Koleos ist schon aus Espace, Scenic und Talisman bekannt Renault

Das Cockpit ist ein fast identisches Abbild der zuletzt erschienenden Espace oder Scenic. Ein in der Mitte des Armaturenbretts angebrachter 8,7 Zoll großer Touchscreen, über den diverse Funktionen angewählt oder eingestellt werden können, dominiert ab der zweiten Ausstattungsvariante Intens den vorderen Bereich. Allerdings reagiert auch hier das Navi ebenso langsam wie in den anderen Modellen, was mitunter verwirrt. Ambientelicht ist auch im Koleos eine nette Spielerei, sinnvoller hingegen sind die Fahrassistenzsysteme wie Notbrems-, Fernlicht- und Toter-Winkel-Assistent oder der aktive Spurhalter sowie die Einpark-Hilfe. Einen adaptiven Tempomaten, der teilautonom reagieren könnte, ist dabei noch nicht im Programm.

Für Komfort sorgen Ledersitze oder ein beheizbares Lenkrad sowie die beheizbare Windschutzscheibe oder ein Bose-Soundsystem. Aber auch 2,71 Meter Radstand sowie ein Kofferraumvolumen zwischen 579 und 1795 Litern tragen zum Wohlbefinden bei, da es an Platz nicht mangelt und sich alle Insassen mehr oder weniger ausstrecken und die Fahrt genießen können.

Zwei Diesel zur Auswahl für den Renault Koleos

Der neue Renault Koleos verfügt über höhere Erfolgschancen
Der Koleos könnte auch Geländefahrten bewältigen Renault

Zwei Diesel – allen Diskussionen zum Trotz – stehen zur Verfügung, gerade im SUV-Segment bei einem Dieselanteil von etwa 85 Prozent nicht ungewöhnlich. Als Volumenmodell soll sich dabei der Top-Selbstzünder mit 130 kW/177 PS herausschälen, den es in Deutschland nur in Verbindung mit Allradantrieb gibt. Ausgestattet mit einem Drehmoment von 380 Newtonmetern, die bei 2000 Umdrehungen anliegen, gelingt der Sprint dann in 10,7 Sekunden. Bei 202 Stundenkilometern wird der Anker geworfen. Auf dem Weg dahin gibt sich der zwei Liter große Diesel souverän laufruhig, wenn das manuelle Sechsganggetriebe gewählt wird. Mit dem in Asien üblichen CVT-Getriebe X-tronic gestaltet sich der Vortrieb zäher, auch wenn der Sprint 1,2 Sekunden schneller beendet sein soll. Dafür verbraucht der automatisch schaltende Koleos mit 5,8 Litern einen halben Liter mehr als bei der manuellen Schaltung.

Wer sich mit 96 kW/130 PS begnügen kann, wird aber auch nicht enttäuscht. Hier dauert der Sprint 11,4 Sekunden und bei 184 Stundenkilometern ist schon Schluss, doch entpuppt sich der kleine Selbstzünder mit 1,6 Litern Hubraum und einem Drehmoment von 320 Newtonmetern keinesfalls als lahme Ente. Allen gleich ist das gute Fahrwerk, das die Unebenheiten des Asphalts oder der Schotterstrecke gut ausgleicht. Aber der Koleos wird trotz seiner Geländefähigkeit eher auf die Boulevards des urbanen Alltags abzielen und gibt auch dort eine gute Figur ab – Mainstream zieht halt.

Renault Koleos ab 30.900 Euro

Vor allem dann, wenn der Mainstream sich auch preislich einreiht. Bei 30.900 Euro beginnen die Preise für den bereits in der Basis recht gut bestückten dCi 130. 17 Zoll Leichtmetallfelgen und Klimaautomatik sind dann schon ebenso dabei wie Einparkhilfe, schlüsselloser Zugang, R-Link2 sowie Tempopilot und Notbremsassistent.

Bei 35.150 Euro startet der dCi 175, mit X-tronic bei 37.050 Euro. 44.500 Euro zahlen diejenigen, die alles, was das Konzernregal hergibt, auch genießen wollen. Rund 65 Prozent sollen sich für den großen Diesel entscheiden und dazu beitragen, dass zum einen die 400.000 Einheiten des Vorgängers gerissen werden und eine Erfolgsstory geschrieben werden kann. Sollte dies nicht oder nur wenig besser gelingen, stellt die zweite Generation des Koleos nicht nur den Abschluss der Crossover-Designline nach Captur und Kadjar dar, sondern leitet auch das eigene Ende ein.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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