Renault Captur: Ein starker Auftritt

Renault Captur: Ein starker Auftritt
Vom Renault Captur wird es auch einen Plug-in-Hybrid geben. © Axel F. Busse

Im kommenden Jahr wird der neue Renault Captur auf den Markt kommen. Das SUV der Franzosen wird es dann auch als Plug-in-Hybrid geben.

Die kleinen Rabauken aus dem so genannten B-Segment, die mit ausgestellten Radhäusern, dunkler Beplankung, Unterfahrschutz und Kontrastfarben auf dicke Hose machen, aber selten über Allradantrieb verfügen, sind längst nichts Besonderes mehr. Das war 2014, als die erste Captur-Generation vorfuhr, noch ganz anders. Nur der Konzern-Cousin Nissan Juke buhlte um die gleiche Kundschaft, heute gibt es rund 20 Konkurrenten europäischer und auch asiatischer Marken.

Umso erstaunlicher: Der Renault Captur konnte sich nicht nur behaupten, sondern legte auch in Deutschland mit jedem neuen Jahr auf dem Markt zu. Gewöhnlich ist das ganz anders: Nach einem steilen Anstieg flacht die Nachfragekurve zusehends ab, potenzielle Kunden schieben sogar die Anschaffung hinaus, wenn ein neues Modell angekündigt ist. Nicht so beim Captur. Er wird nach allen Prognosen selbst im Auslauf-Jahr der ersten Generation den Absatz von 2018 übertreffen.

Captur um elf Zentimeter gewachsen

Das Cockpit des neuen Renault Captur. Foto: Renault

Was steckt Geheimnisvolles in dem Wagen, der jetzt um elf Zentimeter wuchs und mit nunmehr 4,23 Metern Länge schon Kompaktklassenformat hat? Man erinnere sich: Der VW Golf der sechsten Generation war vier Zentimeter kürzer. Ein breiterer Grill und eine höhere Gürtellinie sollen dem Captur eine markantere optische Präsenz verleihen, die Rückansicht zeigt eine breitere Schulter und auffällige, sichelförmige Gläser der Heckleuchten. Sie führen das Gestaltungsthema fort, das durch das Tagfahrlicht an der Front gesetzt wird. Ob die winzigen Lampen für Blink- und Bremslicht tatsächlich einen Fortschritt darstellen, muss sich in der Praxis erweisen.

Letztlich kann es wohl nur die Summe seiner Eigenschaften sein, die den Captur für viele attraktiv macht, ein harmonisches, statt polarisierendes Äußeres, eine solide Grundausstattung, hinreichend wirtschaftliche Antriebe. Die werden künftig von drei Ottomotoren und einem Dieselaggregat dargestellt, worunter eine ist, die alternativ auch LPG („Liquid Petroleum Gas“) tanken kann. Durch die Wahlmöglichkeit zwischen manuellen und automatischen Getrieben ergeben sich insgesamt sieben Antriebsvarianten.

Ab 2020 ein Plug-in-Hybrid

Die Sitze im Renault Captur bieten einen guten Seitenhalt. Foto: Renault

Zusätzlich soll im Frühjahr 2020 ein Plug-In-Hybrid das Angebot ergänzen. Dabei wird ein 1,6-Liter-Benziner von zwei Elektromotoren und einer Batterie mit einer Kapazität von 9,8 kWh unterstützt. 45 Kilometer soll man mit dieser Antriebsform rein elektrisch zurücklegen können. Die emissionsfrei erzielbare Höchstgeschwindigkeit liegt laut Renault bei 135 km/h. Die Systemleistung wird bei 160 PS liegen. Eine ausschließlich elektrisch betriebene Version sei dagegen nicht in Planung, heißt es.

Einstiegsmotor wird ein 1,0-Liter-Dreizylinder sein, der aktuell auch im Modell Clio Verwendung findet. Bekanntlich basieren beide Autos auf der so genannten CMF-B-Plattform und nutzen eine Fülle gemeinsamer Teile. Dieser Motor leistet 101 PS und erreicht die erforderlichen Abgaswerte durch Einsatz eines Partikelfilters, die in den 131- und 154 PS starken 1,3-Liter-Vierzylindern analog verwendet werden. Der 116 PS leistende Selbstzünder ist ebenfalls ein Vierzylinder und kann mit einem Drehmoment von 260 Newtonmetern aufwarten.

Einstiegspreis bei rund 17.950 Euro

Fünf verschiedene Ausstattungslinien dehnen die Preisspanne der Benziner von 17.950 Euro (Dreizylinder als „Life“) bis auf 28.450 Euro (Vierzylinder als „Edition one“). Mit einem auf Sicherheit ausgerichteten Basispaket wird Renault bei den Interessenten punkten. So sind ab Werk Spurhalte- und Notbremsassistent enthalten, ebenso Verkehrsschilderkennung und funkgesteuerte Zentralverriegelung. Außerdem sind in allen Versionen elektrische Fensterheber vorn und hinten, Voll-LED-Scheinwerfer sowie Tempomat an Bord.

Wer sich am anderen Ende der Preisskala umschaut, bekommt in der „Edition one“ 18-Zoll-Alufelgen, ein virtuelles und programmierbares Cockpit, beheizbare Vordersitze, ein Online-Multimediasystem mit Navigation und Bose-Sound, Parksensoren vorn und hinten sowie ein 9,3 Zoll großes Touchscreen-Display im Hochformat mitgeliefert. Die Oberfläche ist entspiegelt und die dargestellten Informationen deshalb gut ablesbar.

Vielzahl von Individualisierungen

Schon mit der ersten Generation hat sich herausgestellt, dass die Kundschaft großen Wert auf Individualisierungsmöglichkeiten legt. Deshalb 90 Kombinationen von bei Dach- und Innenfarben im Angebot. Nicht nur die Sitzpolster können dann in der Kabine mit Kontrastfarben bestellt werden, sondern auch die Oberflächen an Armaturenbrett, Türverkleidungen in Mittelkonsole. Eine hochwertige und wohnliche Atmosphäre soll dadurch geschaffen werden, dass die Verkleidungen großflächig mit unterschäumten Materialien bezogen sind. Die sonst bei Kleinwagen berüchtigten Hartplastikteile muss man im neuen Captur schon mit der Lupe suchen.

Eine Besonderheit werden Besteller von Automatikgetrieben wahrnehmen. Die so genannte „flying Console“ ragt wie ein Erker zwischen die Vordersitze, denn der elektronische Gangwahlhebel braucht keine mechanische Verbindung zur Schaltbox. Das ist beim Handschalter anders, weshalb dort eine herkömmliche Konsole zum Einsatz kommt. Die Platzverhältnisse sind auskömmlich, die Stau- und Ablagefächer reichlich. Insgesamt sollen sie auf 27 Liter Volumen kommen. Ein bisschen schöngerechnet hat sich Renault die Tatsachen bei der Angabe der Kofferraum-Volumens. 536 Liter lautet der Prospektwert. Das ist gewiss zutreffend, allerdings nur, wenn die 16 Zentimeter Verschiebdistanz der Rückbank gänzlich ausgereizt wird. Etwas mehr als 400 sind es, wenn Personen die Rückbank benutzen, 1275 Liter, wenn man die Lehnen umlegt.

Ruhe im Innenraum

Der neue Renault Captur kostet knapp unter 18.000 Euro. Foto: Axel F.Busse

Auf ersten Testkilometern fielen die gelungene Geräuschdämmung und die geschmeidige Schaltarbeit des Doppelkupplungsgetriebes auf. Obwohl mit 270 Newtonmeter das durchzugsstärkste Aggregat, fiel der 154-PS-Benziner eher zur eine kommode, denn durch eine bissige Gangart auf. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 202 km/h angegeben. McPherson Federbeine vorn und eine Verbundlenker-Hinterachse führen zu einem komfortablen Fahrerlebnis, das auch holperige Fahrbahnen unauffällig verkraftet. Die Lenkung könnte etwas mehr Rückstellkraft vertragen und bei beherztem Gasgeben sind Antriebseinflüsse in der Lenkung nicht ausgeschlossen.

Ohne ein Arsenal an Online-Funktionen und –Diensten kommen auch B-Segment-Fahrzeuge nicht mehr aus. So ist über die „My-Renault“-App ein Zugang zum Fahrzeug über das Smartphone möglich, ebenso können Zieleingaben ins Navigationssystem drahtlos per Handy erfolgen. Updates für Navigation und Bordsoftware werden ohne Zutun des Fahrers automatisch aufgespielt.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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