Renault tritt mit Vel Satis in der Oberklasse an

Der Renault Vel Satis zeichnet sich durch sein extravagantes Äußeres aus. Das Oberklasse-Auto hat aber auch technisch einiges zu bieten.

Kai Petersen

Die bisherigen Oberklasse-Versuche von Renault mit Modellen wie R 25 oder Safrane müssen außerhalb Frankreichs als eher misslungen bezeichnet werden. Doch mit dem Renault Vel Satis hat Renault erstmals auch in der Oberklasse ein konkurrenzfähiges Auto. Besonders mit dem drehmomentstarken Dreiliter Commonrail-Diesel macht das Topmodell einen guten Eindruck.

Sechseckige Scheinwerfer

Der Begriff «ein Gesicht in der Menge» für den Renault Vel Satis ist so abgedroschen wie treffend. Keine optische Langeweile, kein Vergleich zu den bekannten Limousinen von der Stange. Dieser Fünftürer ist ein Hingucker. Markant ist die geometrisch gestylte Front mit den sechseckigen Scheinwerfern und dem dominanten Renault-Symbol. Die Seitenlinie erinnert an einen Van. Dazu kommt das kuppelartige Heck, mit dem auch der aktuelle Megane unterwegs ist.

Wer mit dem Renault Vel Satis standesgemäß unterwegs sein möchte, kommt um das Premiumtriebwerk 3.0 dCi nicht herum. Der Sechszylinder mit Commonrail-Diesel leistet 130 kW/177 PS und ein kraftvolles Drehmoment von 350 Nm bei 1800 U/min.

Nichts für Raser: Der Vel Satis mit dem Dieselmotor schafft dennoch 213 km/h Spitze.

Die Fahrleistungen sind mit einer Spitzengeschwindigkeit von 213 km/h und einer Beschleunigung 0 - 100 km/h von 10,6 Sekunden nicht gerade berauschend. Aber der Vel Satis ist schließlich nichts für Raser, vielmehr eine souveräne Flaniermaschine für Autobahn und Landstraße.

Partikelfilter fehlt

Der Commonrail-Diesel arbeitet dabei gut mit der serienmäßigen Fünfgang-Automatik zusammen. Nahezu ruckfrei greifen die Gänge ineinander. Das Verlangen des Fahrers manuell in die Schaltvorgänge einzugreifen, kommt gar nicht erst auf. Im Praxistest verbrauchte der große Franzose durchschnittlich 9,1 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Leider fehlen ein Partikelfilter und die strenge Schadstoffnorm Euro 4.

Das Fahrwerk des Vel Satis ist betont komfortabel abgestimmt. Aber starke Nick- und Wankbewegungen der Karosserie schmälern das perfekte Innenraum-Feeling im Franzosen. Die Lenkung ist leichtgängig, könnte jedoch etwas direkter sein und mehr Kontakt zur Fahrbahn vermitteln. Auf nasser Fahrbahn kommt der Frontantrieb des 4,86 Meter langen und über 1,8 Tonnen schweren Lebenskünstlers jedoch an seine Grenzen.

Der Innenraum bietet allen Passagieren geradezu verschwenderische Platzverhältnisse. Besonders in Fond bleiben keine Wünsche offen, und Erinnerungen an Luxuslimousinen mit langem Radstand sind allgegenwärtig. Die Beine einfach bequem ausstrecken und die Fahrt der Premium-Limousine genießen. Noch nie hat man sich in einem Renault so wohl gefühlt, schon gar nicht mit einem Dieseltriebwerk.

Das ein oder andere Extra hat sich bei Renault jedoch noch nicht herumgesprochen. Zwar lässt sich die Temperatur im Fond separat regeln, doch es gibt hier weder eine elektrische Sitzverstellung noch eine Sitzheizung. Es gibt nur eine Heizstufe, die Schalter sind an der Sitzaußenseite schlecht platziert.

Der Innenraum.

Unverständlich ist zudem, warum es für beide Frontsitze nur eine Kontrollleuchte gibt. Die breiten Frontsitze gehören nicht zu den Stärken des Renault. Sie lassen sich elektrisch umfangreich verstellen, bieten jedoch kaum Seitenhalt.

Technik überall im Innenraum

Viel Freude macht dagegen die Bedienung des Vel Satis. Armaturen und Bedieneinheiten sind gut ablesbar und liegen gut im Griff. Einzig das Navigationssystem könnte besser platziert und besser beleuchtet sein. High-Tech gibt es überall. Statt des traditionellen Schlüssels gibt es Renault-typisch eine Codekarte. Dazu kommen ein Bordcomputer mit Sprachsteuerung oder die automatische Parkbremse.

Umfangreich zeigt sich ebenfalls die Serienausstattung. Der Renault Vel Satis 3.0 dCi ist in den drei Ausstattungsvarianten Expression, Privilége und Initiale erhältlich. Wer Wert auf eine hochwertige Ausstattung legt, sollte sich gleich für den Initiale entscheiden. Dann bleiben keine Wünsche offen. Er bietet serienmäßig Xenon-Scheinwerfer, Parkpilot, Navigationssystem, Lederausstattung, 18-Zoll-Alufelgen oder ein CD-Soundsystem.

Die exzellente Sicherheitsausstattung haben dagegen alle Vel Satis-Modelle an Bord: ABS, Bremsassistent, Front- und Seitenairbags, Windowbags oder Reifendruckkontrolle. Auf Wunsch lassen sich nur noch Seitenairbags hinten und Verbundglas-Seitenscheiben ordern - eine starke Vorstellung. Schließlich schaffte der Vel Satis im NCAP-Crashtest fünf Sterne.

Ohne Aufpreis gibt es zahlreiche Ablagemöglichkeiten unter Front- und Rücksitzen, in den Türen oder im Armaturenbrett und einen geräumigen Kofferraum mit 460 bis 1460 Litern Stauraum. Der Renault Vel Satis 3.0 dCi V6 kostet in der edlen Initiale-Variante 44 050 Euro. Eine gute Wahl sind die Dämmglas-Scheiben (280 Euro) und das elektrische Schiebedach (900 Euro).

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