Range Rover Velar: Sportlichkeit als große Stärke

Briten bringen weiteres SUV

Range Rover Velar: Sportlichkeit als große Stärke
Der Range Rover Velar setzt auf Sportlichkeit. © Range Rover

SUV liegen bei den Kunden im Trend. Das Segment boomt. Davon profitiert auch Land Rover. Nun bringen die Briten mit dem Velar die vierte Range-Rover-Baureihe auf den Markt.

Geld verdienen geht in der Automobilbranche derzeit am besten mit SUV. Kein Wunder also, dass Land Rover Oberwasser hat: Die Kunden kommen zuhauf in die Schauräume und die Geschäfte der Briten entwickeln sich prächtig. Damit sich zukünftig noch mehr Käufer von den englischen Geländegängern angesprochen fühlen, wird das Angebot ausgebaut.

Ab sofort steht mit dem Velar die vierte Range-Rover-Baureihe beim Händler, und zielt mit Preisen ab 56.400 Euro unter anderem auf die Kundschaft, die bislang in Zuffenhausen zugeschlagen hat.

Dynamiker ansprechen

Anders als die etwas robuster anmutenden Land-Rover-Modelle setzen die Range Rover auf Luxus, Stil und Sportlichkeit. Vor allem der neue Velar will als Dynamiker bei den Kunden punkten. Ein Anspruch, der schon optisch deutlich wird: Die markentypische Formensprache wurde nochmal verfeinert, die Scheinwerfer mit LED-Technik und auf Wunsch ultrahellem Fernlicht sind schmaler, die Kanten schärfer, das Dach tiefer.

Obwohl er mit stolzen 4,80 Meter Länge nur fünf Zentimeter kürzer ist als der Range Rover Sport, sieht der Velar deutlich durchtrainierter aus. Und trotz des flachen Dachverlaufs sitzt es sich im Fond recht ordentlich; dahinter ist Patz für bis zu 673 Liter Gepäck (1.731 bei umgeklappter Rückbank). Wer will, kann für bis zu 3.000 Euro Aufpreis auf Stoffsitzen Platz nehmen, die den Range zum „vegetarischen“ SUV machen. Land Rover verzichtet dabei nicht nur auf Tierhäute, sondern setzt auch auf Wiederverwertung: Die zusammen mit dem dänischen Hersteller Kvadrat entwickelte Ausstattung arbeitet mit Velourseinsätzen aus recycelten Plastikflaschen.

Gutes Bedienkonzept

Einen großen Sprung macht der Velar beim Bedienkonzept. Schon vor einiger Zeit haben die Briten mit dem Touch-Pro-System zahlreiche Tasten verbannt und die Funktionen in einem breiten Zehn-Zoll-Touchscreen gebündelt; außerdem gibt es auf Wunsch ein volldigitales Kombiinstrument. Jetzt legen sie nochmal nach, und bringen in der Mittelkonsole (serienmäßig!) einen zweiten berührungsempfindlichen Bildschirm, der nun unter anderem die Klimasteuerung und die Fahrprogramm-Auswahl vereint.

Richtige Tasten gibt es kaum mehr, allerdings hat sich Land Rover zwei echte Drehregler bewahrt, die je nach gewähltem Menü ihre Funktion wechseln. Nach kurzer Eingewöhnungszeit hat man die Bedienung des neuen Infotainmentsystems raus, etwas länger braucht man, bis man mit den ebenfalls überarbeiteten Lenkradtasten klarkommt: Sie reagieren nicht mehr nur auf Drücken, sondern auch auf Berührung.

Bekannte Motoren

So neu die Technik im Innenraum ist, so bekannt sind die Motoren: Je drei Benziner und Diesel stehen zur Wahl, die mit 132 kW/180 PS bis 280 kW/380 PS kaum einen Leistungswunsch offenlassen. Allerdings wiegt der Velar leer auch immer über 1,8 Tonnen, und nur der drei Liter große V6-Benziner (ab 67.100 Euro) schafft es, in den elektrischen Begrenzer bei 250 km/h zu fahren. Auf Landstraßentempo schubst er das SUV in kurzweiligen 5,7 Sekunden.

Der ebenfalls drei Liter große Sechszylinder-Diesel (66.400 Euro) braucht für diese Übung zwar eine knappe Sekunde länger und kommt auch „nur“ auf 241 km/h, wirkt im Antritt aber merklich kräftiger. Schließlich kitzelt sein Twinturbo schon bei 1.500 Touren 700 Newtonmeter heraus, während der Kompressor nicht mehr als 450 Newtonmeter aus dem Otto quetschen kann. Während sich der Selbstzünder mit sechseinhalb Litern begnügen soll, schlürft der Benziner mindestens drei Liter mehr Sprit pro 100 Kilometer – der gut 60 Liter große Tank will also häufig gefüllt werden.

Die Seitenlinie des Briten-SUV Range Rover

Unter den Top-Modellen angesiedelt sind jeweils zwei Zweiliter-Vierzylinder, die Basis-Versionen mit 180-Diesel-PS oder 200-Benzin-Pferdchen beginnen preislich beide bei 56.400 Euro. Mit knapp unter sechs beziehungsweise acht Liter Verbrauch sind allerdings auch die Einsteiger nicht sonderlich sparsam. Achtgang-Automatik und Allradantrieb sind immer dabei. Selbstbewusst: Mit der höchsten der insgesamt vier Ausstattungslinien (HSE) und dem R-Dynamic-Paket, das dem Velar dank größerer Lufteinlässe und schwarzer Spiegelkappen einen böseren Auftritt verleiht, lässt sich der Grundpreis problemlos auf 90.850 Euro treiben.

Gute Geländeeigenschaften

Dass der Velar im Gelände eine gute Figur macht, kann man bei Land Rover erwarten. Auch der neueste Streich ist sich nicht zu fein, das schicke Blechkleid im Matsch schmutzig zu machen, durch Wasserläufe zu waten oder über Felsen zu klettern. Zahlreiche Helferlein – Rund-um-Kameras, Wassertiefen-Messer oder ein Geländetempomat – helfen dem Fahrer dabei, sicher über Stock und Stein zu manövrieren. Neu ist eine spezielle Offroad-Anzeige im Head-up-Display, die den Fahrer mit Lenkwinkel und anderen Daten direkt im Blickfeld versorgt. Onroad dagegen beschränkt sich Land Rover auf die derzeit marktüblichen Assistenten wie Spurhalter, Tot-Winkel-Warner oder Abstandstempomat – wirklich teilautonome Funktionen fehlen ebenso, wie Fortschritte in Sachen Elektrifizierung: Der Velar beherrscht weder die 48-Volt-Technik noch ist eine Hybrid-Version geplant.

Dafür aber überzeugt er auf dem Asphalt mit tadellosem Fahrverhalten und lässt sich im Dynamik-Modus mit gestrafften Dämpfern trotz seiner Masse ausgesprochen sportlich bewegen. Vielleicht nicht ganz so knackig wie ein Porsche Macan, aber aktive Fahrer kommen durchaus auf ihre Kosten – und zwar ohne dabei Rückenschmerzen in Kauf nehmen zu müssen. Zumindest die bei den zur ersten Testfahrt bereitstehenden Sechszylindern serienmäßige Luftfederung neutralisiert auch in der Sportstellung Unebenheiten noch sauber und bügelt im Komfortmodus die Straße ordentlich glatt. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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