Range Rover Evoque: Erfolg im Lifestyle-Segment

Range Rover Evoque: Erfolg im Lifestyle-Segment
Der neue Range Rover Evoque. © Range Rover

Der Range Rover Evoque steht idealtypisch für ein Lifestyle-Vehikel. Die Briten haben im April nun einen Nachfolger ihres SUVs bestimmt.

Als die Briten 2015 die Detroit-Studie LRX zeigten, war das Erstaunen groß. Ausgerechnet die für grobe, kantige Matschgänger bekannten Engländer wollen plötzlich ins Lifestlye-Segment einsteigen? Die Entscheidung für den Evoque, das ist inzwischen klar, war eine der besten, die Land Rover in den vergangenen Jahren getroffen hat: Nach seinem Marktstart vor acht Jahren hat der kleinste Landy im Nu die Herzen der Käufer erobert, inzwischen haben sich rund 800.000 Käufer weltweit für Generation eins entschieden.

Die ist mittlerweile Geschichte, seit Anfang April steht für mindestens 37.350 Euro der zweite Range Rover Evoque beim Händler: Der tritt noch eine Spur feiner gezeichnet auf – verzichtet aber vorerst auf die extrovertierten Dreitürer- und Cabrio-Versionen. Die waren am Ende doch nicht so gut nachgefragt wie erhofft.

Proportionen behutsam erneuert

Nummer zwei behält die knackigen 4,37-Meter-Proportionen bei und wurde nur sorgsam nachgeschliffen. Optisch orientiert sich der neue Evoque an seinem großen Bruder Velar, mopst sich von ihm die schmalen LED-Lichter, die die Straße auf Wunsch mit Matrix-Technik erhellen, und die in der Karosserie versenkten Türgriffe. Technisch ist dagegen bis auf die Türscharniere alles neu. Den Alu-Unterbau des Velars darf Land Rovers Kleinster allerdings nicht nutzen, noch immer schummert reichlich Stahl in der Plattform und macht das Kompakt-SUV mindestens 1.787 Kilogramm schwer – und das nur, wenn man zum Basis-Modell mit Frontantrieb und Handschaltung greift.

Das Cockpit im Range Rover Evoque ist klar gestaltet. Foto: Range Rover

Mit zwei, drei stattlichen Kerlen besetzt, die dank des etwas längeren Radstands inzwischen auch auf der Rückbank ganz gut Platz finden, kratzt der Evoque schnell an der Zwei-Tonnen-Grenze. Und: Abgesehen von der frontgetriebenen Diesel-Einstiegsversion sind alle Varianten serienmäßig mit Neungang-Automatik und Allradantrieb ausstaffiert, die zusätzlich ins Gewicht fallen. Die Masse hat aber auch ihren Vorteil: Im Kompakt-SUV-Reigen von BMW X2 bis Volvo XC40 wirkt der Evoque tatsächlich am solidesten und robustesten und punktet mit einer Verwindungssteifigkeit, wie man sie von einem Land Rover eben erwartet.

Sechs Motoren zur Wahl

Um die Masse zu bewegen, stehen aktuell sechs Motorvarianten bereit: Neben der 150-PS-Basis stehen zwei weitere Selbstzünder mit 180 und 240 PS zur Wahl, die drei Benziner (ab 43.600 Euro) leisten 200 PS, 250 PS oder 300 PS. Alle setzen auf einen aufgeladen Zweiliter-Motor, der – außer bei der handgeschalteten Version – Elektro-Unterstützung bekommt. Ein 48-Volt-Netz mit Riemen-Starter-Generator schiebt beim Beschleunigen mit an und gewinnt beim Bremsen Energie zurück.

Wirklich sparsam werden die Triebwerke dadurch aber nicht, die versprochenen sechs bis acht Liter überschreitet der Evoque auf unserer Testfahrt um ein paar Liter. Zur ersten Ausfahrt bereit standen der mittlere Otto und der stärkste Selbstzünder, die mit ihren rund 250 Pferdestärken beide keinerlei Probleme mit dem kleinen, schweren Evoque haben. Sportskanonen sind sie aber auch nicht wirklich, und man wird selten richtig kräftig in die auf Wunsch mit Leder, edlem Kvadrat-Stoff oder einem Eukalyptus-Mischgewebe bezogenen Sitz gepresst. Vor allem die etwas unharmonisch abgestimmte Automatik raubt den Motoren ein wenig Elan, der Wandler reagiert recht spät auf Gasbefehle, hält die Gänge dafür unüblich lang und schaltet bei Zwischensprints oft hektisch hin und her.

Plug-in-Hybrid soll folgen

Auch von der Seite lässt sich der Evoque sehen. Foto: Range Rover

Zusätzlich zu den Diesel- und Benzin-Versionen will Land Rover binnen zwölf Monaten einen Plug-in-Hybrid nachreichen. Ob auch eine potente SVR-Version folgt, ist nicht bekannt. Immerhin: Dynamikfreunde können schon jetzt – unabhängig von der Motorisierung – zur R-Dynamic-Ausstattung mit sportlicherem Dress greifen. Vertragen würde der Evoque noch mehr Power aber auf jeden Fall, das recht straff abgestimmte SUV lässt sich trotz seines Gewichtes erstaunlich flott um die Kurve bitten. Optional gibt’s adaptive Dämpfer, ein weicher Gleiter wird der Landy aber auch im Komfortmodus nicht.

Apropos optional: Gegen Geld lässt sich der neue Evoque natürlich noch ordentlich aufrüsten. Wer den auf bis zu 1.383 Liter gewachsenen Kofferraum komplett ausnutzt, wird sich zum Beispiel über die Rückblick-Kamera freuen, die die Sicht aus dem Heckfenster per Tastendruck als Live-Bild im Rückspiegel anzeigt.

Weitere aufpreispflichtige Schmankerl sind das farbige Head-Up-Display, das Panoramadach, die Sitzheizung, die Massagesitze, die digitale Instrumententafel oder der zweite Infotainment-Touchscreen vor dem Schalthebel, der keinen Platz für echte Tasten und Schalter lässt. Und natürlich steht auch ein neues Offroad-Feature in der Preisliste: Erstmals bietet Land Rover eine „durchsichtige Motorhaube“ an: Kameras an der Front filmen beim Rollen die Umgebung und errechnen daraus ein Echtzeitbild dessen, was sich gerade unter dem Vorderwagen befindet. Schließlich ist auch der Evoque, Lifestyle hin oder her, ein echter Geländegänger. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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