Porsche 718 Cayman: Auch vier Zylinder können betören

Überzeugender Sportwagen

Porsche 718 Cayman: Auch vier Zylinder können betören
Der Porsche 718 Cayman bietet glänzende Fahrleistungen. © Porsche

Nur vier Zylinder. Und das in einem Porsche. Kann das gut gehen? Es kann, wie die Testfahrten mit dem neuen 718 Porsche Cayman zeigen. Das neuste Modell der VW-Tochter bietet alles, was man zum Spaß haben braucht.

Von Frank Mertens

Kann das wirklich gut gehen? Vier statt sechs Zylinder? Und dann auch noch in einem Sportwagen? Das ist ein Tabubruch, gerade bei einem Porsche. Nur die Ruhe. Nachdem der Stuttgarter Autobauer bereits Anfang des Jahres im Boxster aufs Downsizing gesetzt haben, ist nun auch der718 Cayman mit einem aufgeladenen Vierzylindermotor unterwegs.

Zur Aufregung besteht wirklich kein Anlass.Der Motor macht seine Sache gut, wirklich gut. Und das Beste dabei ist: er bietet auch noch mehr Leistung. Genauer gesagt sind es 25 PS mehr als beim Vorgänger mit Sechszylindermotor - und das sowohl beim 300 PS starken Zweiliteraggregat (51.623 Euro) wie auch beim 2,5 Liter Cayman S (64.118 Euro) mit variabler Turbinengeometrie (VTG) und 350 PS Leistung.

Unter fünf Sekunden auf Tempo 100

Also: Downsizing geht nicht mit Verzicht einher, im Gegenteil. Weniger kann manchmal auch mehr sein. Zumindest bei der Leistung. Denn an den Sound eines Sechszylinder reicht der Cayman mit seinen vier Pötten nicht ganz heran. Doch das lässt sich wirklich verschmerzen. Was zählt sind die Fahrleistungen - und hier bleibt sich Porsche treu. Der Cayman ist ein Spaßmacher, der sich nicht nur souverän auf der Rennstrecke bewegen lässt, sondern ebenso im Alltag. Bleiben wir zunächst kurz bei den reinen Leistungsdaten. Das maximales Drehmoment von 380 Nm beziehungsweise von 420 Nm beim Cayman S liegt bereits bei 1950 bzw. 1900 Umdrehungen an und steht bis 4500 Touren zur Verfügung. Damit lässt es es wirklich druckvoll beschleunigen, auch wenn der Motor beim Kickdown einen Moment der Besinnung bedarf.



Angesichts dessen, was dann folgt, verzeiht man dies dem Cayman aber schnell. Den Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt er in 4,7 Sekunden, beim Cayman S sind es im Zusammenspiel mit dem optionalen Siebengang-Direktschaltgetriebe (PDK/2826 Euro) nochmals 0,5 Sekunden weniger. Das Ende der Glückseligkeit ist bei 275 km/h beziehungsweise 285 km/h erreicht. Mehr braucht wirklich kein Mensch. Wer keine Lust auf das PDK hat, dem steht serienmäßig ein manuelles Sechsganggetriebe zur Verfügung. Ach ja, wie schaut es mit dem Verbrauch aus? Hier stellt Porsche 7,4 bzw. 8,1 Liter SuperPlus auf 100 Kilometer in Aussicht. Werte, die bei sportlicher Fahrweise natürlich illusorisch sind. Doch wer wie wir mit Tempo 70 auf den schwedischen Landstraßen um Malmö längere Strecken unterwegs war, der sah einen Verbrauch von 8,4 Litern auf dem Bordcomputer aufleuchten - und das mit dem S.

Verschiedene Fahrmodi wählbar

Porsche Cayman
Das Heck des Cayman Porsche

Und wie es sich für einen Sportwagen gehört, kann man den Fahrmodi natürlich seinen persönlichen Bedürfnissen anpassen. Während man nach dem Start im Normal-Modus unterwegs ist, kann man noch Sport und Sport+ sowie Indvidual einstellen. Verfügt man über das Elektronisch geregelte Dämpfungssystem (PASM) darf man sich über elektronisch gesteuerte Dämpfer und ein um ein Zentimeter abgesenktes Fahrwerk freuen. Diesen Mehrwert lässt sich Porsche mit 1428 Euro bezahlen. Beim Cayman S lässt sich das Fahrwerk sogar um zwei Zentimeter absenken (1666 Euro).

Für die Fahrer, die es auch gern mal etwas sportlicher angehen lassen wollen (und welcher Porsche-Fahrer will das nicht), gibt es eine mechanische Hinterachs-Sperre (1309 Euro). Wer sich dann noch für die über 7000 Euro teuren Keramik-Bremsen entscheidet, landet so schnell schon mal bei einem Mehrpreis von 10.000 Euro, mindestens. Denn die ellenlage Aufpreisliste der Schwaben hält mit weiteren Nettigkeiten noch einiges parat, was den Preis eines Cayman in (fast) ungewöhnte Höhen schnellen lässt.

Natürlich bietet der Cayman auch eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen: Dazu gehört nicht nur ein Spurwechselassistent, eine Verkehrsschilderkennung, sondern auch eine adaptive Geschwindigkeitskontrolle, die automatisch im Geschwindigkeitsbereich von 30 bis 210 km/h den Abstand zum Vordermann halt. Mit an Bord ist auch eine Notbremsassistent. Sie ahnen es schon, das gehört nicht zur Serienausstattung, sondern kostet nochmals 1547 Euro. Aber die eigene Sicherheit sollte es einem Wert sein.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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