Porsche 911 Carrera 4s: Ab Tempo 120 mit Heckspoiler

Der Porsche 911 Carrera 4s bietet seinem Fahrer beeindruckende Fahrleistungen. Die gehen jedoch einher mit einem mächtigen Verbrauch von über 14 Litern.

Stefan Grundhoff

Der Inbegriff eines Porsches ist nach wie vor der 911 Carrera. Aber auch von diesem Klassiker gibt es verschiedene Abstufungen. Wer sich mehr als einen Standard-911er gönnen will, entscheidet sich für den Carrera 4s mit Tiptronic-Getriebe. Dieser Sportwagen leistet nicht nur 320 PS, sondern sorgt mit seinem intelligenten Allradantrieb auch für Sicherheit und Fahrspaß in allen Bereichen.

Der Klang ist entscheidend

Den Carrera 4s erkennt man an seinem gewaltigen Lufteinlass, den 60 Millimeter hoch ausgestellten Kotflügeln und dem roten Leuchtenband. Die dunklen Kühleröffnungen für das 3,6-Liter-Aggregat in der Frontschürze sind beileibe kein Design-Schmuckstück. Wenn der Sportwagen beschleunigt, fährt ab Tempo 120 der Heckspoiler aus - das sorgt für Anpressdruck. Der sonor grollende Boxermotor mit den obligatorischen sechs Töpfen leistet 235 KW / 320 PS. Andere Aggregate leisten durchaus mehr, doch der Klang und das Feeling sind es, die die Musik machen. Bei 4250 U/min steht das Maximaldrehmoment von 370 Nm zur Verfügung. Ein modernes Dieselaggregat mit 160 PS schafft das auch - und zwar bei 2000 U/min.

Kleiner Tank, großer Durst

Die Fahrwerte sind grandios: 0 auf 100 km/h in gemessenen 5,8 Sekunden, der Handschalter knackt sogar fast die Fünf-Sekunden-Marke. Auf der Autobahn ist erst bei Tacho 292 km/h Schluss - real sind das immer noch über 280 km/h. Dass es bei diesen Geschwindigkeiten im Porsche ohrenbetäubend laut zugeht, muss man nicht erwähnen - laut wird es bereits ab Tempo 160. Eine Erholung kann man sich bei den zahlreichen Tankstopps gönnen. Durchschnittlich verbrauchte der 911 Carrera 4 S im Praxistest 14,3 Liter SuperPlus auf 100 Kilometer. Angesichts der Fahrleistungen und eines Leergewichts von 1,6 Tonnen dennoch akzeptabel: Schließlich fährt man ja einen Sportwagen.

Schlaglöcher schlagen durch

Die Lenkung des 4,43 Meter langen Allradlers arbeitet zielgenau und präzise. Was im Autobahntempo gefällt, gilt jedoch nur eingeschränkt für geringe Geschwindigkeiten. Angesichts dieser Fahrleistungen ist das Fahrwerk sportlich straff ausgelegt. Doch auf schlechten Fahrbahnbelägen sorgt insbesondere die ruppige Hinterachse für mächtige Komforteinbußen. Grund sind die mächtigen Reifen im Format 295/30 ZR 18 auf der Hinterachse. Bei einem 30er-Querschnitt bleibt die Dämpferarbeit allein beim Fahrwerk hängen. Auf der Landstraße oder in schnellen Autobahnkurven ist der 911 dagegen Referenzklasse. Satt und mächtig liegt er auf dem Asphalt.

Der Allradantrieb verteilt die Kraft variabel auf die Achsen und sorgt so für sichere Straßenlage - bei jeder Geschwindigkeit. Das serienmäßige Stabilitätsprogramm bleibt daher arbeitslos. Die Tiptronic ist gut abgestimmt. Wenn es dann doch einmal eng werden sollte, glänzt der Stuttgarter mit seiner Bremsleistung. Dank Vier-Kolben-Monobloc-Bauweise mit gelochten Bremsscheiben verzögert er aus allen Geschwindigkeiten in Rekordzeit.

Unständliche Bedienung

In Sachen Bedienkomfort ist der 911er nicht auf der Höhe der Zeit.

Im Innenraum gibt es seit Jahren das gleiche Porsche-Bild. Die typischen fünf Rundinstrumente dominieren das Cockpit. Die Sitze sind bequem und haben durchaus Langstreckenkomfort. Mehr Seitenhalt bieten die optionalen Sportstühle. Eng geht es zu. Der Allradantrieb lässt den Kofferraum vorne zu einem knapp 100 Liter großen Handschuhfach verkommen. Platz gibt es allein hinter den Frontsitzen.

In Sachen Ergonomie und Bedienkomfort ist der Porsche 911 nicht auf der Höhe. Das Lenkrad verstellt sich nur in der Länge. Zudem lassen sich Bordcomputer und Tempomat umständlich über zwei zusätzliche Lenkstockhebel bedienen. Zeitgemäße Lenkradtasten sucht man auch für die Radiobedienung vergebens.

Rudimentäre Ausstattung

Die Komfortausstattung fällt beim rund 92.700 Euro teuren Porsche 911 Carrera 4 S Tiptronic ebenfalls sehr dürftig aus. Anklappbare oder abblendbare Spiegel gibt es nur für 516 Euro Aufpreis. Dass selbst in dieser Klasse Bi-Xenonlicht (916 Euro) oder eine Sitzheizung (371 Euro) extra geordert werden müssen, grenzt an Schikane. Standesgemäß gehören zumindest Navigationssystem (2.418 Euro), Autotelefon (765 Euro) und Fußmatten (272 Euro) in einen 911er. So klettert der Preis schnell über die 100.000-Euro-Marke. Die echten Porsche-Fans stört das wenig.

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