Peugeot 508: Als Plug-in-Hybrid aus der Nische

Peugeot 508: Als Plug-in-Hybrid aus der Nische
Der Peugeot 508 Kombi ist auch als Plug-In-Hybrid zu haben. © Peugeot

Peugeot elektrifiziert nach und nach seine Modelle. Dabei gilt das Augenmerk der Franzosen aber nicht nur den reinen E-Autos wie dem 208, sondern auch den Plug-in-Hybriden wie dem 508 und 3008.

Bis 2023 will Peugeot für jedes seiner Modelle eine elektrifizierte Version im Programm führen. Die Hybrid-Varianten von 508 und 3008 verstärken aktuell das Angebot der steckdosenfähigen Pkw der Löwen-Marke.

Design, Antriebe und Komfort des Modells 508 sammelten bisher zwar Lob von Testern ein, mit rund 4000 neu zugelassenen Exemplaren im Jahr 2019 waren die deutschen Kunden aber doch eher zurückhaltend gegenüber dem als Limousine und Kombi erhältlichen Wagen.

Nicht ganz zu Unrecht hegt man bei Peugeot die Hoffnung, dass sich dieser bescheidene Zuspruch mit Erscheinen des Hybrid-Modells verbessern könnte. Durch die Neuregelung der Dienstwagen-Besteuerung könnte vor allem der Kombi einen Attraktivitätsschub bekommen.

508 Hybrid mit 181 PS

Ebenso wie bei den herkömmlich angetriebenen Varianten wirken beim 508 Hybrid der Verbrennungs- und der Elektromotor auf die Vorderachse. Beim Verbrenner handelt es sich um den gleichen Vierzylinder-Benziner, der auch im 225 PS starken Topmodell der Baureihe seinen Dienst versieht. Allerdings ist die Leistungsabgabe beim Hybrid auf 181 PS reduziert. Der Elektromotor leistet für sich genommen etwa 110 PS. Gemeinsam bringen es die Aggregate auf eine Systemleistung von 225 PS.

Der Peugeot 508 SW soll sich mit Hybrid besser absetzen. Foto: Peugeot

Dass die Ausbeute nicht größer ist, hat seine Ursache in einer freiwilligen Selbstbeschränkung aus triftigem Grund. Peugeot plant noch ein sportliches Spitzenmodell für die Baureihe 508. Es soll Ende dieses Jahres vorgestellt werden und verspricht Fahrleistungen, wie man sie von einem Peugeot bisher nicht gewohnt war – von den Le-Mans-Prototypen der Jahre 2007 bis 2010 einmal abgesehen. Die Informationen über das künftige Spitzenprodukt sind noch spärlich, es ist aber davon auszugehen, dass es ebenfalls elektrifiziert sein wird und der Antrieb auf alle vier Räder wirkt.

Geräuschfreies Gleiten

Emissions- und weitgehend geräuschfreies Gleiten im 508 ist bis dahin dem Plug-In-Hybrid vorbehalten, der mit einem kombinierten Drehmoment von 360 Newtonmetern schubkräftig beschleunigt. Die Herstellerangaben bescheinigen der 508-Limosuine ein Sprintvermögen von 7,9 Sekunden, dem „SW“ genannten Kombi immerhin von acht Sekunden aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer. Das Top-Tempo wird mit 240 km/h angegeben und im zweithöchsten Gang erreicht.

Im Betriebsmodus „Power“ tritt unmittelbar der Verbrennungsmotor in Aktion, der bei kräftigem Tritt aufs Fahrpedal allerdings mit so hoher Drehzahl seinen Beitrag zu Vortrieb leistet, dass es mit der Ruhe erst einmal vorbei ist. Die genießt man am besten währen der rund 50 Kilometer, die der Hersteller als rein elektrische Reichweite angibt. Der Bordcomputer des Testwagens mochte solche Zuversicht nicht verbreiten, nach Lösen der Verbindung zur Ladedose bot das Display immerhin knapp 40 Kilometer an. Die originelle Cockpit-Architektur mit den formvollendeten Piano-Tasten über der Mittelkonsole ist durch einen weiteren Schalter ergänzt. Er trägt einen Blitz als Symbol für die Strom-Funktionen, die es zum Beispiel erlauben, eine bestimmte elektrische Reichweite zu konservieren und bei Abruf frei zu schalten.

Komfortable Automatik

Der Peugeot 3008 ist mit Allradantrieb und E-Motor zu haben. Foto: Peugeot

Das Achtgang-Automatikgetriebe schaltet gewohnt komfortabel, kann auch über Paddel am Lenkrad bedient werden und bietet zusätzlich ein „B“-Modus, der die Rekuperationsleistung auf Gefällstrecken oder im Schubbetrieb bei Lupfen des Fahrpedals erhöht. Dies gilt in gleichem Maße für das Modell 3008 Hybrid 4. Allerdings ist das SUV, das in vielen Teilen mit dem Opel Grandland X identisch ist, durch zwei Elektromotoren technisch aufwändiger und leistungsstärker. Eine Systemleistung von 300 PS (entsprechend 222 kW) sowie zwei angetriebene Achsen machen diesen hochgelegten Fünftürer zum ersten Allradfahrzeug der Marke.

Die gegenüber dem 508 höhere Leistung ist nötig, denn mit rund 1,9 Tonnen ist der 3008 auch ein gutes Stück schwerer als die Limousine. Ein saftiges Drehmoment von 520 Newtonmeter verleiht ihm einen druckvollen Antritt, der laut Datenblatt einen Spurt auf 100 km/h in 5,9 Sekunden ermöglicht. Maximal sollen 235 km/h drin sein. Angenehm ruhig verläuft die Elektrofahrt, im Innenraum wurde bei diesem Test ein Durchschnittswert von nur 55 dB gemessen. Das Fahrwerk ist sehr komfortabel angestimmt, nur die Lenkung erscheint eine Idee zu leichtgängig und indirekt. Ansonsten kann man sich auf die Vielseitigkeit eines praktischen Fünftürers verlassen, der abseits befestigter Wege die Traktionsvorteile einer zusätzlichen Antriebsachse bietet.

Vier Liter Verbrauch

Der Peugeot 3008 kann auch Gelände. Foto: Peugeot

Die herstellerseitig angegebenen Verbrauchswerte für die beiden neuen Modelle liegen um 1,5 Liter Benzin je 100 Kilometer und haben für die Praxis nur eingeschränkte Bedeutung. Die überwiegend im Hybrid-Modus absolvierten Testrunden ergaben laut Bordrechner einen Benzinkonsum um vier Liter bei gleichzeitigem Stromverbrauch von 12 bis 14 kWh je Normstrecke Ausstattungsbereinigt rangiert die 508-Limousine mit 50.500 Euro genau 4100 Euro oberhalb des vergleichbaren Benziners. Der Kombi kostet noch einmal 1100 Euro mehr als der Viertürer. Der 3008 Hybrid 4 ist ab 49.450 Euro zu haben.

Die hersteller-internen Prognosen sprechen von einem Anteil von 15 bis 20 Prozent, den der 508 Hybrid am Gesamtvolumen der Baureihe erringen könnte. Voraussetzung dafür wäre allerdings nicht nur eine entsprechende Nachfrage der Kunden, sondern auch eine ausreichende Verfügbarkeit von Batterien. Bisher kommen die von Peugeot verbauten Speicherzellen aus Asien, die europäische Fertigung an den im Aufbau befindlichen Standorten wird kaum vor 2025 so richtig in Gang kommen. Anbieter von Elektrofahrzeugen wie Jaguar oder Mercedes hatten in der Vergangenheit ihre Auslieferungen drosseln müssen, weil es an Nachschub bei den Batterieeinheiten mangelte.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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