Peugeot 407 Coupe: Der Haifisch hat Zähne

Extravagantes Design und ein starker Motor zeichnen das Peugeot 407 Coupé in der V6-Version aus. Ein paar fummelige Details stören den Eindruck kaum.

Von Jürgen Wolff

Ein Coupé, so definiert es das Fremdwörterbuch des Duden, ist «ein geschlossener (zweisitziger) Personenwagen mit versenkbaren Seitenscheiben». Das passt beim 407-Coupé von Peugeot nur zur Hälfte - er ist für vier Passagiere ausgelegt. Aber ansonsten hat der 407 alles, was ein modernes Coupé ausmacht: eine lang gestreckte, dynamische und elegante Form, sportliches Fahr-Feeling - und viel Image.

Länger als ein Passat

Schick, flach und mit dem aggressiven Charme eines Haifischs kommt die Coupé-Version des 407 daher. Die hauseigenen Designer haben ihm das breite Maul des Raubfischs und dessen schmale Augen verpasst. Und einen Satz Kiemen gleich mit dazu. Mit einer Länge von 4,82 Metern und 1,87 Meter Breite ist er stattlich ausgefallen wie eine ausgewachsene Limousine - der aktuelle VW-Passat etwa zieht im Längenvergleich glatt den Kürzeren.

Dass der Peugeot dennoch klassisch nach Coupé aussieht, verdankt er nicht zuletzt seiner geringen Höhe von unter 1,40 Metern. Und natürlich dem Kuppeldach, das ihm zusammen mit dem glatten Heck und der leichten Keilform eine flach auf dem Asphalt kauernde Optik verschafft. Kein Zweifel, das 407 Coupé ist ein Hingucker. Und ein Statement seines Besitzers, das Individualität, Sportlichkeit und Gespür für modernes Design impliziert.

Innen zeigt sich, dass auch noch eine Portion Vernunft dazu kommt: Denn der (Fast-)Viersitzer bietet überraschend viel Platz. Vorne sowieso, auch Kopf- und Seitenfreiheit sind für ein Coupé durchaus üppig. Hinten haben zwei Erwachsene zwar nicht üppig, aber durchaus noch ordentlich Platz - solange sie die 1,80 Meter nicht überragen zumindest. Etwas Arbeit werden sie allerdings beim Einstieg haben: Zwar lassen sich die Türen weit aufschwingen und die Vordersitze fahren beim Umklappen der Lehnen nach vorne - aber der Durchstieg nach hinten ist dann doch ein wenig mühsam.

Starke Aufheizung im Innenraum

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die sehr schräg ansteigende Frontscheibe. Sie sorgt zusammen mit der nicht minder schrägen Heckscheibe bei Sonne auch für eine übermäßige Aufheizung des Innenraumes - die Ledersitze tun ihr übriges noch dazu. Aber die kräftige Klimaanlage sorgt schnell für erträgliche Temperaturen.

Geschlitzes Auge: Das Peugeot 407 Coupé erinnert an einen Haifisch Foto: Press-Inform

Die wichtigsten Bedienelemente sind intuitiv und leicht erreichbar. Ärgerlich: Die Regler der Sitzheizung lassen sich nur schwer ertasten. Dank der vielfach verstellbaren, sportlich komfortablen Sitze und des in Höhe und Tiefe verstellbaren Lenkrades lässt sich schnell eine entspannte und bequeme Position finden. Ablagen gibt es reichlich. Licht-Automatik und Regensensor gehören mit zum Komfortprogramm, genauso wie elektrische Fensterheber, die auch bei ausgeschalteter Zündung arbeiten. Über die Tasten am Lenkrad sind Radio und Tempomat schnell und sicher zu bedienen. Etwas unübersichtlich ist allerdings die Mittelkonsole mit ihren vielen schönen Schaltern ausgefallen.

Die Verarbeitung ist außen wie innen ausgezeichnet. Angenehm: Wo immer man hinblickt, sieht man angenehme und hochwertig wirkende Materialien. Schon der Anblick der Nähte in den Ledersitzen ist ein Genuss für die Augen. Getrübt wird der durchweg positive Eindruck allerdings durch den ein oder anderen konstruktiven Mangel. Ein Beispiel: Die Heckklappe wird an Scharnieren gehalten, die tief in einer Falz montiert sind - wo sie schnell verdrecken und nur fummelig wieder sauber zu bekommen sind.

Leiser und starker Motor

Aber wer sich auf dieses frankophile Designstück einlässt, wird mit solch kleinen Macken problemlos leben können. Zumal sich der Kofferraum selbst mit 400 Litern Fassungsvermögen als durchaus üppig erweist. Die hohe Kante und die relativ kleine Öffnung machen das Beladen allerdings etwas fummelig. Der V6-Benziner vorne unter der Haube erwies sich als kultiviert und artgerecht - im Innenraum ist von ihm selbst bei hohem Tempo nur ein angenehm sonorer Klang zu hören.

Zweifarbig-elegant: Der Innenraum des Coupés Foto: Press-Inform

Dabei reichen 155 kW/211 PS aus knapp drei Litern Hubraum völlig für ein Beschleunigungsverhalten, das einem Coupé würdig ist - trotz der mehr als zwei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Von 0 auf 100 km/h braucht er 7,8 Sekunden, erst bei 241 km/h mag er nicht mehr weiter sprinten. Im Verbrauch wird der V6 allerdings keinen Sparsamkeitspreis gewinnen: Peugeot selbst gibt 10,2 Liter Super auf 100 km an, im Test lagen wir mit 12,9 Litern deutlich darüber. Immerhin rangiert er damit in seiner Klasse noch im oberen Mittelfeld. Und: Der Motor hängt gut am Gas, das Sechsgang-Getriebe passt in der Abstufung gut zu ihm.

Ohne Fehl und Tadel auch das Fahrverhalten. In flott gefahrenen Kurven untersteuert das 407-Coupé leicht, was dem Fahrer entgegenkommt. Die Elektronik reagiert schnell und sicher und erstickt etwaige Ausbrechversuche schon im Keim. Die Lenkung zeigt sich als leichtgängig und direkt, vermittelt zudem einen guten Kontakt zur Fahrbahn. Einflüsse des Frontantriebes sind kaum zu spüren. Die Federung ist sportlich straff, aber immer noch komfortabel, Unebenheiten werden souverän geschluckt. Die Bremsen wirken präzise und gut dosierbar - zur Not hilft auch hier ein elektronischer Assistent zu besserer Verzögerung.

Glänzend im Crashtest

Auf gerader Strecke hält der Peugeot auch ohne Korrekturen gut die Richtung, rundum fühlt man sich auch bei flotterer Fahrweise sicher. Ein Gefühl, das durch optische Eigenheiten noch gesteigert wird. Die beiden massiven Metallstreben zum Beispiel, die unten an den Türen hervorragen und beim Schließen in entsprechende Öffnungen am Schweller greifen - sie gehören zum massiven Seitenaufprall-Schutz. Die Euro-NCAP-Crashtests bestätigen den subjektiven Eindruck: Fünf Sterne, 35 von 37 möglichen Punkten - das spricht für sich.

Vom Preis her ist der 407 als Coupé zwar nicht gerade ein Schnäppchen - aber mit 34.400 Euro Basispreis für den V6 und einer ordentlichen Serienausstattung ist er fair kalkuliert - selbst Bi-Xenon-Licht gibt es ab Werk. An sinnvollen Extras gehören vielleicht noch Automatikgetriebe (1500 Euro), dynamisches Kurvenlicht (300 Euro) und Sitzheizung (250 Euro) auf dem Wunschzettel. Zum Vergleich: Ein in etwa vergleichbares Alfa GT Coupé kostet gut 3000 Euro mehr, ein sehr viel biedereres und bescheidener ausgestattetes C 230 Sportcoupé von Mercedes gut 3000 Euro weniger, ein eher entsprechender CLK 280 rund 7000 Euro mehr.

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