Peugeot 1007: Chamäleon mit Schiebetüren

Peugeot hat sich mit dem 1007 in das Segment der Micro-Vans eingereiht. Dabei gelangen dem französischen Autohersteller auffällige Innovationen, die auch den Wiederverkaufswert des Kleinwagens steigern.

Thomas Flehmer

Das Kleinwagensegment hat in Europa entgegen eines schwachen Marktes an hohem Ansehen gewonnen. Über 35 Prozent Marktanteil sprechen eine deutliche Sprache. Peugeot reagiert nach dem Erfolgsmodell 206 und dem im Juni erscheinenden 107 mit einem Micro-Van auf das gestiegene Interesse. «Der Trend zum Micro-Van hat sich von 1,5 Prozent auf 15 Prozent im Kleinwagensegment verzehnfacht», sagte Peugeot-Kommunikationsdirektor Bernd Schantz bei der Präsentation des 1007 in Valencia.

Auffällige Schiebetüren

Der Peugeot 1007 fällt besonders wegen seiner Schiebetüren auf Foto: Werk

Damit sich der ab September in Deutschland erhältliche 1007 auch von seinen Konkurrenten unterscheidet, hat sich der französische Hersteller gleich mehrere Innovationen einfallen lassen. Besonders auffällig sind die elektrischen Schiebetüren, die per Knopfdruck im Auto oder über die Fernbedienung geöffnet werden können.

Vor allem in engen Parklücken offenbaren die 1,37 Meter langen Türen ihre Vorteile. Dank eines 92 Zentimeter breiten Einstiegs können laut Peugeot Kinder bequem nach hinten einsteigen oder Einkaufstaschen bequem platziert werden.

Stress bei Verwechslung

Doch die noch futuristisch anmutenden Türen haben auch ihre Nachteile. Problematisch wird es, wenn kurz vor dem Anfahren die Schalter verwechselt werden und Fahrer oder Beifahrer statt des Fensters die Tür öffnen.

Geschlossen werden können die Türen dann erst wieder, wenn das Mobil weniger als fünf Stundenkilometer fährt. Man muss also abbremsen und hindert so die folgenden Teilnehmer am reibungslosen Verkehr.

Erstmals mit automatisiertem Schaltgetriebe

Kleine Motoren in allen Modellen Foto: Werk

Doch allzu schnell bewegen sich die zunächst in drei Motor-Varianten ausgestatteten Vans nicht. Der 1,4 Benziner mit 54 kW (73 PS) benötigt 14,4 Sekunden, um von Null auf Hundert zu kommen und weist ein maximales Drehmoment von 118 Nm aus, dass erst bei 3300 U/min zum Tragen kommt.

Mit der «2-Tronic», dem erstmals von Peugeot eingesetzten automatisierten Schaltgetriebe, benötigt der Fahrer sogar noch 2,2 Sekunden mehr, um 100 Stundenkilometer zu erreichen. Beide Modelle weisen eine Höchstgeschwindigkeit von 165 Stundenkilometer auf.

Beim nur mit der «2-Tronic» ausgestatteten 1.6 Benziner greifen 147 Nm bei 4000 Umdrehungen pro Minute. Dank 80 kW (109 PS) kann der Fahrer den 3,73 Meter langen Wagen bis 190 Stundenkilometer ausreizen. Das automatisierte Schaltgetriebe kann zwar nicht mit einem Direktschaltgetriebe a la Golf GTI mithalten - dazu sind die Schaltpausen zu lang und erinnern eher an den Smart - doch fährt man damit viel spritsparender. So gibt Peugeot die Verbrauchswerte für die Benziner mit durchschnittlich 6,6 beim 1.6 und 6,3 Litern beim 1.4 an.

Diesel ohne Filter

Der mit 50 kW (60 PS) ausgestattete Diesel benötigt gar nur 4,7 Liter durchschnittlich. Für den Spurt von Null auf 100 braucht der 1007 15,6 Sekunden bei einem Drehmoment von 160 Nm bei 2000 U/min. Auch ohne Rußpartikelfilter erfüllt der nur mit einem 5-Gang-Schaltgetriebe erhältliche Van die Euro-Abgasnorm 4.

Allerdings liegt die Nachfrage nach Diesel bei Kleinwagen nur um die zehn Prozent. Deutschland-Chef Olivier Veyrier hatte in einem Interview mit der Netzeitung gesagt, dass Peugeot auch für diese Technik gerüstet sei, aber auf Grund der geringen Nachfrage eine Ausstattung mit Filter sehr kostenintensiv sei. Eine stärkere Dieselvariante des 1007 im kommenden Jahr soll dann mit Filter auf den Markt kommen.

Sehr kleiner Kofferraum

Das übersichtliche und weiträumige Cockpit geht zu Lasten ds Kofferraums Foto: Werk

Doch auch ohne Filter finden die fahrenden Personen im Inneraum ihren Platz - zumindestens zwei. Denn Platz haben die Personen auf den recht weichen Vordersitzen auch dank eines extrem langen Armaturenträgers bis hin zur Frontscheibe genug. Enger geht es dafür auf den hinteren Sitzen zu, auch wenn die Personen die Rücksitze immerhin noch um 23 Zentimeter verschieben können.

Dies geht allerdings auf Kosten des von vorn herein zu engen Kofferraumes. Bei lediglich 178 Litern findet nicht einmal eine Kiste Wasser Platz. Allerdings hätte schmächtige Frauen auch arge Schwierigkeiten, die Getränkekiste über die 78 Zentimeter hohe Ladekante zu heben, wenn die Rücksitze ganz nach vorn geschoben oder um geklappt wurden, um das Volumen des Kofferraumes auf 1048 Liter zu erhöhen - auf Kosten der Beifahrer auf den Rücksitzen.

Sehr hoher Sicherheitsstandard.

Doch damit sind die Schwachpunkte bereits aufgezählt. In Sachen Sicherheit ist der 1007 Spitze. Nicht nur wegen der erhöhten Sitzposition, ESP und den sieben Airbags, darunter einem Airbag unter der Lenksäule, erzielte der Micro-Van noch nie zuvor erreichte 36 Punkte beim europäischen NCAP-Crashtest und löste den C5 von Konzernbruder Citroen an der Spitze der sichersten Fahrzeuge ab.

Auch deshalb ordnet Peugeot den 1007 in der Premium-Klasse als Konkurrenten zum Smart oder zur A-KLasse ein. Der Einstiegspreis von 13.650 Euro in der Basisversion «Filou» ist ein gutes Argument. 1.100 Euro mehr kostet das Einstiegsmodell der Klasse «Premium», die kleine Benzinversion im Segment «Sport» beginnt mit 15.900 Euro dort, wo die Konkurrenten erst ihre Basis beginnen.

Daneben bietet Peugeot in Verbindung eines 3-Wege-Finanzierungsvertrages der Peugeot-Bank das erste Versicherungsjahr inklusive Schutzbrief, Voll- und Teilkaskoversicherung kostenfrei an. Auch dort können dann bis zu 2000 Euro eingespart werden.

Gewinn dank Cameleo

Die Innenteile der Sitze sind austauschbar Foto: Werk

Einen Gewinn erzielen können die Fahrer des 1007 auch bei einem möglichen Wiederverkauf. Peugeot bietet zum Preis von 243 Euro das 18-teilige Innenraumdekor-Kit «Cameleo»an, dass in Deutschland in insgesamt neun verschiedenen Varianten erhältlich ist.

Der Besitzer kann dadurch mit wenigen Handgriffen die Bezüge der Sitzflächen und Rückenlehnen, die Zierblenden der Luftungsdüsen, die Türverkleidungen und die Stoffabdeckungen der Armaturentafel austauschen und somit den Wiederverkaufswert erhöhen. Aber auch wenn lediglich ein Teil kaputt geht, ist auch dieses einzeln erhältlich.

Interessenten müssen sich aber noch gedulden, ehe sie «Sesam öffne Dich» auch fahren können. Zunächst verschafft Peugeot dem 107, der im Juni mit den baugleichen C1 und Toyota Aygo auf dem Markt kommt, Platz. Der 1007, die erste vierstellige in der fast 80-jährigen Geschichte von Peugeot wird erst im September in Deutschland erhältlich sein. Bis zum Ende des Jahres sollen dann 8.000 Einheiten verkauft werden, doppelt so viele sollen ein Jahr später folgen.

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