Opel Combo-e: Schön praktisch – und elektrisch

Opel Combo-e: Schön praktisch – und elektrisch
Der Opel Combo-e bietet viel Variablität. © Axel F. Busse

Für die Kunden von Hochdach-Kombis steht der praktische Nutzen an erster Stelle, Schönheit kommt erst weit dahinter. Welche Vorzüge die elektrische Version des Opel Combo-e seinen Käufern bietet, klärt unser Praxistest.

Das Auto-Quartett ist auch nicht mehr das, was es einmal war: Opel Combo, Toyota ProAce City, Peugeot Rifter und Citroën Berlingo sind ein Kleeblatt, bei dem man schon sehr genau hinschauen muss, um sie voneinander zu unterscheiden. Und seit in Opel-Fahrzeugen immer mehr französische Technik Raum greift, ist dies auch nicht einfacher geworden. Der voll-elektrische Combo will nun jene Familien, Handwerker und Dienstleister gewinnen, denen eine umweltkonforme Mobilität wichtig ist.

Man kann den 4,40 Meter langen Normal-Combo (es gibt auch eine 35 cm längere XL-Version) getrost als motorisierte Ablagebox beschreiben. Nicht nur, dass der reine Gepäckraum von fast 600 Litern Volumen bis auf maximal 2126 Liter erweiterbar ist, sondern überall in der Kabine finden sich so viele Fächer, Nischen, Ablagen und Stauräume, dass es eine wahre Pracht ist. Insgesamt gibt es außer den zwei Handschuhfächern rund zwei Dutzend davon und allein die Box zwischen den Vordersitzen ist so geräumig, dass man sie zuverlässig nur mit einer Taschenlampe durchsuchen kann.

Erstklassiger Rundum-Blick

Was dem Fahrzeug weitere Pluspunkte verschafft, sind die beiden Schiebetüren, die den Passagieren der zweiten Reihe auch in engen Parklücken ein bequemes Ein- und Aussteigen erlauben. Selbst wenn man das Panoramadach nicht bestellt, kann man sich über den lichten Innenraum freuen und die großen Fenster erlauben ein vorzüglichen Rundum-Blick. Das gibt beim Rechtsabbiegen Sicherheit für Radfahrer, aber auch den Insassen eine gute Wahrnehmbarkeit des Verkehrsgeschehens.

Übersichtlich: das Cockpit des Opel Combo-e. Foto: Axel F. Busse 

Mit 1,49 Metern Kabinenbreite vorn und 1,47 m zwischen den Türverkleidungen hinten haben die Passagiere ausreichend Bewegungs-Spielraum und Kopffreiheit ist bei 1,84 Metern Karosseriehöhe schon gar kein Thema. Wer die Getränkekisten für die Gartenparty in den Kofferraum wuchten will, freut sich über die niedrige Ladekante von 60 Zentimetern und die Breite der Ladeöffnung von 1,20 Metern. Allerdings sollte man bei Rückwärts-Einparken darauf achten, dass man mindestens 1,30 Meter von nächsten Hindernis entfernt ist. So viel Schwenkbereich braucht die Klappe, um sich vollständig öffnen zu lassen.

Viel Hartplastik

Bei einem näheren Blick in den Innenraum fällt die großflächige Verwendung von Hartplastik-Verkleidungen auf, die nicht zu Gemütlichkeit und angenehmem Ambiente beitragen. Auch wäre eine Höhenverstellbarkeit der vorderen Sicherheitsgurte wünschenswert gewesen. Die Sitzflächen der vorderen Plätze haben nur angedeutete Seitenwülste, so dass ein dort gedankenlos abgelegtes Smartphone oder eine Getränkeflache sich in einer flotten Kurve schon mal selbstständig machen können.

Nicht optimal gelöst ist die Bedienung der Sitzheizung (+ 350 Euro): Die dafür vorgesehenen Kippschalter sind außen am Sitzrahmen angebracht und es gibt keine Kontrollleuchten. So kann es passieren, dass auch ein unbenutztes Polster beheizt wird und den wertvollen Stromvorrat minimiert.

Rätselhafte Reichweiten-Anzeige

Wie kostbar die Akkufüllung ist, stellte der Testwagen unter verschiedenen Alltagsbedingungen unter Beweis. Unter Berücksichtigung der winterlichen Witterung war zwar nicht davon auszugehen, dass der Combo-e die Herstellerangaben von 273 Kilometern Reichweite (innerstädtisch bis 395 nach WLTP) erreicht, doch auch die versprochenen 250 Kilometer nach einer Nacht am Netz haben offenbar nur theoretische Bedeutung.

In den protokollierten Fahrten war eine erhebliche Abweichung von errechneter Reichweite und tatsächlich gefahrenen Kilometern die Regel. So wurden in einem Falle tatsächlich 72 Kilometer zurückgelegt, die versprochene Reichweite reduzierte sich gleichzeitig aber um 150 Kilometer. In einem anderen Versuch wurden 50 Kilometer am Stück gefahren, die angezeigte Reichweite nahm um 96 Kilometer ab. Entspanntes Fahren ohne die Befürchtung, nicht rechtzeitig an der nächsten Ladesäule zu sein, ist unter solchen Bedingungen schlecht möglich.

Immerhin muss man an einer 100-kW-Station nicht allzu lange warten. Binnen einer halben Stunde wird die Batterie bis auf 80 Prozent gefüllt, dann geht die Fahrt weiter. Opel nennt als Durchschnittsverbrauch 20,3 kWh je 100 Kilometer. Das mitgelieferte Mode-2-Ladekabel ist mit sechs Metern Länge recht ordentlich bemessen, die Handhabung einfach.

Umfangreiche Serien-Ausstattung

Das Heck des Opel Combo-e mit der großen Heckklappe. Foto: Axel F. Busse

Der Combo e beschleunigt durch seine 100 kW Leistung und 260 Nm Drehmoment erwartungsgemäß zügig, zur Akku-Schonung ist die Höchstgeschwindigkeit aber auf 130 km/h begrenzt. Origineller Weise war der Testwagen mit Winterreifen ausgestattet, deren Zulassung bis 240 km/h reichte. Bei 100 km/h ist es im Innenraum angenehm ruhig, 60 dB(A) wurden als Durchschnitt gemessen. Bis auf die etwas zu leichtgängige Lenkung gab es an den Fahreigenschaften nichts zu tadeln.

In der „Life“- Ausstattung gibt es eine Reihe von serienmäßigen Extras, so etwa eine Dachreling, Seitenschutzleisten, Rückfahrkamera, Tempomat, Toter-Winter-Warner, Fernlichtassistent, Regensensor, DAB-Radio, Klimaautomatik, Spurhalte-Assistent und Verkehrsschilderkennung. Das 2500 Euro teure Premium Ultimate Paket beinhaltet außer Head-Up-Display (mit Projektionsscheibe) noch einen Parkpiloten, Navigationsgerät, Panoramadach, schlüsselloses Zugangssystem und kabellose Ladeschale fürs Smartphone.

Auch wenn das Innenraum-Ambiente etwas frugal ausfällt, so weiß der elektrische Combo doch durch allerlei praktische Nützlichkeiten zu gefallen. Viel Platz für Passagiere und Stauraum für Kleinzeug, ordentlichen Komfort und eine überdurchschnittliche Sicherheitsausstattung. Das hat freilich seinen Preis: Als Combo-e Life kostet er 42.550 Euro, mit den Sonderausstattungen des Testwagens 46.750 Euro. Da freut sich mancher über die staatliche Umweltprämie.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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