Opel Astra: Auf der sicheren Seite

Unterwegs mit OnStar

Opel Astra: Auf der sicheren Seite
Der Opel Astra kommt bei den Kunden gut an. © Opel

Hat der Opel Astra wirklich das Zeug, die Oberklasse zu ärgern? Mag sein. Doch eines ist klar. Dieses Auto bietet alles, was man von einem modernen Auto erwarten kann – und noch einiges mehr.

Von Frank Mertens

Der ärgert sogar die Oberklasse. Opel zeigt sich selbstbewusst, wenn es um den neuen Astra geht. Mit seinen Technologien sehen die Rüsselsheimer ihr Kompaktklassemodell auf der Stufe mit BMW, Audi und Mercedes. Ganz schön keck, die Opelaner.

Aber Werbung übertreibt bekanntlich, muss übertreiben, will sie den Kunden erreichen und zum Kauf anregen. Doof nur, wenn der sich vom Marketing angesprochen fühlt, das Auto kauft und dann enttäuscht feststellt, dass die Realität leider anders ausschaut. Doch ist der neue Astra ein Schaumschläger? Der Werbslogan nur heiße Luft? Nein, keineswegs, auch wenn sich in München oder Stuttgart die Beunruhigung wegen des Astras in Grenzen halten dürfte. Doch in Wolfsburg dürfte man schon ziemlich genau beobachten, dass man in Rüsselsheim längst wieder auf Augenhöhe mit dem für lange Zeit enteilten Konkurrenten ist.

OnStar als Erleichterung

Bei Opel setzt man auch auf das vernetzte Auto, also den Trend, der die Autoindustrie der Zukunft bestimmen wird. So verfügt mittlerweile jeder neue Opel über OnStar. Ein System, das weitaus mehr zu bieten hat, als die integrierte Notrufunktion, die in 2018 in Europa Pflicht wird. Doch bleiben wir erst einmal bei dieser Funktion des OnStar-Systems. Wer Auto fährt, macht sich in der Regel keine Gedanken darüber, einen Unfall zu haben. Vor allem keine auf einer wenig befahrenen Landstraße.

Also genau dort, wo man bei einem Unfall lange warten muss, bevor jemand den Rettungsdienst ruft, wenn man dazu selbst nicht mehr in der Lage ist. OnStar kann sich hier als Lebensretter erweisen, weil es automatisch einen Notruf ans Call-Center absendet. Das geschieht dann, wenn die Airbags ausgelöst wurden.

Opel OnStar neu AG/Mertens
Die OnStar-Bedienknöpfe im Opel Astra AG/Mertens

Das System stellt dann automatisch eine Verbindung zu einem OnStar-Mitarbeiter über das Mobilfunknetz her, der dann versucht, Kontakt mit dem Fahrer aufzunehmen und ihn nach seiner Verfassung und der seiner Mitfahrer befragt. Mit diesen Informationen kann er gezielt die Rettungskräfte informieren und zur Unfallstelle schicken. Über GPS weiß der OnStar-Mitarbeiter jederzeit über die Position des Fahrzeuges Bescheid. Das System kostet beim Astra einmalig 490 Euro. Soviel Geld sollte einem die Sicherheit wert sein. Im ersten Jahr nach Zulassung ist der Service übrigens kostenlos, danach werden jährlich 99 Euro fällig.

Vielzahl von Servicefunktionen

Wer Autos der Oberklasse kennt - und damit sind wir wieder bei Opels Werbespruch angekommen - kennt den Concierge-Service, den die Premiumhersteller ihren Kunden bieten. Man kann sich beispielsweise ein bevorzugtes Restaurant in der Nähe nennen lassen, den nächsten Arzt oder auch den nächsten Bankautomaten in der Nähe. Das alles bietet auch OnStar: Kurzer Druck also auf die OnStar-Taste im Dachhimmel, nach ein paar Sekunden meldet sich das Call-Center. "Ich würde gerne die Route von Berlin nach Oerlinghausen, in die Marianne-Weber-Straße auf mein Navigationsgerät gespielt haben", bitte ich die Mitarbeiterin. Ich bin gespannt, ob es funktioniert. "Kein Problem", sagt die nette Stimme am anderen Ende der Leitung und spielt mir das Ziel gleich aufs Navigationsgerät.

Prima, denke ich, geht ja reibungslos. Doch nicht die Marianne-Weber-Straße wird angezeigt, sondern die Liekefett-Straße. Doch nicht alles so toll? Doch, denn diese Straße führt direkt auf mein gewünschtes Ziel. Natürlich hätte ich das Ziel auch selbst händisch eingeben können, aber so ging doch viel bequemer.

Der erfreut sogar den Nachwuchs

Blendfreies Fernlicht erhöht die Sicherheit
Das Matrix-Licht von Opel Opel

OnStar mit seiner Vielzahl von Funktionen (WLAN-Hotspot, Diebstahl-Notfallservice, Fahrzeugdiagnose)) gefällt mir - wie auch der Rest des Astra meinen Geschmack trifft. Der Innenraum wirkt wertig, das Cockpit samt des modernen Infotainment-Systems Intelli-Link lässt in seiner neuen Sachlichkeit keine Wünsche offen. Vor allem auch beim 14-jährigen Sohn nicht, der gleich sein Smartphone mit wenigen Klicks mit dem Fahrzeug verband und die einfache Handhabung lobt. Insgesamt lassen über den WLAN-Hotspot sieben Endgeräte verbinden - das freut nicht nur den internetaffinen Nachwuchs.



Zu schätzen lernt man aber nicht nur diese Vernetzung, sondern auch die Fahrassistenzsysteme wie einen Spurhalte- und Totwinkelassistenten oder auch einen Auffahrwarner mit integrierter Notbremsfunktion. Daneben kann man sich über das moderne Lichtsystem freuen, vor allem über das Matrix-Licht. Damit kann man ohne Probleme mit Fernlicht unterwegs sein, ohne den Gegenverkehr zu blenden. Denn das System erkennt entgegen kommende Fahrzeuge und blendet sie aus, die Umgebung wird aber weiter ausgeleuchtet. Eine feine Sache. Der Preis für dieses Licht samt des Navi 900 Intelli-Link kostet als Innovationspaket 1750 Euro.

Ausgewogenes Fahrwerk

Doch ein Auto muss ja bekanntlich mehr bieten, als derartige Features, so nützlich sie auch sein mögen und so sehr sie die Sicherheit im Alltag auch steigern. Es muss auch durch seine Fahrleistung überzeugen. Und wie stellt sich unser Testwagen mit seinem 1.0-Turbobenziner mit 105 PS an? Gut, wirklich gut. Okay, mit seiner Leistung von überschaubaren 105 PS ist dieser Astra kein Ausbund an Sportlichkeit, aber auch kein Langweiler. Mit seinem Drehmoment von 170 Nm (1800 bis 4250 Touren) ist für einen kraftvollen Antritt gesorgt und der Sprint von 0 auf 100 ist in 11,2 Sekunden erledigt. Das reicht.

Der Opel Astra hat schönere Proportionen erhalten.
Das Heck des Astra Opel

Das Fahrwerk des neuen Astra erweist sich dabei als ausgwogen, der Spagat zwischen Straffheit und Komfort ist den Entwicklern gelungen. Die Lenkung des Astra spricht dabei direkt an, vermittelt eine gute Rückmeldung und das manuelle Fünfganggetriebe ist ebenso zu beanstanden. Der Verbrauch wird von Opel mit 4,5 Litern angegeben, bei den Testfahrten standen am Ende 6,2 Liter auf dem Bordcomputer. Ein akzeptabler Wert.

Wenn es denn etwas zu mosern gibt, dann ist es die eingeschränkte Sicht nach hinten. Doch die ist mittlerweile bei fast allen neuen Autos nur noch bescheiden. Ein Grund auch, weshalb man auch die Einparkhilfe ordern sollte, will man nicht den After-Sales-Bereich der Rüsselsheimer erfreuen.

Nach Ende der zweiwöchigen Testphase bleibt die Erkenntnis, dass der neue Astra alles mitbringt, dem Golf, dem ewigen Bestseller im Segment, das Leben nun doch etwas schwerer machen zu können als in der Vergangenheit. Und zumindest ein wenig vermag er auch einige der Konkurrenten in der Oberklasse zu ärgern. Ach ja, der Preis: Für unseren Testwagen geht die Preisliste bei 17.960 Euro los, für den von uns gefahrenen Astra in der Ausstattungsvariante Innovation werden 22.860 Euro aufgerufen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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