Opel GT: Rückkehr einer Legende

Der Mythos lebt. Im März schickt Opel den neuen GT ins Rennen. Eines ist bereits vor dem Markstart klar: dieser Roadster wird Aufsehen erregen. Ob er allerdings auch das hält, was sein Design verspricht, zeigt unser Test.

Von Frank Mertens

«Hey, was ist das denn für ein Auto? Sieht ja toll aus!» Die Zeiten, in denen man als Opel-Fahrer in der Masse anderer Fahrzeuge unterging, dürften spätestens im März vorbei sein. Dann bringt der Rüsselsheimer Autobauer den Opel GT auf den Markt, einen reinrassigen Roadster.

Ein Blickfang

Wer sich für den Nachfolger des Ur-GT («Die deutsche Corvette») des Jahres 1968 entscheidet, sollte sich über eines im Klaren sein: er wird wie vor fast 40 Jahren das Coupé Aufmerksamkeit erregen. Und das nicht zu knapp. Bei ersten Testfahrten in Palm Springs im US Bundesstaat Kalifornien zog der GT die Blicke der Passanten nur so auf sich. Bei Ampelstopps mussten ständig Fragen zum GT beantwortet werden.

Alt und neu: Die zwei Generationen des GT Foto: Werk

Damit scheint das Ziel der Opel-Verantwortlichen aufzugehen. Sie sehen im GT nicht weniger als «eine Markenkampagne auf vier Rädern». «Dieses Auto ist die Spitze der Entwicklung unserer Marke. Wir arbeiten daran, dass sich Kunden nicht nur aus rationalen Gründen für einen Opel entscheiden, sondern vor allem aus emotionalen», sagte GM-Europachef Carl-Peter Forster bei der Vorstellung des GT. «Ohne Emotionen hat man im Autogeschäft keinen Erfolg.»

Emotionen werden geweckt

Unterweg mit dem Verdeck Foto: Werk

Diese Emotionen verkörpert der GT wie kein anderes Opel-Modell: Die langgezogene Motorhaube mit den zwei chromeingefassten Lufteinlässen wird bestimmt von den schwungvoll gestalteten Kotflügeln. Die Scheinwerfer reichen bis in die Seitenflächen hinein und unterstreichen die Schnittigkeit des neuen GT. Abgerundet wird dieser Eindruck durch die chromeingefassten Nebelleuchten und die daneben befindlichen Lufteinlässe.

Von der Seite fallen die Luftschlitze an den Kotflügeln, die zwei Hutzen hinter den Kopfstützen und die 18 Zoll-Räder ins Auge. Ausgesprochen knackig präsentiert sich auch das Heck mit zwei Auspuffrohren und den schön ausschauenden Schlussleuchten.

Das Cockpit des Opel GT Foto: Werk

Der gute Eindruck setzt sich jedoch nur bedingt im Innenraum fort. Hier sind die Rundinstrumente zwar in Chrom eingefasst, doch der haptische Eindruck könnte besser sein. Die Ledersitze, die im Premiumpaket inklusive eines MP3-tauglichen Stero-CD-Radios für 1285 Euro zu ordern sind, sehen nett aus. Leider ist jedoch nur der Fahrersitz in der Höhe verstellbar.

Geradezu ärgerlich ist, dass das ohnehin niedrig angebrachte Multifunktionslenkrad nur minimal nach oben zu bewegen ist. Eine Längsverstellung gibt es nicht. Größere Fahrer wird so eine bequemere Sitzposition verwehrt. Schick anzusehen ist der kurze auf dem Mitteltunnel angebrachte Schaltknauf.

Keine Ablageflächen

Von einem Roadster erwartet niemand, dass er ein Platzwunder ist. Doch dass es im Innenraum - bis auf eine winzige Fläche zwischen den Sitzen - gar keine Ablageflächen gibt, verblüfft ebenso wie das fehlende Angebot eines Navigationsgerätes.

Ist das unkompliziert zu bedienende Stoffverdach erst einmal unter der Heckklappe verschwunden, finden hier nur mit viel Geschick zwei Laptoptaschen Platz und Jacken Platz. Bei offenem Verdeck liegt das Kofferraumvolumen bei 66 Litern, bei geschlossenem sind es 157. Von großer Alltagstauglichkeit kann also keine Rede sein. Doch darum geht es beim GT auch nicht - er ist als Spaßauto konzipiert.

264 PS unter der Haube

Das Heck des GT Foto: Werk

Damit dieser Spaß auch voll zur Geltung kommt, trägt der 4,10 Meter lange und 1,27 Meter flache GT unter der Haube einen 2.0 Liter starken Vierzylinder-Motor mit 264 PS mit Turboaufladung und Benzindirekteinspritzung spazieren. Bereits im Stehen ist ein sonorer Sound zu vernehmen. Der Blick auf die Leistungsdaten klingt vielsprechend: das maximale Drehmoment von 353 Nm steht zwischen 2500 bis 5000 U./min. zur Verfügung. Damit lässt es sich ausgesprochen schaltfaul unterwegs sein.

Wem der Sinn nach mehr Sportlichkeit steht, der wird auch bedient. Doch während die heckangetriebene und 1395 Kilogramm schwere Flunder seine Kraft in den Gängen eins bis drei souverän entfaltet, lässt die Spritzigkeit im vierten und fünften Gang doch merklich nach. Hier wünscht man sich ein Sechsgang-Getriebe, auf das aus Kostengründen leider verzichtet wurde. Laut Leistungsblatt soll der GT in 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten, seine Spitzengeschwindigkeit wird mit 229 km/h angegeben. Der Verbrauch lag bei den Testfahrten bei akzeptablen 9,4 Litern Super.

Gute Fahrdynamik

Das GT sieht auch von oben schick aus Foto: Werk

An der Straßenlage des GT gibt es nichts auszusetzen. Mit seinem langen Radstand (2,41 Meter) und seiner breiten Spur (1,54 Meter vorn/1,56 Meter hinten) liegt er satt auf der Straße. Wie bei der Corvette verfügt auch der GT über hydrogeformte Längsträger, die im Zusammenspiel mit einem tragenden Mitteltunnel für präzises Fahrverhalten sorgen sollen. Das Fahrwerk des GT ist straff, aber keineswegs unkomfortabel abgestimmt.

Gebaut wird der GT übrigens nicht in Deutschland, sondern im Roadster-Werk in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. In dieser Fabrik werden auch die Schwestermodelle Pontiac Solstice und Saturn Sky zusammengeschraubt. Zu den Absatzerwartungen des GT trifft Opel keine Aussage. Markenchef Alain Visser sagt nur soviel, dass für den GT in Deutschland bereits über 1000 Vorbestellungen vorliegen. Wie jedoch zu hören ist, dürfte die Obergrenze des Absatzes allein schon mit Blick auf die Kapazitäten nicht über 3500 Stück hinausgehen.

Attraktiver Preis

Doch wie gesagt: Der GT ist für Opel kein Volumenmodell. Es geht um die Emotionalisierung der Marke - und das dürfte den Rüsselsheimern mit diesem Auto ohne Frage gelingen. Der Preis für den GT beträgt 30.675 Euro. Für dieses Geld bekommt der Kunde ein gut ausgestattetes Fahrzeug. Zur Serienausstattung gehören beispielsweise Sportsitze, eine Klimaanlage, Leichtmetallräder, elektrische Fensterheber, Bordcomputer und Nebelscheinwerfer. Das lässt sich sehen.

Jetzt wird es spannend zu sehen, wie die Kunden reagieren, die sich für einen Roadster interessieren. Mit Blick auf einen Mazda MX-5, BMW Z4 oder Audi TT Roadster sieht sich der GT starker Konkurrenz gegenüber. Doch mit seinem beeindruckendem Aussehen hat er gute Chancen, den Wettbewerbern Kunden streitig zu machen.

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