Opel Astra 1.7 CDTI: Qual der Wahl

Bei Opel entlocken die Ingenieure immer kleineren Motoren immer mehr Leistung. Was vom 1,7-Liter-Dieselaggregat zu halten hat, hat Michael Langenwalter herausgefunden.

Opel hat beim neuen Astra die beiden Volumenmotorisierungen zur Markteinführung im Februar noch zurückgehalten. Was marketingtechnisch durchaus Sinn machte. So können die Rüsselsheimer das 1,7-Liter-CDTI-Aggregat mit seinen beiden Ausbaustufen 81 kW/110 PS beziehungsweise 92 kW/125 PS jetzt ganz explizit in den Vordergrund rücken - unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild des Golf-Konkurrenten. Schließlich sind die optischen Änderungen beim facegelifteten Astra im Vergleich zum Vorgängermodell äußerst dezent ausgefallen: mehr Chrom hier, retuschierte Leuchten da. Man muss schon mit der Nase draufgestoßen werden, um die Feinheiten zu erkennen.

«Downsizing» heißt die Devise

Verständlich. Denn beim neuen Astra zählen einfach die inneren Werte. Doch die überarbeite Innenausstattung und neue Farben sind nur die eine Seite. Die eigentliche Neuerung bei der Neuauflage versteckt sich unter der Motorhaube, zumal, wenn es um die Dieselvarianten geht. Denn Opel hat seinem Volumenmodell zusätzlich zum 1,3 CDTI-Einstiegsdiesel gleich zwei neue Selbstzünder mit 1,7 Liter Hubraum spendiert. Hier folgt auch dieser Hersteller inzwischen konsequent jenem Trend, der auf Neudeutsch als «Downsizing» bezeichnet wird.

Da überbieten sich die Auto-Ingenieure in der Kunst, durch eine möglichst geschickte Aufladung aus immer kleineren Hubräumen immer mehr Leistung herauszureizen. Und das bei gleichzeitig weniger Verbrauch und immer besseren Abgaswerten, was bei einem Selbstzünder heutzutage ja ein nicht unerhebliches Verkaufsargument ist. Um 0,5 bis 0,9 Liter je 100 Kilometer soll der Verbrauch laut Opel sinken.

Vorgänger-Motoren haben ausgedient

Richtige Neuentwicklungen sind die Motoren dann aber doch nicht. So kommen auch die beiden 1,7-Liter-CDTIs, die wie alle Astra-Diesel über einen wartungsfreien Rußpartikelfilter verfügen, als Derivate eines Ausgangsmotors aus der Isuzu-Produktion daher. Daraus wurden schon ihre Vorgänger, die ihre Kraft noch aus 1,9 Liter Hubraum schöpften, abgeleitet. Die neuen, kleineren Motoren bieten aber 20 respektive 40 Newtonmeter mehr Drehmoment wie die 100 und 120-PS-starken 1,9-Liter-CDTIs - und das bei einem deutlich reduzierten Schadstoffausstoß. Die größeren Motoren nimmt Opel folgerichtig demnächst aus dem Programm. Aber nicht ganz. Da es den neuen Astra mit den neuen Motoren nur in Verbindung mit einem Sechs-Gang-Schaltgetriebe gibt, erhält der 120 PS starke 1,9 CDTI für die Kombination mit der Sechs-Stufen-Automatik von Opel noch eine Gnadenfrist, aber eben für andere Modelle aus dem Konzernregal.

Wild schalten oder schaltfaul fahren

Je nach Motor muss der Schalthebel unterschiedlich oft betätigt werden Foto: Werk

Doch zurück zur aktuellen Adaption. Schließlich will die eigentliche Diesel-Zielgruppe, die Großkunden und Flottenkäufer, auch beim aktuellen Astra angemessen bedient werden. Und hier haben es die Chefitäten in der Hand, ob sie ihre Mitarbeiter in ihrem Dienst-Astra am Schalthebel richtig ackern lassen wollen oder ihnen doch eher eine geruhsame Fahrweise ermöglichen. In der 125-PS-Ausbaustufe lässt sich ganz entspannt schaltfaul fahren. Der Motor hat im gesamten Drehzahlbereich genug Durchzugskraft, während man beim kleinen Bruder die Gänge hoch drehen muss, damit der Astra richtig auf Touren kommt. Beim Tritt aufs Gaspedal schleicht sich in den unteren Drehzahlbereichen eine Gedenksekunde ein, bevor der Motor dann abgeht - wenn der Fahrer weiter fleißig seinen rechten Arm benutzt. In den höheren Bereichen hat der kleine Diesel diese Probleme nicht und ist nur unwesentlich lauter als die stärkere Version.

Gegensätzliche Typen

Dabei differieren die Fahrwerte auf dem Papier nur unwesentlich. 260 Newtonmeter beim schwächeren Diesel bzw. 280 Newtonmeter Drehmoment liegen jeweils bei 2300 Umdrehungen an. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 185 zu 195 km/h. Die Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte gibt der Hersteller mit 5,2 und 5,4 Litern Diesel auf 100 Kilometern und 140 und 146 Gramm CO2 pro Kilometer an - auch hier ist die Differenz vernachlässigbar. Der unterschiedliche Charakter tritt hier eigentlich nur in den Beschleunigungswerten von 0 auf 100 km/h hervor. Da ist die stärkere Version mit 10,9 Sekunden satte 1,1 Sekunden schneller. Und das macht sie auch interessant für den Privatkunden, der viel unterwegs ist und nicht nur auf Landstraßen sportlich, aber eben sparsam unterwegs sein will.

Spezielle Offerte

Opel offeriert einen Preisvorteil bei der Catch-Me-Now-Version. Foto: Werk

Aber letztlich bleibt die Entscheidung, ob 110 PS oder eben 125 PS unter der Haube werkeln sollen, natürlich eine finanzielle Frage. Der schwächere Diesel schlägt als Fünftürer in der Basisausstattung mit 20.305 Euro zu Buche. Die 92 kW/125 PS-Version ist in der höherwertigen Catch-Me-Now-Ausstattung auf den ersten Blick um 2095 Euro teuer. Doch spricht für die wertigere Ausstattung - und damit den stärkeren Motor - ein Preisvorteil von 2950 Euro, den Opel verspricht. Klimaautomatik, Radioanlage inklusive Navigationsgerät und ein Bordcomputer sind hier schon inklusive. Damit ist die Differenz mehr als ausgeglichen. Und das sollten die Angestellten dem Boss schon wert sein.


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