Nordischer Leuchtturm

Saab 9-3 Sportcombi 2.0 Turbo

Der Druck in der Mittelklasse ist größer als je zuvor. Besonders bei den Kombimodellen ist der Wettbewerb weiter entfacht. Mercedes, Honda und Audi haben neue Modelle. Wer entscheidet sich da noch für einen Saab 9-3?

Von Stefan Zaumseil

Die Konkurrenz in der Mittelklasse ist beachtlich - auch bei den Kombimodellen. Hier haben sich beispielsweise Audi oder Mercedes mit ihren Modellen Marktanteile gesichert. Angesichts solcher Konkurrenten stellt sich die Frage, wer sich dann überhaupt noch einen Saab kaufen soll. In jedem Fall jemand, der Sinn für das extravagante hat, nicht auf jedem Trend mitschwimmt und auf einen praktikablen Tourer nicht verzichten möchte.

Harte Zeiten

Fraglos gibt es davon mehr, als Saab in den vergangenen Jahren zu sich ziehen konnte. Die harten Zeiten für die Saab-Fans dauern schon ein paar Jahre an. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Die neuen Modelle 9-5 und 9-4X schimmern bereits am Horizont. Und wenn Saab aktuell mit einem Modell glänzen kann, dann ist es der 9-3 Sportkombi. Der Gegner von Avant, Touring und T-Modell sieht nach den Pflegemaßnahmen im vergangenen Jahr besser denn je aus. Details wie die dunkel umrandeten Augen oder die LED-Rückleuchten stammen von schmucken Saab-Studien der jüngsten Zeit und sorgen für mehr Eigenständigkeit als die schmalen Lichtelemente in den Jahren zuvor.

Das Cockpit des SportCombi ist übersichtlich gestaltet Foto: Saab

Ob der 4,67 Meter lange 9-3 gefällt oder nicht, steht nicht nur mit der Lackierung, sondern gerade als Kombiversion mit einem großen Radsatz. Die serienmäßigen 16 Zoll großen Felgen wirken schon durch die hohe Schulterlinie und die großen Seitenflächen deplaziert und selbst ein 17-Zoll-Radsatz lässt nur eine zaghafte Sportlichkeit aufkommen. Ehe die Optik vollends stimmt, müssen es fast schon breite Schlappen im Format 235/45 R 17 oder gar die 18-Zöller - immer weniger ungewöhnlich für die Fahrzeugklasse.

Verblasster Charme

Der immer währende Charme des Saab-Interieurs ist in den letzten Jahren verblasst. Das gilt insbesondere im müden Innenraum. War man mit gewohnten Dreh-und Kippschaltern, klobigen Rundinstrumenten und extravaganten Lüftungsdüsen ehemals ein Fels in der schäumenden Designbrandung, so wünscht man sich für die kommende Saab-Generation einmal einen großen Schritt.

Die neuen Scheinwerfer am SportCombi Foto: AG/Mertens

So viel in den letzten Jahren beim Interieur der Premium- und Nicht-Premium-Konkurrenz passiert ist, so wenig hat sich bei den GM-Schweden getan. Zwei Hightech-Dosenhalter und das nach wie vor zwischen den Frontsitzen positionierte Zündschloss sind zu wenig, um der Konkurrenz mit MMI, iDrive und Command-Systemen ernsthaft Angst zu machen.

Gut dimensioniert und bequem sind die Sitzgelegenheiten im Saab 9-3. Die Seitenwände sind etwas zu weich, jedoch gut ausgearbeitet und allemal mit kommodem Langstreckenkomfort versehen. Im Fond sitzen beim Kombi zwei Erwachsene ebenso standesgemäß wie drei Jugendliche. Die Schulterbreite ist klassentypisch nicht gerade opulent und so sollte man es zumindest auf längeren Strecken in der 2+2-Konfiguration belassen, um seine Passagiere nicht zu grämen. Der Sportcombi ist alles andere als ein Raumwunder, sondern bedient die Lifestyle-Fraktion. Hinter der angenehm niedrigen Ladekante steht ein Kofferraum zwischen 419 und 1.273 Litern zur Verfügung.

Hoher Preis

Aber wer desöfteren mehr Platz braucht, sucht sowieso eine Klasse höher. Und auch preissensible Käufer dürften kaum bei den Schweden landen. Der Saab 9-3 Sportkombi startet als mittelprächtig ausgestatteter 1.8 Turbo Scandic bei alles andere als günstigen 31.600 Euro. Der gut ausstaffierte 9-3 Vector mit zwei Liter großem Turbotriebwerk liegt bereits bei mindestens 35.050 Euro. Dann sollte man zumindest noch Einparkhilfe, Sitzheizung, DVD-Navigation und Xenonlicht ordern. Ärgerlich bleibt, dass sich Saab Selbstverständlichkeiten wie abblendbare Außenspiegel, Regensensor, anklappbare Außenspiegel und selbst die Komfortbedienung für Fenster und Dach noch extra bezahlen lässt - zusammen allein über 900 Euro.

Der 2.0-Turbomotor im Saab 9-3 SportCombi Foto: Press-Inform

Ordentliche Fahrleistungen gibt es abgesehen vom alles andere als überzeugenden Basismodell 1.8 mit müden 122 PS bei jedem 9-3er. Wer keinen Diesel will, dem sei durchaus der 2.0 Turbo empfohlen. Der Vierzylinder ist kein technisches Hexenwerk, sondern setzt auf die Turbokompetenz der Schweden. Schaltfaul fahren ist auch ohne ein entsprechendes Brennvolumen möglich. Ab 2500 U/min steht das maximale Drehmoment von 300 Nm zur Verfügung. Das zerrt bei forscher Fahrweise bekanntermaßen gerne am Steuer des Fronttrieblers. Den guten Allradantrieb gibt es zumindest bis zunächst nur für das 280 PS starke Topmodell. Im nächsten Jahr dürfte 4x4 jedoch auch für die Volumenmodelle mit Zweiliter-Turbo kommen.

Das Heck des 9-3er Foto: AG/Mertens

Der Turbo hängt ordentlich am Gas und bringt den 1,6 Tonnen schweren Schweden bei Bedarf in kaum mehr als acht Sekunden von 0 auf Tempo 100. Wichtiger dürfte für die meisten da schon die Höchstgeschwindigkeit, die mit über 220 km/h keinen Anlass zur Kritik gibt. Bei forscher Fahrweise lässt sich von dem versprochenen Durchschnittsverbrauch von 8,3 Litern Super jedoch nur träumen. Real sind es durchschnittlich nie weniger als zehn. Im Praxistest lag der Durst bei 10,6 Liter pro 100 Kilometern. Wer will, kann den Vierzylinder auch mit Bio-Ethanol E85 betanken und so sparen. Dann liegt der Verbrauch jedoch um rund 30 Prozent höher.

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