Nissan X-Trail: Vom Matsch auf den Boulevard

SUV mit 177 PS

Nissan X-Trail: Vom Matsch auf den Boulevard
Der Nissan X-Trail hat seine Kanten verloren. © AG/Flehmer

Nissan hat dem X-Trail einen Teil seiner Robustheit beraubt. Der glatter gezogene Geländegänger kann immer noch in seinem angestammten Metier werkeln, macht aber auch sonst seine Sache mehr als gut.

Der Weg zeichnet sich seit Jahren ab. Bei fast jedem neuen SUV oder Geländewagen – den Toyota Land Cruiser oder Defender von Land Rover einmal ausgenommen – wird die Zahl der Autofahrer, die mit ihrem neuen Gefährt sich abseits des Asphalts bewegen, mit höchstens zehn Prozent angegeben. Kein Wunder also, dass die meisten ehemals kernigen Vertreter nun einen anderen Auftritt verpasst bekommen. Was soll auch eine burschikose Karosserie, wenn das Fahrzeug auf dem Boulevard glänzen soll?

Eine solche Metamorphose hat Nissan auch beim neuen X-Trail angewandt. Der ehemals kantige Vertreter hat seine Ecken an kleine Rundungen verloren. Allerdings lassen seine Außenmaße von 4,69 Metern Länge, 1,83 Metern Breite und eine Höhe von 1,73 Metern keine Selbstbewusstseinsstörungen aufkommen, auch wenn es wirklich größere Vertreter dieser Gattung gibt. Der X-Trail steht breit auf dem Asphalt, nun aber auch mit einer gewissen Noblesse an Bord.

Mäusekino Teil zwei

Das Cockpit des X-Trail. Foto: AG/Flehmer
Das Display passt nicht mehr in die Zeit. Foto: AG/Flehmer

Denn die fehlenden Ecken verleihen dem Trumm ein wenig mehr an Nahbarkeit. Und auch innen ist der Komfort der N-Connecta-Variante deutlich spürbar. Ledersitze teilen sich dabei den noch ein wenig übrig gebliebenen Charme mit der robusten Hartplastik. Die Instrumente für den Fahrer sind übersichtlich angeordnet.

Allerdings ist das kleine Display in der Mittelkonsole aber aus der Zeit gefallen. Wie früher mit dem kleinen Mäusekino links hinter dem Lenkrad des 350 Z bittet nun auch der kleine Monitor fast schon um Gnade. Das Navi ist sehr umständlich und die kleine Karte nicht immer schön anzusehen. Umso besser dafür die immer wieder beeindruckende 360 Grad-Umsicht beim Einparken. Die ist auch nötig, da der X-Trail durch das hochgezogene Dach und der D-Säule ganz hinten etwas unübersichtlich ausgefallen ist.

Nissan X-Trail mit angenehmer Langstreckentauglichkeit

Das Heck des Nissan X-Trail. Foto: AG/Flehmer
Viel Platz verspricht der Nissan X-Trail. Foto: AG/Flehmer

Die Insassen in der zweiten Reihe müssen sich nicht damit herumplagen, sondern genießen die Platzfreiheit bei einem Radstand von 2,71 Metern. Die dritte Reihe soll auch bei kleineren Kindern aufgrund seiner Beengtheit nicht sonderlich beliebt sein und fiel im Testzeitraum dem Gepäckabteil zum Opfer. Und der Raum mit einem Volumen zwischen 445 und knapp 2000 Litern kann sicher besser genutzt werden – vor allem für längere Reisen.

Für die eignet sich der X-Trail natürlich besonders. Abgesehen von der Platzfreiheit im Innenraum und natürlich der höheren Sitzposition sorgt auch der zwei Liter große Diesel mit 177 PS und 380 Newtonmetern Drehmoment für eine angenehme Reisetemperatur. Trotz Dämmung ist der Selbstzünder zwar vernehmbar, aber nicht nervig. Das CVT-Getriebe N-Connect verleiht dem 1,9 Tonner eine gewisse Gemütlichkeit. Er scheint langsamer aus dem Quark zu kommen, als es die zehn Sekunden Sprintzeit einem einreden wollen. Auf der Autobahn hält er bis 196 km/h mit, angenehm sind 160 km/h. Dann können die Beifahrer auch noch gemütlich aus dem großen Panoramadach schauen. Der Fahrer muss dabei scharf aufpassen, denn der Müdigkeits-Warner des 1000 Euro Aufpreis kostenden Safety Shield (mit Querverkehrs-Warner, intelligentem Einpark- und Totwinkel-Assistent) springt recht schnell an und lässt den Fahrer beim ersten Aufleuchten an seinen Fähigkeiten zweifeln.

Acht Liter benötigt der X-Trail immer

Nach dem der Fahrer seine Beklemmungen abgelegt hat, geht es dann auf der Schnellstraße auch wieder schneller voran. So flossen bei zugiger Fahrt 8,1 Liter durch die Schläuche, in der Stadt waren es 0,4 Liter mehr. Das Anfahren beim Ampelstart ist dank des CVT-Getriebes halt etwas mühsam und kostet Kraft.

Ohne Mühe kommt der Allradler durch das Gelände. Verschiedene Modi passen den Nissan an, sodass er seinem ureigenem Metier weiterhin frönen kann. Doch wer mindestens 45.500 Euro für den Topdiesel in der Variante N-Connecta auf den Tisch des Händlers legt, scheucht seinen X-Trail nicht unbedingt durch Matsch und Schnee. Wer noch ein wenig warten kann, wird in diesem Jahr dann mit einem Mehr an Fahrsicherheitsassistenten beglückt, mit dem der X-Trail dann auch teilautonom unterwegs ist – den Weg ins Gelände aber wohl trotzdem meiden wird, wie sich seit Jahren abgezeichnet hat.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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