Nissan Micra: Stadtflitzer mit kleinen Macken

Vom Styling her ist der Kleinwagen Nissan Micra ein echter Blickfang. Technik und Ausstattungen können die Erwartungen jedoch nicht ganz erfüllen.

Kai Petersen

Wer sich beim Nissan Micra für den 1,2 Acenta als Fünftürer entscheidet, wählt die vernünftige Lösung. Mehr Ausstattung ist nicht drin. Das Topmodell «Tekna» ist allein als Dreitürer zu bekommen. Trotz bescheidener Fahrzeugklasse braucht man in dem 3,71 Meter langen Kleinwagen auf viele Komfortfeatures jedoch nicht verzichten. Die optionale Klimaautomatik (1200 Euro Aufpreis) sorgt für Wohlfühlklima, ist allerdings nicht ganz einfach zu bedienen. Die elfenbeinfarbenen Schalter sehen zwar gut aus, doch die Digitalanzeige in Form eines Bullauges ist schlecht einsehbar.

Serienmäßig im Micra sind elektrische Spiegel, Bordcomputer, verschiebbare Rückbank und eine Sicherheitsausstattung mit vier Airbags, ABS sowie Kopfstützen und Dreipunktgurte rundherum. Leider muss man ESP und Kopfairbags in einem Sicherheitspaket mit 720 Euro Aufpreis teuer bezahlen. Im Euro-NCAP-Crastest erhielt der Micra vier Sterne.

Verstreute Bedienelemente

Das Lederlenkrad liegt gut in der Hand und besonders die integrierten Knöpfe für Soundsystem und Bordcomputer sind durchdacht. Die elektrische Servolenkung ist leichtgängig, sollte jedoch mehr Kontakt zur Fahrbahn vermitteln. Leider sind die restlichen Bedienelemente verstreut und besonders der Lichtschalter am Blinkerhebel gehört ins Armaturenbrett. Die Oberflächen verbreiten nicht das oft übliche Plastik-Ambiente. Die Frontsitze lassen sich für Personen jeder Größe einstellen. Doch der Veloursbezug gehört allenfalls in eine 80er-Jahre-Show. Stattdessen wünscht man sich mehr Seitenhalt.

Praktisch hingegen zeigen sich die zahlreichen Ablagemöglichkeiten. Besonders die großen Fächer unter dem Beifahrersitz und in der Mittelkonsole bringen Pluspunkte. Auch im Fond lässt es sich gut sitzen. Um es erträglich zu machen, sollte man allerdings die Rückbank ganz nach hinten schieben. Das verkleinert zwar den Kofferraum vom 371 auf 251 Liter, sorgt jedoch für gute Stimmung in der zweiten Reihe. Wer die Rückbank komplett umklappt, freut sich über knapp 1000 Liter Stauraum. Erfreulich ebenfalls die niedrige Ladekante.

Motor mit bescheidenen Leistungen

Gebaut wird der in Europa und Asien gleichermaßen gestylte Micra im britischen Nissan-Werk in Sunderland. Für eine durchaus flotte Motorisierung sorgt das drehfreudige 1,2-Liter-Aggregat. Der Vierzylinder leistet 59 KW / 80 PS, bietet jedoch ein recht bescheidenes Drehmoment von 110 Nm bei 3600 U/min. Auch der größere Micra 1,4 mit 88 PS ist nicht viel dynamischer. Wichtiger als Höchstgeschwindigkeit (gemessene 170 km/h) und 100-km/h-Spurt in betulichen 14,2 Sekunden ist der Durchschnittsverbrauch.

Im Praxistest begnügte sich der kleine Nissan mit 6,1 Litern Super auf 100 Kilometer. Bei einem Tankvolumen von 46 Litern reicht das für längere Urlaubsfahrten ohne Zwischenstopp. Der Motor läuft jederzeit laut vernehmbar und lässt durchaus Wünsche nach mehr Hubraum aufkommen. Wer ihm die Sporen gibt, bekommt noch mehr Geräuschkulisse und einen kräftig gestiegenen Verbrauch zu spüren.

Klein und wendig

Das Fahrverhalten profitiert wie die Abmessungen im Innenraum vom 2,43 Meter langen Radstand. Die Überhänge sind kurz, der Wendekreis hat mit 9,2 Metern Durchmesser echte City-Qualitäten. Fahrwerk und Dämpfer sind komfortabel ausgelegt. Aufgrund der Höhe von 1,46 Metern lassen sich die spürbaren Wankbewegungen freilich nicht verheimlichen. Im Grenzbereich zeigt sich der Micra zahm, schiebt jedoch spürbar über die Vorderachse.

Der Preis für den Micra beginnt bei 10.800 Euro. Der gut ausgestattete Nissan Micra 1,2 Acenta kostet als Fünftürer 13.000 Euro. Mit Klimaautomatik und Sicherheitspaket wird an der 15.000-Euro-Marke gekratzt.

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