MG mit Mustang-Motor: Herrlich unvernünftig

Auch in Großbritannien hat man schon vernünftigere Autos auf den Straßen beobachtet. Doch der MG ZT 260 ist mit seinem Ford-Mustang-Motor einfach zu verführerisch, um ihn auf seinen Nutzen zu reduzieren.

Stefan Grundhoff

Dieses Auto braucht wirklich kein Mensch. Die Marke MG Rover hat wahrhaft schon bessere Zeiten gesehen. Doch anstatt mit neuen Modellen wieder auf die Beine zu kommen, stellen uns die Briten den Macho MG ZT 260 vor die Haustür. Bereits das Motorgrollen verrät, dass hier ein Achtzylinder trampelt. Das sonore Brummen stammt unverkennbar von einem Ford-Mustang-Motor. Was auch immer die Briten dazu getrieben hat, sie haben es getan. Der 4,6-Liter-Motor des legendären Mustang macht den MG ZT zur Power-Limousine.

Aber nicht nur der Motor ist neu. Damit das Aufrüsten technisch überhaupt klappt, wurde der Fronttriebler ZT kurzerhand zum Hecktriebler gemacht. In einer Zeit, in der Fronttriebler die europäischen Straßen beherrschen, zeigt der ZT 260 eine herrliche Unvernunft. Der MG erinnert an Tage, als Schadstoffklassen, Komfort und hohe Benzinpreise noch nicht in den Hirnen der Autofahrer herumschwirrten.

Der MG ZT 260 hängt satt am Gas und quittiert jeden Druck auf das rechte Pedal mit einem erwartungsvollen Grollen, das aus der vierflutigen Auspuffanlage dröhnt. Dabei sind die Leistungsdaten des V8-Aggregats alles andere als berauschend. Aus 4,6 Litern Hubraum holt der Fordmotor fast beschauliche 191 KW/260 PS: macht gerade 55 PS pro Liter. Die Konkurrenz bietet in dieser Hubraumklasse 350 PS und mehr.

Motor mit allen Sinnen erfahren

Doch der MG zeigt sich alles andere als enttäuschend. Bei 4000 U/min leistet er mit 410 Nm sein maximales Drehmoment. Doch bereits ab 2500 U/min geht die britische Post ab. 0 auf 100 km/h in 6,3 Sekunden und eine Spitzengeschwindigkeit von abgeregelten 250 km/h können sich sehen lassen. Wen interessiert da der ohnehin illusorische Durchschnittsverbrauch von 13,2 Litern Super auf 100 Kilometer oder die schlaffe Euro-3-Einstufung. Diesen Motor will man mit allen seinen Sinnen erfahren.

Der immerhin 1,8 Tonnen schwere MG ZT 260 hat seine Paradedisziplin auf der Landstraße. Im dritten Gang lässt sich so ziemlich jede Geschwindigkeit erkunden. Die 260 PS kurbeln mächtig an der Hinterachse. Man ist versucht, die Schlupfregelung zu deaktivieren. Doch Vorsicht! Nur Profis können mit dieser Heckschleuder im Grenzbereich umgehen.

Doch die Fahrfreude kennt gerade wegen der straffen Feder-Dämpfer-Abstimmung kaum Grenzen. Das hohe Niveau des Fahrwerks kann die Fünfgang-Schaltung nicht halten. Die Schaltwege sind weder knackig noch kurz und gerade der vierte und fünfte Gang sind zu lang ausgelegt. Das sorgt dafür, dass der mächtige ZT-Vortrieb auf der Autobahn einen herben Dämpfer erfährt. Ab Tempo 200 wird es recht dünn. Ab 220 km/h tut sich der viertürige Rennbolide sogar schwer, noch zuzulegen. Die Tachonadel bewegt sich im Schneckentempo bis über die 240er Marke.

Innen gibt es einen schnittigen und hochwertigen Innenraum. Elektrische Ledersitze, blau beleuchtete Armaturen und ein griffiges Lenkrad sehen nicht nur gut aus. Fahrer über 1,85 stoßen jedoch fast an den Innenhimmel. Durch 415 Kilogramm Zuladung und einen 432 Liter großen Kofferraum passen genügend Ersatzreifen und Rennanzüge ins Gepäckabteil.

Kein Schnäppchen

Billig ist das viertürige Sportwagenvergnügen nicht. Der komplett ausgestattete MG ZT 260 ist ab 45.750 Euro zu bekommen. Die Kombiversion kostet 1200 Euro mehr. Serienmäßig sind unter anderem Navigationssystem, elektrische Ledersitze, Xenonlicht, sechs Airbags, ESP und 18-Zoll-Alufelgen.

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