Mercedes GLE 350 de: SUV mit Sparpotenzial

SUV mit PHEV

Mercedes GLE 350 de: SUV mit Sparpotenzial
Der Mercedes GLE 350 de ist ein Trumm von Auto. © Daimler

Ein Auto mit solchen Maßen muss man mögen: Doch der Mercedes GLE kommt bei den Kunden an. Wir sind das SUV als 350 de 4Matic mit E-Unterstützung gefahren.

Wer zuletzt vor vielen Jahren eine Mercedes M-Klasse gefahren ist, könnte bei einer Testfahrt mit der jüngsten Ausgabe gleich mehrfach ins Staunen geraten: Da wäre zunächst der Modellname, der schon vor gut fünf Jahren in GLE geändert wurde. Zudem kann man neuerdings mit dem SUV-Klassiker rein elektrisch fahren beziehungsweise dank automatisierter Fahrkünste auch kurzweilig fahren lassen.

Das Infotainmentsystem beherrscht Augmented-Reality-Darstellungen und kann zudem verdammt gut zuhören. Kurzum: So ziemlich alles was die Autoindustrie an segensreichen Neuerungen in jüngster Zeit zur Serienreife entwickelt hat, verdichtet sich im GLE 350 de zu einem Fahrerlebnis auf höchstem Technikniveau.

Edles Ambiente inklusive

Neben mehr Technik bietet die 2018 gestartete Generation mit dem internen Kürzel V 167 sogar mehr Platz. Auf über 4,90 Meter Länge und knapp zwei Meter Breite ist das SUV angewachsen. Ob es smart ist, einen solchen Trumm zu fahren, sei dahingestellt, das XL-Format bietet jedenfalls handfeste Vorteile: In den GLE steigt man wirklich bequem ein- und aus. Selbst auf den billigen Plätzen, also auf der Rückbank, ist die Beinfreiheit fürstlich. Und trotz großer Batterie im Heck ist der Kofferraum über jeden Zweifel erhaben.

Imposant am Innenraum des Mercedes GLE ist der große Doppelbildschirm. Foto: Daimler

Gleiches trifft auch auf das Ambiente zu. Das strahlt zwar nicht ganz Oberklasse-Niveau aus, wirkt aber ebenfalls edel, wohnlich und außerdem sehr modern. Auch wenn sich der Arbeitsplatz aufgeräumt präsentiert, braucht man eine Weile, die vielen Funktionen kennenzulernen. Einiges ist zudem redundant, wie etwa die Anzeige der wichtigsten Informationen, die nicht nur über zwei riesige Bildschirme, sondern parallel auch per Head-up-Display ausgegeben werden. In die Windschutzscheibe werden aktuelle Radiosender und Weghinweise projiziert.

Viele digitale Spielereien

Letztere werden im Riesendisplay zudem mit Augmented-Reality-Informationen angereichert. Dabei sorgen Aufnahmen einer Frontkamera mit grafisch eingeblendeten Richtungspfeilen für zusätzliche Orientierung. Redundant sind auch die Bedienmöglichkeiten. Für viele Funktionen bräuchte es Touchpad, Lenkradtasten oder Touchscreen gar nicht, denn wie bei Amazons Alexa lässt sich mit „Hallo Mercedes“ die Aufmerksamkeit einer geduldigen und freundlichen Dame wecken, der man Temperaturwunsch, Naviziel oder einen Wechsel des Radiosenders mitteilen kann. Wer die Anzeige für den Durchschnittsverbrauch nicht findet, kann ihn einfach erfragen.

Dieser kann übrigens stark variieren, da die von uns getestete Plug-in-Hybrid-Variante „350 de“ sowohl mit einem 194 PS starken Diesel als auch einem 136 PS leistendem E-Motor fahren kann. Abhängig von Fahrsituation und Leistungsabfrage fährt der GLE rein elektrisch, mit Dieselkraft oder im vereinten Konzert beider Aggregate. Trotz seiner 2,7 Tonnen wirkt der Allradler entsprechend leichtfüßig und trotz Diesel äußerst kultiviert.

Komfortbetontes Fahrerlebnis

Akustisch macht sich der Vierzylinder erst jenseits der 2.000 Motorumdrehungen bemerkbar. In vielen Verkehrssituationen bleibt er darunter und deshalb das Motoren-Duo unhörbar. Das passt gut zum insgesamt komfortbetonten und äußerst geschmeidigen Fahrerlebnis im GLE. Oftmals braucht man den Diesel ohnehin nicht, denn das E-Kraftwerk bietet mit 440 Newtonmeter und 160 km/h Höchstgeschwindigkeit für die meisten Verkehrssituationen mehr als genug Schlagkraft. Sollte das nicht reichen, lässt sich per Gasfuß der Dieselhammer aktivieren, der bis maximal 210 km/h beschleunigt.

Wer hingegen möglichst wenig fossilen Brennstoff verfeuern will, kann den Hybrid-GLE alternativ auch zum Stromern zwingen. Das geht sogar über längere Strecken, denn dank XL-Batterie sollen über 100 Kilometer rein elektrischer Reichweite möglich sein. Praktisch haben wir es bei Fahrten mit hohem Autobahnanteil bei moderatem Tempo auf bis zu 85 Kilometer gebracht. Für einen Plug-in-Hybriden eine stolze Zahl. Allerdings fällt der Stromspeicher mit 31,2 kWh auch üppig aus. Praktisch nutzbar sind davon 27 kWh. Exakt diese Strommenge wurde uns auch auf einer Rechnung für eine vollständige Ladung ausgewiesen.

Angeblich nur 1,1 Liter Verbrauch

Der offizielle Normverbrauch des 350 de Mercedes wird mit äußerst bescheidenen 1,1 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Es handelt sich um einen Kann-Wert, der sich praktisch auch erreichen lässt, der dabei allerdings den Stromverbrauch ausklammert. Aufschlussreich war die Entwicklung des Verbrauchswerts auf einer 300 Kilometer langen Nonstop-Fahrt mit hohem Autobahnanteil, zu der wir mit voller Batterie und vollem Tank angetreten sind.

Nach 100 Kilometer war der Strom aufgebraucht, auf Nachfrage nannte die nette Frauenstimme einen Durchschnittsverbrauch von 1,3 Liter. Nach 200 Kilometer ist dieser auf 4,5 und nach 300 Kilometer auf 5,5 Liter Diesel gestiegen. Auf der gesamten Strecke haben wir also 16,5 Liter Diesel und 27 kWh Strom verbraucht. Auf den letzten 200 Kilometer ohne E-Unterstützung lag der Durchschnittsverbrauch allerdings nicht bei 1,1 sondern bei 7,6 Liter Diesel. Alternativ wären problemlos auch Werte auf zweistelligem Niveau oder nahe Null denkbar.

Laden braucht Zeit

Auf der linken Seite hat der GLE 350 de eine große Klappe für das Ladekabel. Foto: Daimler

Bei entsprechendem Streckenprofil und Nachlade-Disziplin ist mit dem GLE 350 de auch langfristig rein elektrisches und damit emissionsfreies Fahren möglich. Das Laden der Batterie braucht allerdings Zeit. Mit Haushaltsstrom sind es gut 12 Stunden, an den mittlerweile weit verbreiteten AC-Ladesäulen kann der GLE mit 7,4 kW tanken und den Vorgang auf dreieinhalb Stunden verkürzen. Per Schnellladesäule sollen dies in sogar weniger als 30 Minuten möglich sein. Mittlerweile ist das Angebot an Lademöglichkeiten in Deutschland vielerorts erfreulich gut, eine freie Ladesäule zu finden war praktisch kein Problem. Mancherorts bieten diese sogar die einzig freien Parkplätze.

Geld lässt sich mit dem E- Antrieb allerdings kaum sparen. Das ist unter anderem auch abhängig vom Preis des getankten Stroms. In unserem Fall haben wir rund 10 Euro für eine volle Batterie bezahlt. Damit kosteten uns 100 elektrisch gefahrene Kilometer gut 12 Euro. Allein mit Dieselantrieb waren es hingegen rund 8 Euro. Trotz Umweltprämie ist der rund 75.600 Euro teure 350 de im Vergleich zum rund 10.000 Euro günstigeren GLE 300 d also ganz sicher keine finanzielle Sparalternative. Letztlich ist der zusätzliche E-Antrieb nur eine weitere und zudem besonders teure Option, von denen Mercedes für seinen GLE mittlerweile eine ganze Menge zu bieten hat. (SP-X)

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