Mercedes SL 500: Ohrenbetäubend schön

Mercedes SL 500: Ohrenbetäubend schön
Macht vor allem auch offen eine gute Figur © Foto: Werk

Mercedes hat die SL-Klasse einer Modellpflege unterzogen. Dabei konnten die Stuttgarter Entwickler endlich ihre Zurückhaltung ablegen. Dieses Auto zeigt nicht nur, was in ihm steckt.

Von Frank Mertens

Wer sich einen Sportwagen kauft, der möchte damit vor allem eines: Flott unterwegs sein. Doch die reinen Leistungsdaten allein sorgen noch nicht für die Glücksgefühle, die man sich vom Kauf eines solchen Autos erwartet.

Macht vor allem auch offen eine gute Figur Foto: Werk

Ebenso wichtig wie die Beschleunigungswerte und der Topspeed sind ein ansprechendes Äußeres und vor allem der sonore Klang des Motors. Schließlich soll jeder hören, was da unter der Haube schlummert. Alle diese Aspekte haben auch die Verantwortlichen von Mercedes-Benz bei der Modellpflege der neuen Generation der SL-Klasse berücksichtigt. Schließlich soll der neue SL den Stuttgartern viereinhalb Jahre nach der Vorstellung des SL der Baureihe 230 den Spitzenplatz im Segment der luxuriösen Roadster weiter sichern.

Starke Konkurrenz

Dass das mit der Neuauflage gelingt, davon ist Hans-Dieter Multhaupt überzeugt, wie er bei der Präsentation des neuen SL auf Mallorca sagte. Als Entwicklungsleiter für die SL-Klasse muss Multhaupt das zwar schon qua seiner Funktion sagen. Doch mit seiner Aussage könnte er trotz der starken Konkurrenz eines Porsche 911 oder des neuen Jaguar XK Recht behalten.

Denn das Team um Multhaupt hat mit dem neuen SL ein Auto geschaffen, das sich nur schwer vom Spitzenplatz verdrängen lassen dürfte. Das fängt ohne Frage beim Äußeren an: Dieses Auto sieht einfach schick aus - sei es nun mit offenem oder geschlossenem Verdeck. Das Erscheinungsbild des neuen SL wurde nur leicht modifiziert: So erhielt die Front einen abgeänderten Kühlergrill mit neu gestaltetem Stoßfänger mit drei Lufteinlässen. Das hat jedoch nicht nur optische, sondern auch rein praktische Gründe: Denn die neuen Motoren benötigen einfach mehr Kühlung. Das Heck wurde mit neuen Heckleuchten versehen, wodurch der SL einen noch kraftvolleren Auftritt erfährt.

Verbesserter Antrieb

Der V8 im Mercedes SL 500 Foto: Werk

Das Hauptaugenmerk beim Facelift legten die Stuttgarter jedoch auf den Antrieb und Fahrwerk. So erhielt der Luxus-Roadster gleich drei neue Motoren, die allesamt an Leistung und Drehmoment hinzugewonnen haben. Dabei bringt es der 3,5 Liter V6 (200 kW/272 PS) im SL 350 im Vergleich zum Vorgänger auf einen Leistungszuwachs von 27 PS. Im SL 500 verrichtet ein 5.5 Liter V8-Motor (285 kW/388 PS) seine Arbeit. Das neue Aggregat, das auch in der S-Klasse zum Einsatz kommt, weist eine Mehrleistung von 82 PS auf. Die Spitzenmotorisierung stellt der V12-Biturbomotor (380 kW/517 PS) im SL 600 dar, der nunmehr 17 PS mehr mobilisiert.

Von uns gefahren wurde der SL 500, für den sich 62 Prozent der Kunden trotz des happigen Einstiegspreises von 102.544 Euro entscheiden. Weshalb der 500er so hoch im Kurs steht, wird nach den ersten Kilometern klar: Dieses Auto vermittelt mit seinen Beschleunigungswerten einfach Fahrfreude: So beschleunigt der Achtzylinder mit seinem serienmäßigen Siebengang-Automatikgetriebe 7G-Tronic in überzeugenden 5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Das Heck des SL 500 Foto: Werk

Und wie er das tut, macht einfach Spaß. Das maximale Drehmoment des V8 liegt bei 530 Nm, die er zwischen 2800 und 4800 U/min. zur Verfügung stellt. Und wer es möchte, der kann die Tachonadel bis 250 km/h bewegen. Dann ist Schluss. Als Verbrauch gibt Mercedes 12,2 Liter an. Doch die sind in der Praxis nicht zu erreichen. Es sei denn, man verzichtet auf das, was dieses Fahrzeug ermöglicht: sportliches Fahren. Doch wer will das schon?

Satter Aufpreis für ABC

Doch so richtig Spaß macht dieser SL vor allem abseits der Autobahn. Also dort, wo er seine Fahrdynamik ausspielen kann. War schon das altbekannte Fahrwerk des SL nicht zu kritisieren, ist das neue noch eine Spur besser geworden. Dank des aktiven Fahrwerkes, das Mercedes Active Body Controll (ABC) nennt, konnten die Wankneigungen des Wagens im Vergleich zum Vorgänger um 60 Prozent reduziert werden. Entsprechend verzeiht der SL auch schnell genommene und enge Kurvendurchfahrten ohne Probleme. Während ABC im SL 500 und 600 zur Serienausstattung gehört, muss man dafür im SL 350 extra bezahlen. Für dieses Feature verlangen die Stuttgarter aber 3810 Euro. Bei diesem Preis kann man nur sagen: es geht auch gut ohne!

Das Cockpit im Mercedes SL 500 Foto: nz/Mertens

Die Lenkung des SL spricht direkt an und vermittelt einen guten Kontakt zur Fahrbahn. Der Innenraum des SL, der ebenfalls leicht aufgewertet wurde, ist nicht zu beanstanden. Die Materialien sind wertig, fühlen sich gut an. Die Instrumente liegen dort, wo man sie erwartet und sind gut ablesbar. Die Sitze in diesem Roadster vermitteln einen guten Seitenhalt.

Freuen können sich die SL-Fans über den neuen Klang des Roadsters. Denn die Soundspezialisten bei Mercedes konnten endlich ihre Zurückhaltung aufgeben und dem SL ein sonores Röhren verpassen. Dabei ist die Klangabstimmung hervorragend gelungen: Während beim gemächlichen Fahren der Motor kaum vernehmbar ist, zeigt er beim Kickdown so richtig, was in ihm steckt. So gibt der SL den Ton.

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