Mercedes baut sein Angebot an Allradfahrzeugen sukzessive weiter aus. Dem E 280 CDI verleiht die 4matic erst die richtige Bodenhaftung.
Von Michael Langenwalter
Die Autohersteller tun sich immer noch schwer, ihren Kunden die Vorzüge des Allradantriebs in «normalen» Pkws zu vermitteln. Für jene Fahrer, die ihren Untersatz als Zugfahrzeug verwenden, ist dies gar keine Frage. Nur wenn die Motorkraft auf alle vier Räder verteilt wird, verfügt das Auto über die benötigte Bodenhaftung. Wer in gebirgigen Regionen wohnt, mag auf die zusätzliche Traktion bei Eis und Schnee auch nicht verzichten.
Doch was ist mit den Stadtbewohnern? Allradantrieb gilt hier oftmals als kostspieliger Luxus. Dabei ist diese Einschätzung eigentlich komplett überholt, wie sich am Beispiel des Mercedes E 280 CDI 4matic zeigt. Der Grund ist einfach: Da alle vier Räder angetrieben werden, kann der Motor seine Kraft auch optimal auf die Straße bringen. Den Fahrer freut's - er bekommt eine hervorragende Straßenlage und eine extra Portion Sicherheit gleich mitgeliefert.
Variables System
27 Modelle mit 4matic bietet Mercedes Benz inzwischen an, wie Mercedes-Boss Dieter Zetsche berichtet. Im kommenden Jahr sollen es über 30 sein. Die Stuttgarter setzen auf dieses Nischensegment und komplettieren nach und nach ihre Angebotspalette. Bei diesem variablen System, das ohne eine Differenzialsperre auskommt, werden in der Regel 60 Prozent der Motorkraft auf die Hinterachse und 40 Prozent nach vorne verteilt. Beginnt nur ein oder mehrere Räder durchzudrehen, werden diese gezielt abgebremst und die Kraft auf die restlichen Rollen verteilt.
In der E-Klasse sind es zwei Diesel und drei Benzinmotoren, die es in insgesamt zehn Varianten als Allradler gibt - je nach Wunsch als Limousine oder als Kombi. Als bislang letzter Schritt wurden in der E-Klasse den V6-CDI-Motoren mit Common-Rail-Einspritzung die 4matic spendiert. Die Selbstzünder sind serienmäßig mit einem Partikelfilter ausgestattet. Für den eher sportlich ambitionierten Fahrer führt da kein Weg am 320 CDI vorbei. Für jene Personen, die mehr am Langstreckenkomfort interessiert sind, ist dagegen die leistungsmäßig gestutzte Version im E 280 CDI eine echte Alternative.
Gedrosselte Leistung
Hier leistet das abgedrosselte Dreiliteraggregat 140 kW/190 PS. Das maximale Drehmoment von 440 Newtonmetern liegt in einem Bereich von 1400 bis 2800 Umdrehungen an. Was immer noch ausgezeichnete Fahrleistungen garantiert. Vernehmen lässt sich der Diesel im edel gestalteten Innenraum auch bei höherem Tempo nur als leises Säuseln.
Allein beim Sprint von der Ampel aus fällt der 280er gegenüber seinem größeren Bruder ein wenig ab. Die Fahrwerte sind aber auch hier überzeugend. Nach 8,2 Sekunden stehen bei der 1,8 Tonnen schweren Limousine 100 km/h auf dem Tacho, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 234 km/h. Der 320er ist auch nur zehn Stundenkilometer schneller. Dafür ist der Durchschnittsverbrauch im E 280 4Matic mit acht Litern auf 100 Kilometer auch einen Tick geringer.
Keine wilden Lenkbewegungen nötig
Greift die 4matic nun auf rutschigem und glattem Untergrund ein, bekommt der Fahrer dies fast gar nicht mit. Keine wilden Lenkbewegungen, kein erhöhter Pulsschlag. Der Allradantrieb hält den Wagen souverän in der Spur. Die Insassen im Fond merken rein gar nichts, der Fahrer nur ein bisschen - das Lenkrad schlackert ganz leicht hin und her. Im Vergleich zur zweiradgetriebenen Ausgabe wirken sich die rund 100 Kilogramm Mehrgewicht der 4matic-Version mit einem Mehrverbrauch von knapp über einem halben Liter auf 100 Kilometer aus. Das sollte ansichts des Plus an Sicherheit eigentlich kein Thema sein.
Ein großes Manko hat die Allradausgabe allerdings. Die Siebenstufen-Automatik, mit der die heckgetriebene Version ausgestattet ist, hält Mercedes der Allradausgabe vor. Hier werkelt noch die alte Fünfstufen-Variante. Die ist zwar hervorragend ausgelegt, kommt aber an die große Version nun wahrlich nicht heran.
Ein Hauch von Luxus
Im Innenraum mit dem Wohlfühl-Ambiente gibt es dagegen keine Unterschiede. Alles ist hochwertig verarbeitet. Holzappliaktionen und feines Leder verleihen dem ganzen einen Hauch von Luxus. Die Bedienung ist einfach, logisch und übersichtlich. Das gilt auch für das Navigationssystem mit großem Farbdisplay. Gewöhnungsbedürftig ist allein, dass die Verstellschalter für die Fahrersitz-Einstellung an der Tür angebracht sind.
Kein billiges Vergnügen
Billig ist das spezielle Fahrvergnügen allerdings nicht. Die E 280 CDI 4matic Limousine kostet stolze 46.168 Euro, das T-Modell schlägt mit 49.010 Euro zu Buche. Dabei sind erstaunlicherweise eine Klimaanlage und eine Stereoanlage in der ansonsten mittelprächtig ausgestatteten Grundversion inklusive. Der Preis lässt sich aber durch die ellenlange Aufpreisliste leicht in ungeahnte Höhen treiben.