Mercedes C 230 V6: Hubraum statt Aufladung

Mercedes spendiert der Edel-Mittelklasse endlich wieder einen Sechszylinder. Schwachpunkt bleibt weiter das Schaltgetriebe. Mit der Automatikversion fährt man deutlich besser.

Stefan Grundhoff

Mercedes-Benz besinnt sich wieder auf alte Tugenden. Ging bei den Benzinversionen der erfolgreichen C-Klasse in den vergangenen Jahren ohne Kompressortechnik fast gar nichts, rudern die Stuttgarter nun zurück. Hubraum statt Aufladung heißt die neue Linie. Der Mercedes C 230 bietet endlich wieder sechs Zylinder, 2,5 Liter Hubraum und 204 PS.

Auf der Suche nach günstigen Verbräuchen hatten es die Mercedes-Ingenieure weit getrieben. Die Sechszylinder-Benziner hatten allzu viel Durst. So gaben bis zur 200-PS-Marke Vierzylinder mit Kompressoraufladung den Ton an. Zuletzt gab es sogar nur noch eine Kompressorlinie mit 1,8 Litern; die aber in drei Leistungsstufen. Doch in der bereits renommierten Edel-Mittelklasse machten vier Zylinder und knapp 200 PS nicht allzu viel her. Man werfe nur einen Blick auf die Konkurrenz aus München und Ingolstadt. Zum neuen Modelljahr machte Mercedes dem C 230 ein Vierzylinderende. Die kleinen Varianten C 180 und C 200 behalten die bekannte Kompressortechnik; unter der Motorhaube des C 230 blubbert nach dem Dreh des Zündschlüssels ein Sechszylinder sanft vor sich hin.

Idealbesetzung für die C-Klasse

Optisch hat sich am Mercedes C 230 V6 nichts geändert. Foto: Press-Inform

Der kann in der immerhin rund 1,5 Tonnen schweren C-Klasse getrost als Idealbesetzung bezeichnet werden. Genau das richtige für alle, die keinen Diesel und trotzdem Fahrspaß wollen. Die Leistungsdaten sind mehr als ordentlich: 150 kW/204 PS und ein maximales Drehmoment von 245 Nm sorgen für einen lässigen Umgang. 0 auf 100 km/h in 8,4 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h lassen einen kaum zum ebenfalls neuen C 280 (231 PS) herüberschauen. Mehr muss in einer C-Klasse wirklich nicht sein.

Dabei soll sich der Durchschnittsverbrauch bei rund 9,5 Litern Super auf 100 Kilometer einpendeln. Der neue Sechszylinder aus Stuttgart fährt sich überaus drehfreudig und antrittsstark. Ab 2300 Umdrehungen tut sich was. Die variable Nockenwellenverstellung passt sich dem Gasfuß des Fahrers gefühlvoll an und sorgt - wenn gewünscht - für mächtig Feuer unter der Haube.

Automatik die besser Wahl

Das manuelle Schaltgetriebe ist serienmäßig. Foto: Press-Inform

Serienmäßig ist der Mercedes C 230 mit einem manuellen Sechsganggetriebe ausgestattet. Die Handschaltungen der C-Klasse sind nach den jüngsten Überarbeitungen besser geworden. An die Klasse von Audi oder gar BMW kommen sie nach wie vor nicht heran. Daher sollte man sich guten Gewissens für die optionale Siebengang-Automatik entscheiden. Die macht in Verbindung mit dem 2,5 Liter großen Sechszylinder einen deutlich besseren Eindruck. Fahrwerk, Lenkung und Bremsen des Mercedes-Benz C 230 sind über jeden Zweifel erhaben. Vom Steuer würde man sich eine Spur mehr Kontakt zur Fahrbahn wünschen.

Keine optischen Retouschen

Optisch präsentieren sich die neuen Mercedes Sechszylinder in der C-Klasse unverändert. Die Serienausstattung umfasst unter anderem Klimaautomatik, Windowbags, aktive Kopfstützen und das praktische Multifunktionslenkrad. Die meisten wichtigen Details muss man jedoch in der langen Aufpreisliste erst suchen und dann teuer bezahlen.

Ellenlange Aufpreisliste

Der Basispreis des nicht gerade üppig ausgestatteten Mercedes C 230 in der Basisausstattung «Classic» liegt bei 32.248 Euro. Das wenig inhaltvolle Elegance-Paket kostet 1.844 Euro, bietet außer Alufelgen und einigen optischen Finessen jedoch kaum etwas. Teilleder ist beliebt, kostet jedoch ebenso Aufpreis (487 Euro) wie Parktronic (777 Euro), anklappbare Spiegel (197 Euro) oder Sitzheizung (348 Euro). Selbstverständlichkeiten wie eine umklappbare Rückbank (295 Euro) oder beheizte Waschdüsen (191 Euro) müssen ebenfalls extra bestellt werden. Wer sich dann noch für sinnvolle Details wie Xenonlicht (968 Euro) oder Navigation (ab 2150 Euro) entscheidet, drückt den C 230 locker in Richtung 40.000-Euro-Grenze.

Viel Geld für ein gelungenes Paket. Doch wir freuen uns über die neuen Sechszylinder.

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