Maserati Spyder fordert Respekt ab

Der Maserati Spyder fordert seinem Fahrer in jeder Hinsicht alles ab. Der Power-Roadster will von geübter Hand gefahren werden.

Stefan Grundhoff

Es gibt Autos, die sollte man nicht jedem in die Hand geben. Der Maserati Spyder ist eines dieser seltenen Exemplare. Doch bei einem Einstiegspreis von rund 99.000 Euro hält sich der Kundenkreis ohnehin in einem elitären Rahmen. Der offene Zweisitzer will von geübter Hand gefahren und nicht wieder losgelassen werden.

Echter Verkaufsschlager

Dieser Powerroadster hat Maserati Ende 2001 auf die Erfolgsspur zurückgebracht. Nach wenig erfolgreichen Modellen gingen die Augenbrauen der Maseratifans wieder nach oben, als man den knackig skizzierten Italiener erstmals auf den Straßen bewundern durfte. Das ist schon ein paar Jahre her und gerade im Innenraum zeigt sich der Spyder als betagt. Von seiner Begeisterung hat er jedoch nichts verloren. Ein Cabriolet zum Verlieben. Optisch hat er große Ähnlichkeit mit dem größeren Coupe, aber der um 22 Zentimeter verkürzte Radstand macht aus dem Spyder für den Fahrer ein komplett anderes Auto. 390 PS, die von geübter Hand bewegt werden wollen.

20 Liter Minimalverbrauch

Bei den Motordaten und diesem Klang besteht kein Zweifel, dass der Maserati kaum Grenzen zu kennen scheint. Das 4,2 Liter große Höhenfeuerwerk unter der endlos langen Motorhaube entzündet sich bei jedem Start neu. Bissig und gefährlich faucht der Achtzylinder. Er will Nahrung, er will Kraftstoff. Der Durchschnittsverbrauch von kaum unter 20 Litern auf 100 Kilometer interessiert in diesem Vollbluttroadster nun wirklich niemanden. 287 kW/390 PS röhren Stakkato, und die 451 Nm katapultieren einen mächtig in die Sitze. Null auf 100 km/h in fünf Sekunden? Gerade bei geöffnetem Dach hätten es auch drei sein können. Beim nächsten Mal doch wieder mit geschlossenem Dach und Seitenscheiben. Schließlich droht ein kräftiger Regenschauer. Der Motor ist bekannt; treibt er bei den sportlichen Italienern doch fast alles an, was fahren kann.

Innenausstattung fällt ab

Die Innenausstattung des Maserati wirkt etwas altbacken. Foto: Press-Inform

Wir lieben diesen Motor, doch was liebt er? Hohe Drehzahlen! Alle acht Töpfe genießen jede Umdrehung der Kurbelwelle. Ein ohrenbetäubender Lärm, dass man nur in Verzückung gerade möchte. 283 km/h Spitzengeschwindigkeit, die bei diesem Stoffdach alles andere als ein Vergnügen sind. Der ganze Innenraum kann uns nicht begeistern. Leder ja, aber die Anordnung der Schalter und Instrumente erinnert uns an die späten 80er Jahren. Premium - wo? Die Mittelkonsole mit dem winzigen Hebel für das Cambiocorsa-Getriebe ist überladen und ebenfalls rund 20 Jahre zu spät. Doch kaum einen Maseratifahrer dürfte das stören.

Anleihen aus dem Motorsport

Wenn's denn sein muss: Fahren mit Verdeck. Foto: Press-Inform

Das Getriebe stammt aus dem Motorsport. Es will bei hohen Drehzahlen gefordert werden und den Spieltrieb des Piloten an den V8 weiterzugeben. Die sechs Gänge werden über mächtige Paddel am Steuer bedient. Kraftvoll versetzt es den Insassen einen Stoß in den Rücken, wenn die nächste Schaltstufe nach Arbeit lechzt. Der 1,6 Tonnen schwere Hecktriebler fährt sich auf den ersten Metern leicht, fordert gerade auf kurvigen Landstraßen vom Fahrer jedoch einiges. Wellige Fahrbahnen und schwer einsehbare Kurven, die immer enger werden. Durch seinen kurzen Radstand ist das Heck besonders bissig und die knapp 400 Pferde, die an der Hinterachse trommeln erfordern einen geübten Fahrer. Sonst dreht sich der Hintern des 4,30 Meter langen Maserati gern in den Wind.

Wer sich das bissige Fahrverhalten gewöhnt hat, wird jeden Meter lieben; jedoch den Respekt nie verlieren. Ein Vollblutsportler, der uns gerade bei geöffnetem Dach träumen lässt. Über den ein oder anderen Makel an Innenraum und dem Stoffdach sieht man gerne hinweg. Nicht jedoch über die nackte Serienausstattung. Trotz 98.800 Euro Basispreis für den Spyder Combiocorsa müssen selbst Navigationssystem, Sitzheizung oder ein abblendbarer Innenspiegel extra geordert werden.

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