Lexus RC F: Supersportler mit Leistungsloch

Lexus RC F: Supersportler mit Leistungsloch
Der Lexus RC F leistet jetzt "nur" noch 464 PS. © Lexus

Toyotas Edelmarke Lexus hat den Supersportwagen RC F modernisiert. Gegen den Trend, die Leistung mit jeder Neuauflage zu erhöhen, muss der japanische Zweitürer jedoch künftig auf zehn PS verzichten.

Supersportwagen gehören zu einer aussterbenden Autogattung. Sie sind zu schnell, zu teuer, zu hungrig, zu unpraktisch und schädlich für die Umwelt. Aber weil noch niemand genau weiß, wann die Politik oder die Vernunft den wenig verbliebenen Exemplaren den Garaus macht, wird munter weiterentwickelt. Wie zum Beispiel bei Toyotas Nobelmarke Lexus, deren Speerspitze der RC F mit seinem dicken Achtzylinder ist.

Doch ausgerechnet im weltweit einzigen Land, in dem der Supersportler sein Spitzentempo von 270 km/h öffentlich ausleben darf, ist der Lexus weithin unbekannt. Seit 2015 konnten nur eine handverlesene Schar von deutschen Interessenten überzeugt werden. Insofern ist es eher unwahrscheinlich, dass die dezenten optischen Verbesserungen im Straßenbild auffallen werden. Schärfer konturierte LED-Scheinwerfer, die zusätzliche Spoiler-Lippe unter dem monströsen Grill oder die neu geformten Heckleuchten werden wohl nur die Fans erkennen.

F steht für Fuji und PS-Protz

Die optischen Retuschen fallen nur den Fans auf. Foto: Lexus

Das „F“ steht für die frühere japanischen Formel-1-Strecke Fuji am Fuße des gleichnamigen Berges und soll ähnlich wie AMG bei Mercedes oder M bei BMW die besonders sportlich getrimmten Modelle der Toyota-Tochter ausweisen. Und doch kurios, dass ausgerechnet Lexus, die zusammen mit dem Mutterkonzern den Hybridantrieb feiern, solche PS-Protze raus bringt.

Immerhin betonen die Ingenieure, welche Mühe sie sich vor allem beim Abspecken ihres Babys gegeben haben. Kleinerer Kompressor für die Klimaanlage, neue Federbein-Halter aus Aluminium anstatt Stahl sowie weitere 500 Gramm wurden bei dem hinteren Stoßfänger eingespart. In Summe ist der RC F jetzt 25 Kilogramm leichter und wiegt „nur“ noch 1770 Kilogramm. Und auch der Fünf-Liter-Achtzylinder, der ohne Turbohilfe auskommt, rüstet um zehn PS auf jetzt „nur“ noch 464 PS ab. Das allerdings kann er leicht verkraften, weil sich im Gegenzug die Durchzugskraft schon bei deutlich niedrigerer Drehzahl zur Stelle ist.

Achtzylinder ohne Turbo

Stabilere Straßenlage dank verbesserter Aerodynamik. Foto: Lexus

Alles Maßnahmen, die sich natürlich vor allem auf einer abgesperrten Rennstrecke erleben lassen. Hier bellt sich der Lexus beim kraftvollen Tritt aufs rechte Pedal durch seine acht Stufen nach oben und produziert den dumpf-martialischen Sound, den die Verfechter eines Achtzylinder-Saugmotor so schätzen.

Weil auch die Aerodynamik verbessert wurde, liegt der RC F jetzt bei höherem Tempo satter und stabiler auf dem Asphalt. Hinzu kommen eine feinfühlige Lenkung und Bremsen, die vor Kurven gnadenlos Energie abbauen. Kein Wunder, dass der 88.000 Euro teure Lexus das ideale Spielgerät für die eingezäunte Piste ist.

Komfort für den Alltag

Inside Lexus RC F: Leder, Karbon und Sportsitze. Foto: Lexus

Da sich jedoch die Besitzer eines solchen Sportwagens vor allem in der wahren Welt des Alltagsverkehrs bewegen, spielt auch der Komfort und die Praxistauglichkeit eine wichtige Rolle. Der Innenraum ist mit feinem Leder ausgeschlagen und bietet jede Menge Karbon-Elemente. Die Sportsitze sind vielfach verstellbar und schaffen sicheren Seitenhalt. Die Bedienung mit der Vielzahl von Schaltern und Knöpfen an Lenkrad und Mittelkonsole muss allerdings erst gelernt werden.

Im Fond gibt es zwei zusätzliche Sitze, die allerdings nur bedingt für die Mitfahrt auf längeren Strecken geeignet sind. Der Kofferraum ist wie bei anderen Sportlern dieser Art mit 366 Litern auf Kleinwagen-Niveau. Dafür ist die Ausstattung entsprechend des hohen Preises recht komplett. Assistenzsysteme wie Abstandsradar oder Spurhaltewarner sind beispielsweise immer an Bord.

Doch bei aller Feinarbeit von Ingenieuren und der daraus resultierenden Faszination von Kraft und Fahrspaß: Der Trend geht nun mal in Richtung Vernunft – wenn auch angesichts des Erfolgs von schweren SUV vielleicht nicht unbedingt in die richtige Richtung. Wer also über ein gut gefülltes Bankkonto verfügt, wird sich ein Spielmobil wie den RC F als Zweitwagen in die Garage stellen und sein Gewissen künftig mit einem elektrifizierten Viersitzer beruhigen. (SP-X)

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Frank Wald
Nach einem abgeschlossenen Studium der Kulturwissenschaften in Göttingen, Frankfurt und Hamburg volontierte er bei der Hamburger Morgenpost. Danach folgten freiberufliche Engagements u.a. bei Spiegel-Online, Welt am Sonntag, und TV Spielfilm. Seit 1996 berichtet er als freier Journalist über automobile Neuerscheinungen.

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