Lexus LS 500: Ein Reiz für die Sinne

Lexus LS 500: Ein Reiz für die Sinne
Der Lexus LS 500 sieht optisch ansprechend aus. © Lexus

Wer sich für ein Auto wie den Lexus LS 500 entscheidet, der erwartet eine luxuriöse Ausstattung und viel Leistung. Beides bietet der Japaner ohne Beanstandung.

Unvernunft hat in der heutigen Mobilitätswelt einen schweren Stand. Und es stimmt ja auch: Bei Gasfuß und Spritverbrauch sollte man sich aus Sicherheits- und Umweltgründen in Zurückhaltung üben. Doch mit dem Lexus-Flaggschiff LS 500 fällt genau das schwer.

Es ist zu schön, mit dem Luxusriesen einfach nur durch die Lande zu cruisen. Es macht Laune, gelegentlich das Potenzial der potenten V6-Maschine zu spüren. Und temporeich reisen, ohne ein echtes Gefühl für die Geschwindigkeit zu bekommen, hat etwas Erhabenes.

Eine Länge von 5,24 Meter

Erhaben ist der LS 500 bereits äußerlich. Imposant ist die schiere Masse des sich über 5,24 Meter erstreckenden Viertürers, der allerdings nicht mehr so plump wie in den Vorgänger-Generationen daherkommt. Zwar ist der Lulatsch aus Japan ein repräsentatives Mobil mit einigen protzigen Akzenten. Dennoch vermittelt das Blechkleid auch filigrane Eleganz und Spritzigkeit, die sogar Luxusportlern italienischer Provenienz gut stehen würde.

Im Fall des 500 ist die dynamisch angehauchte Außenhaut kein leeres Versprechen, denn der 3,4-Liter-V6-Motor unter der langen Haube macht mächtig Druck. Dabei unterstützt ihn keine zusätzliche E-Maschine, denn die von uns getestete Antriebsvariante verzichtet auf das bei Lexus sonst übliche Hybrid-Chichi. Das eine Aggregat reicht, um 307 kW/417 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment via 10-Gang-Automatik über alle vier Räder herfallen zu lassen.

Die üppigen 20-Zoll-Räder, vorne mit 245er- und hinten mit 275er-Reifen, setzen dabei die Kraft ohne Wimmern in druckvollen Vortrieb um: Der 2,3-Tonner erreicht in knapp unter fünf Sekunden die 100er-Marke und stürmt leichtfüßig weiter bis auf die maximal möglichen 250 km/h. Die Automatik wechselt dabei blitzschnell und geschmeidig die Gänge. Auch dank der vielen Übersetzungsstufen sind bei eigentlich jedem Tempo mehr als ausreichend Leistungsreserven vorhanden.

Kein Gefühl für Geschwindigkeit

Das Cockpit des Lexus LS 500. Foto: Lexus

Ein wenig abhanden geht im LS allerdings das Gefühl für die Geschwindigkeit. Beim kräftigen Beschleunigen wird man zwar hart in die Sitze gedrückt und klingt der Motor zudem kernig, doch ansonsten bleibt man von der Außenwelt abgeschirmt, was dem Fahrer die Sinne raubt. Das ist schön und erschreckend zugleich: Bei mancher Kurve wundert man sich über die doch hohe Eingangsgeschwindigkeit. Sogleich kann das Flaggschiff der edlen Toyota-Tochter das Geschwindigkeitsgefühl in Biegungen relativieren, denn selbst bei forciertem Tempo zirkelt der LS elegant durch enge Kurven. Und dank Allradantrieb lässt sich das Dickschiff auch sauber und flott wieder heraus beschleunigen.

Angesichts dieser Präzision drängt sich der Vergleich mit Schienenfahrzeugen auf. Ein Sportwagen ist der 500 freilich nicht. An der Zapfsäule erhält man dennoch eine sportliche Quittung, denn aus den theoretisch 9,8 Liter Normverbrauch werden praktisch um 12 Liter. Man könnte auch sparsamer mit dem LS 500 fahren, doch er verführt eben zu Reisegeschwindigkeiten, die man in anderen Autos als übertrieben schnell empfinden würde.

Ausreichend Platz im Fond

Mindestens so sehr wie seinen Fahrer kann der LS auch seine Fondgäste beeindrucken. Erst wenn man auf der Rückbank, pardon, auf einem der beiden Komfortsitze weilt, offenbart sich, dass es sich um ein Chauffeur-Fahrzeug allererster Güte handelt. Natürlich ist man auf weichem Leder gebettet, hat viele Einstellungsmöglichkeiten und genießt auch reichlich Beinfreiheit.

Doch das sind Selbstverständlichkeiten. Lexus ist es darüber hinaus gelungen, ein besonders wohnliches Interieur zu komponieren, dessen Luxusflair sich in besonders eindrucksvoller Weise erst aus der Fondperspektive entfaltet. Stellenweise wirkt das Interieur zwar etwas schwülstig, doch rötliches Leder, plüschige Stoffakzente, Kristall-Applikationen und ein für die japanische Kultur so typischer Sinn für feine Details schaffen eine ganz eigene Wohlfühlwelt. Manches Detail trifft vielleicht nicht jeden Geschmack, edel ist hier jedoch alles.

Noble Ausstattung

Ein Sportwagen ist der Lexus LS 500 nicht. Foto: Lexus

Jenseits von Fragen des Geschmacks bietet der LS eine auf Wunsch sehr noble Ausstattung, was sich am Beispiel eines erstklassigen Rear-Entertainment-Systems zeigt. Hier können die beiden Gäste auf den Rücksitzen, die anders als in anderen Autos eben nicht die billigen Plätze sind, das im Wortsinn große Kino erleben. Jeder blickt auf sein brillant auflösendes Display und wird zugleich in den feinen Surroundsound des Mark-Levison-Audiosystems eingehüllt. Per Knopfdruck kann man noch die Vorhänge schließen und so von der Außenwelt entrückt tief in den Sitz sinken, der auf Wunsch seinen Gast wärmt und massiert. „Sind wir schon da?“, wird mancher Fondpassagier am Ende der Fahrt fragen und manches Mal den Wunsch äußern, vielleicht noch ein wenig länger im Fahrzeug verweilen zu wollen.

Dass der LS weit mehr ist als nur ein schnödes Transportmittel ist, hat allerdings seinen Preis: 141.000 Euro verlangt Lexus für den 500, wenn man die randvoll mit Extras bestückte Luxury Line mit Kristalldekors bestellt. Im Vergleich zum Wettbewerb ist der joviale Japaner jedenfalls alles andere als ein Schnäppchen. Als Verführer von Format muss man preislich selbstbewusst auftreten, will man der starken Konkurrenz der deutschen Hersteller die Stirn bieten. Bei einer Positionierung als Billigalternative bliebe wohl einiges vom verführerischen Reiz des LS auf der Strecke. (SP-X)

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