Lexus LC 500 Cabrio: Schönheit hat ihren Preis

Lexus LC 500 Cabrio: Schönheit hat ihren Preis
Der Lexus LC 500 ist ein Hingucker. © Axel F. Busse

Reicht Schönheit allein für dauerhaften Ruhm? Das Lexus LC 500 Cabriolet macht optisch allerhand her. Was von dem Glanz bleibt, zeigt unser Fahrbericht.

Nicht immer hatte man im Toyota-Konzern ein glückliches Händchen, wenn es um das Styling von neuen Modellen ging. Design-Unfälle wie die ersten Generationen der Limousinen Prius oder Mirai sind noch in guter Erinnerung. Dass es auch anders geht, beweisen Chefzeichner Tadao Mori und sein Team mit der Cabrio-Version des LC 500. Ihnen ist eine Karosse von herausragender Harmonie und Eleganz gelungen, deren zeitlose Anmut sich wohl erst in einigen Jahren manifestieren wird.

Ganz klassisch mit einem Stoffverdeck versehen, setzen das Doppel-Trapez des Frontgrills, die provozierenden Kanten am Heck und die messerscharf geschnittenen Konturen der Leuchtengläser einen anregenden Kontrast zu den geschmeidigen Proportionen. Tief duckt sich die Nase in den Wind, die muskulös ausgestellten Radhäuser hinten (bei nur fünf Millimeter breiterer Spur!) geben eine Ahnung davon, wo die geballte Kraft des Hecktrieblers wirkt.

Achtzylinder-Saugmotor fällt aus der Zeit

Nun macht jedoch Schönheit allein noch kein perfektes Auto und schaut man sich die Antriebstechnik des LC 500 an, wirkt sie wie der Gegenentwurf der Old-School-Fraktion zum sorgsam gepflegten Image der Marke Lexus als Hybrid-Vorreiter. Mit dem fünf Liter großen Achtzylinder-Saugmotor erscheint das LC-Cabrio wie ein Anachronismus im umwelt-beflissenen Europa, doch der Wagen wurde auch nicht für den „alten Kontinent“ konzipiert, sondern für die Kundschaft in Nordamerika, wo man zu kaum der Hälfte der hierzulande üblichen Spritkosten fröhlich die Boulevards in Miami oder Long Beach hinunterflanieren kann.

Edel: das Cockpit des Lexus LC 500 Cabrio. Foto: Axel F. Busse

Mit 464 PS ist der Beau geringfügig schmaler motorisiert, als die erste Version des LC 500 aus dem Jahre 2017. Das hat seinen Grund in der Anpassung an geänderte Abgas-Regularien. Um das Maximum von 530 Newtonmetern Drehmoment zu generieren, braucht es 4800 Kurbelwellen-Umdrehungen. Laut Hersteller sprintet der Wagen damit unter fünf Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 270 km/h – doch diese Werte sind eher von theoretischer Bedeutung. In der Praxis ist das LC 500 Cabrio eher ein Cruiser. Das zeigt nicht nur der Drehzahlmesser, der bei Landstraßentempo über kaum mehr als 1200 Touren informiert, sondern auch die betont komfortable Fahrwerksabstimmung, die beim Anhalten gern mal ein leichtes Nachwippen des Zweitonners produziert.

Platz für zwei

Offiziell ist der LC 500 für vier Personen zugelassen. Mutmaßlich sind aber die fein belederten Mulden der zweiten Reihe die teuersten nutzlosen Autositze der Welt. Selbst Grundschulkinder dürften dort Probleme haben, ihre Beine zu verstauen, wenn vor Ihnen groß gewachsene Eltern sitzen. Klüger wäre es wohl gewesen, den LC 500 gleich als Zweisitzer zu konzipieren, den Verdeckkasten vorzuziehen und so mehr Kofferraum zu gewinnen. Die 60 Zentimeter tiefe Schatulle hat so nur 149 Liter Volumen und die Ladekante ist stolze 84 Zentimeter hoch.

In 15 Sekunden soll das Verdeck öffnen oder schließen, verspricht Lexus. Der Testwagen ließ es etwas gemütlicher angehen, aber weniger als 18 Sekunden zum Verstauen der Haube hinter den Sitzen und knapp 20 zum erneuten Verschließen sind auch keine schlechten Werte. Im Open-Air-Modus beginnt der LC 500 dann, seine ganze Klasse auszuspielen. Die Abschottung vor Zugluft ist hervorragend, erst recht, wenn man den mit 850 Euro nicht ganz billigen Windschott hinter den Sitzen einhängt. Selbst 200 km/h unter freiem Himmel sind ohne Komfort-Einbußen möglich – nur unterhalten können sich die Insassen dann nicht mehr.

Zurückhaltendes Timbre

Originell und hübsch anzusehen ist die etagenförmige Anordnung der Bedienebenen im Cockpit, jedes Element bezogen mit dem Leder, das auch Polster und Verkleidungen bedeckt. Der Kippschalter für die Dachbedienung ist unter einer hufeisenförmigen Klappe verborgen. In den sehr konturiert ausgeformten und mit kräftigen Seitenwülsten versehenen Sitzen können die Insassen der Querbeschleunigung gut widerstehen. Die Schwächen des kleinen Navi-Monitors und der umständlichen Bedienung der Infotainment-Funktionen per Track-Pad sind schon so häufig beschrieben worden, dass es hier keine gesonderte Erwähnung braucht. Lexus hat den Irrweg korrigiert und führt mit dem neuen Modell NX ein Touchscreen-System ein, das bald auch in anderen Produkten zu finden sein dürfte.

Entspanntes Gleiten in edlem Ambiente und auf hohem Sicherheits-Niveau sind Merkmale des Fahrens im LC 500 Cabrio. Vornehme Zurückhaltung ist allerdings auch bei der akustischen Untermalung des Ausflugs angesagt, denn sein komplettes Repertoire an kernigem V8-Sound lässt der Motor erst ab etwa 3000 Touren erklingen. Im Sport-Modus werden Ansprechverhalten und Schaltcharakteristik der Zehngang-Automatik etwas bissiger und die lernfähige Elektronik passt sich im Nu dem Fahrstil an. Bei forcierter Gangart streut sie zum Runterschalten wohltönendes Zwischengas ein. Rund zwölf Liter Testverbrauch können angesichts des üppigen Hubraums als moderater Spritkonsum gelten.

Selbstbewusster Preis

Das Lexus LC 500 Cabrio ist natürlich mit Stoffverdeck unterwegs. Foto: Axel F. Busse

Lexus hat in diesem Jahr schon deutlich mehr LC 500 als 2020 in Deutschland an Kunden ausliefern können. Dass die Exklusivität nicht bedroht wird, gewährleistet schon der Preis von mindestens 119.000 Euro. Im niedrigen dreistelligen Bereich bewegen sich die Zulassungszahlen und das Cabrio wird der Hingucker bleiben, der es ist.

Einwenden ließe sich vieles: Das LC 500 Cabrio taugt weder für den Familienurlaub, noch für den Einkauf im Baumarkt und gut asphaltierte Wege sollte man damit besser auch nicht verlassen. Der Wagen ist ebenso kostspielig wie emotional und die Freude, kein Dach über dem Kopf zu haben, nur in wenigen Cabrios genauso groß. Ein Hobby wie dieses muss man sich gönnen können.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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