Lexus LC 500 Cabrio: Nicht nur optisch eine Freude

Lexus LC 500 Cabrio: Nicht nur optisch eine Freude
Auch bei schlechtem Wetter optisch ein Vergnügen: das Lexus LC 500 Cabrio. © Lexus/Harald Dawo

Der Lexus LC 500 ist ab sofort in der offenen Version zu haben. Fans von frischer Luft und großvolumig motorisierten Sportwagen haben es mit Sehnsucht erwartet.

Wenn ein Hersteller seinen neuen offenen Sportwagen mit „das schönste Cabriolet der Welt“ ankündigt, ist erst einmal Vorsicht geboten. Vor allem dann, wenn es aus einem Land kommt, in dem Bescheidenheit und vornehme Zurückhaltung als erstrebenswerte Tugenden gelten.

Viele anhaltend schöne, sattsam mit Leistung ausgestattete Wagen dieser Art hat die Automobil-Geschichte schon hervorgebracht. Doch das Lexus LC 500 Cabriolet hat durchaus das Zeug, in die Top Ten der herausragenden Schöpfungen mit beweglichem Verdeck zu kommen, wenn in zehn oder zwanzig Jahren wieder einmal Bilanz gezogen wird.

Sitze mit gutem Seitenhalt

Designer Tadao Mori und sein Team haben durchtrainierte Ausstrahlung und zeitlose Eleganz in eine harmonische Symbiose gebracht. Das Doppel-Trapez des Frontgrills wird von den Kanten am Heck zitiert und die scharf geschnittenen Konturen der Leuchtengläser setzen einen anregenden Kontrast zu den geschmeidigen Proportionen. Die rautenförmigen Auspuffblenden fügen sich stilistisch erstklassig in die Gesamtoptik ein, die dahinter zum Vorschein kommenden Doppelendrohre für sich wirken zu lassen, wäre aber auch kein Fehler gewesen.

Das Lexus LC 500 Cabrio bietet einen guten Windschutz. Foto: Lexus/Harald Dawo

Charmant und unkonventionell ist die etagenförmige Anordnung der Bedienebenen im Cockpit, jedes Element bezogen mit feinem Leder. Der Kippschalter für die Dachbedienung ist unter einer hufeisenförmigen Klappe verborgen. Parallel angeordnete Haltegriffe für den Beifahrer betonen eher die Fahrerorientierung des Funktionsbereiches, als dass sie wirklich nötig wären.

In den sehr konturiert ausgeformten und mit kräftigen Seitenwülsten versehenen Sitzen kann auch der Passagier der Querbeschleunigung gut widerstehen. Einen Schatten wirft weiterhin die umständliche Bedienung des Infotainment-Systems per Touchpad auf den sonnendurchfluteten Innenraum, jedoch ist so eine Schwäche innerhalb einer Modellgeneration auch nicht zu beheben.

Fünfliter V8-Motor

Ein fünf Liter großer V8-Motor kann kaum als Zeugnis von Bescheidenheit gelten, die Kunst des Weglassens hat Lexus auf einem anderen Gebiet realisiert. Zum einen entfällt beim Cabrio die Hybrid-Variante, die beim Coupé als grün angehauchte Alternative im Angebot ist, zum anderen ist die Leistung des Achtzylinders gegenüber der ersten Version von Sommer 2017 um 13 Pferdestärke auf 464 PS reduziert. Das hat seinen Grund in der Anpassung an geänderten Abgas-Regularien.

Von der Gefahr der Untermotorisierung ist nicht zu sprechen, obwohl das Cabrio fast 100 Kilogramm mehr wiegt als das Coupé. Mangels eines festen Daches müssen erforderliche Karosserie-Versteifungen an anderer Stelle untergebracht werden – eine gängige Praxis im Automobilbau.

Stoffdach öffnet in 15 Sekunden

Das von Lexus selbst entwickelte und mit einem raffinierten Faltmechanismus ausgestatte Stoffdach legt sich binnen 15 Sekunden unter einer unabhängig vom Kofferraumdeckel beweglichen Haube zusammen. Genauso lange dauert es, bis es wieder am vorderen Scheibenrahmen eingerastet ist, ein maximales Tempo von 50 km/h ist während des Vorganges möglich. Faltverdecke kosten Kofferraum, das ist beim Lexus-Schönling nicht anders. Von ehemals 197 Litern bleiben 149 übrig.

Offiziell gilt das LC 500 Cabrio als Viersitzer, aber schon die Bezeichnung „2+2“ wäre mehr als wohlwollend. Konsequenter Weise hätte man die hinteren Sitzmulden einfach weglassen und unter dem Verdeckkasten noch Stauraum, etwa für den Windschott (+850 Euro) nebst Etui, schaffen können.

Vor Zugluft gut abgeschirmt

Das Stofffverdeck des Lexus LC 500 Cabrio öffnet recht flott. Foto: Lexus/Harald Dawo

Für einen Ausflug bei Cruiser-Tempo ist die Zugluft-Bremse eigentlich verzichtbar. Die tiefe Sitzposition und die vier Seitenscheiben schirmen die Insassen nahezu perfekt gegen unangenehme Wirbel ab. Die Lust, kein Dach über dem Kopf zu haben, lässt sich aber noch steigern, wenn man aus dem Eco- in einen der Sport-Modi umschaltet. Ansprechverhalten und Schaltcharakteristik der Zehngang-Automatik werden bissiger. Die lernfähige Elektronik passt sich im Nu dem Fahrstil an und streut in forcierter Gangart beim Runterschalten wohltönendes Zwischengas ein.

Überhaupt trägt der fette Sound des Achtzylinders enorm zum Fahrvergnügen bei. Bei starker Verzögerung ist die Schaltbox ebenso auf der Hut und rastet mehrere Stufen zurück, um maximale Durchzugskraft (580 Nm) ausgangs der Kurve bereit zu stellen. Allerdings könnte der Sport-Plus-Modus noch eine höhere Eingriffsschwelle des Stabilitätsprogramms vertragen, denn ein munteres Heck hat noch keinem Sportwagen geschadet. Fünf Sekunden aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer sind für einen Zwei-Tonnen-Zweisitzer mehr als respektabel, der elektronische Riegel für den Vortrieb greift bei 270 km/h.

Mindestens 11,7 Liter Verbrauch

Das formschöne Heck des Lexus LC 500 Cabrio. Foto: Lexus/Harald Dawo

Nach WLTP-Verfahren gemessen, ist das Cabriolet mit einem Durchschnittsverbrauch von 11,7 Litern je 100 km zertifiziert. Das ist nicht wenig, zumal jeder weiß, dass man auf der Straße mit einem Praxis-Zuschlag rechnen muss. Allerdings hat der Motor auch fünf Liter Hubraum, die wollen ordentlich mit Gemisch gefüllt sein. Wäre ein halb so voluminöser Treibsatz mit einem Durchschnitts-Konsum von 5,85 Litern angegeben, würde er vielleicht als vorbildlich gelten. Zumindest könnte wohl das LC 500 Cabrio noch ein paar Zehntel gut machen, hätte man ihn mit einer Zylinderabschaltung versehen, wie sie bei einigen Herstellern, die noch Achtzylinder im Programm haben, inzwischen üblich sind.

Unter den Bedingungen der reduzierten Mehrwertsteuer kostet das LC 500 Cabriolet der 114.976,47 Euro. Zwei Optionspakete zu je rund 4500 Euro können für die Ausstattung unter anderem mit 21-Zoll-Schmiederädern, Hochleistungsdämpfern und einem Sperrdifferenzial sorgen. Bei Lexus geht man davon aus, dass vier von fünf der in Deutschland verkauften LC 500 ein Faltdach haben werden.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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