Land Rover Discovery 2.7 d: Schwergewichtiger Allrounder

Warum der Land Rover Discovery rund 2,7 Tonnen, und damit 400 Kilogramm mehr als die Konkurrenz wiegt, kann der Autobauer nicht erklären. Dafür macht der Brite aber schon mit dem Einstiegsmotor besonders im Gelände Spaß.

Stefan Grundhoff

Land Rover ist mächtig stolz auf den neuen Discovery. Bei der Vorstellung des aktuellen Range Rover hatte die Fachwelt aufgejubelt - doch der stammte aus dem Hause BMW. So ist der Land Rover Discovery III die erste Eigenkreation, die keinen Vergleich zur mächtigen Konkurrenz scheuen muss. In vielen Disziplinen kann es der «Disco» locker mit seinem exklusiven Bruder Range aufnehmen - übertrifft ihn in vielem sogar. Doch wie gut ist das Einstiegsmodell mit 2,7-Liter-Dieselmotor?

Kantig und puristisch

Aus dem Straßenbild ragt der Land Rover Discovery geradezu übermächtig heraus. Er steht im Wind wie eine Häuserzeile. Aerodynamik, nein danke. Die Ähnlichkeit zum Range Rover ist groß, doch der Discovery wirkt kantiger und puristischer als sein Pate. Keine Zierleisten oder überflüssiger Schnick-Schnack. Die klaren Linien gefallen und geben ihm ein Vertrauen mit auf den Weg, das ein Offroader in der heutigen Zeit braucht.

An der spärlichen Geländenutzung in dieser Klasse hat sich nichts verändert. Zwischen zwei und fünf Prozent der Kunden sind alle Jubeljahre einmal abseits der befestigten Fade unterwegs. Das ist bei einem Land Rover nicht anders als bei der zahmen Konkurrenz.

Das Gelände ist seine Stärke. Foto: Press-Inform

Doch gerade im Gelände ist der Discovery eine Bank. Die Karosserie ist so steif, dass man selbst in der stärksten Offroad-Verwindung noch problemlos die Türen auf und zu bekommen kann. Die Bodenfreiheit lässt sich per Luftfederung auf Knopfdruck justieren. Wer es einmal genutzt hat, will im Gelände nicht mehr ohne unterwegs sein. Geländeuntersetzung, Bergabfahrhilfe und die besonders im Offroadeinsatz so wichtige präzise Lenkung: der Land Rover liefert eine Bestvorstellung ab.

Den Rest erledigt Terrain Response. Per Drehschalter stellt sich das 4,83 Meter lange Fahrzeug auf jeden Untergrund ein. Schafft so eine intelligente Verbindung zwischen Motorelektronik, Kraftübertragung, Radaufhängung und Traktionshilfen. Neben dem Normalprogramm für Straßenverkehr kann man wählen: Gras/Schnee, Schlamm, Sand oder Felsen. Das System funktioniert einwandfrei. Schade, dass sich Land Rover das System zusammen mit der sinnvollen Luftfederung als teures Extra bezahlen lässt.

Platz im Überfluss. Foto: Press-Inform

So gibt es für den tonnenschweren Discovery III im unwegsamen Terrain kein Halten mehr. Souverän klettert und kraxelt er durch jedes Geläuf, dass einem Angst und Bange werden kann. Dort, wo so mancher Bergsteiger längst den Rückweg antritt, hat der Brite Reserven.

Seinen Anteil am steten Vortrieb hat besonders im Gelände der 2,7 Liter große Dieselmotor. Mittlerweile in zahlreichen Fahrzeugen unterwegs, ist die Gemeinschaftsproduktion von Ford und dem PSA-Konzern auch im Land Rover eine solide Lösung. Der Sechszylinder leistet 190 PS und 440 Nm - gerade im Gelände ist Drehmoment unerlässlich.

Mächtiges Leergewicht

Das Zusammenspiel mit der gut abgestimmten Sechsgang-Automatik wäre eine Idealbesetzung, wenn da nicht das mächtige Leergewicht wäre. Je nach Ausstattung wiegt der Land Rover Discovery leer bis zu 2,7 Tonnen. Wieso das Gewicht zum Teil mehr als 400 kg über der Konkurrenz liegt, kann so recht niemand beantworten. Allenfalls die sieben Sitze und das steife Karosseriekonzept werden als Argumente angeführt.

Abseits der Straße ist der Discovery ein lahmer Bursche. Foto: Werk

Abseits der Straße ist man mit den 190 Pferden unter der schulterhohen Motorhaube gut unterwegs. Im flotten Straßenbetrieb sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Hier müht sich der V6-Diesel redlich, kann jedoch nie so überzeugen wie im jüngst vorgestellten Jaguar XJ oder dem Peugeot 607. Die sind beide eine knappe Tonne leichter.

Ab 150 km/h wird es auf der Autobahn eine überaus lahme Veranstaltung. Hier reichen weder die 2,7 Liter Hubraum noch die 190 PS. Irgendwann hat man die 180 km/h erreicht. Trotzdem wird es zunächst keinen leistungsstärkeren Dieselmotor geben. Bleibt daher nur ein Griff zu dem Powermodell mit 4,2-Liter-V8 und knapp 300 PS.

Mehr als elf Liter Diesel verbraucht

Im Praxistest zeigte sich der Land Rover Discovery 2,7 d nicht als Kostverächter. Durchschnittlich liefen rund 11,9 Liter Diesel durch die Commonrail-Einspritzdüsen. Immerhin gibt es zum Modelljahr 2005 Partikelfilter und Euro 4.

Der Innenraum könnte auch für einen waschechten Offroader etwas mehr Chic vertragen. Schalter, Instrumente und Bedienelemente wirken alles andere als billig, aber auch alles andere als elegant. Schnödes Plastik mit knochigen Ecken und Kanten. Das geht auch besser. Das robuste Design setzt sich bei den bequemen Sitzen fort. Grob gewebte Stoffe lassen einen von elektrischen Lederstühlen träumen, die jedoch mit 2570 Euro zu Buche schlagen. Wer auf den Standardsesseln Platz nimmt, benötigt einige Zeit, bis er die die Sitze auf die Körpermaße eingestellt hat.

Dritte Sitzreihe kostet Aufpreis

Überaus großzügig ist das Platzangebot. In der ersten und zweiten Reihe kann man die Beine nach Herzenslust ausstrecken und auch lange Strecken entspannt genießen. Die Sitze in der dritten Reihe sind im Bedarfsfall praktisch, kosten jedoch zu teure 1400 Euro Aufpreis. Sie lassen sich mit wenigen Handgriffen im Boden versenken.

Die mächtige Heckklappe öffnet sich in zwei Teilen nach oben und unten. Das Beladen selbst mit schweren Gegenständen wird somit nur durch die bauartbedingte hohe Ladekante erschwert. Wer die Sitze in den Reihen zwei und drei im Wagenboden versenkt, hat einen Kofferraum von 2500 Litern Größe. Der Land Rover Discovery 2.7 D V6 ist ab 38.500 Euro zu bekommen. Die erweiterte Allradtauglichkeit muss man jedoch extra bezahlen. Terrain Response und Luftfederung kosten 1710 Euro Aufpreis.

Weitere empfehlenswerte Extras muss man ebenfalls teuer bezahlen. Sinnvoll: Xenonlicht (700 Euro), Sitzheizung vorn und hinten (1000 Euro) oder Navigationssystem (ab 2000 Euro). Unzeitgemäß müssen sogar Klimaautomatik (450 Euro), Tempomat (350 Euro) und Nebelscheinwerfer (incl. Waschanlage und Regen-/Lichtsensor) 1095 Euro als Extras bestellt werden. Immerhin ist das Sicherheitspaket mit diversen Airbags, ESP und Überrollschutz Serie.

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