Lancer Evo IX: Mitsubishis Antwort auf 911er

Lancer Evo IX: Mitsubishis Antwort auf 911er
Mitsubishi Lancer Evo IX © Foto: Press-Inform

Es gibt nur wenige Autos, die sowohl familientauglich als auch eine Rennmaschine sind. Eines davon ist Mitsubishis Mittelklasseauto «Evo», das mit eingebauter Rallye-Technik jetzt in die 9. Auflage geht.

Von Jürgen Wolff

Die neue Evolutionsstufe steht nun als Mitsubishi Lancer Evolution IX bei den Händlern. Für den japanischen Autobauer erfüllt der «Evo» eine wichtige Funktion: Es ist sportliches Aushängeschild, Image- und Technologieträger. Der Neue repräsentiert wie schon seine Vorgänger den aktuellen Stand einer Entwicklung, die 1992 mit dem Evo I ihren Anfang nahm und in der über vierzigjährigen Motorsporttradition von Mitsubishi wurzelt.

Die Erfolgsbilanz weist unter anderem fünf Rallye-Weltmeisterschaften mit vier Fahrer- und einem Markentitel aus. Dazu kommen Gesamtsiege in Wettbewerben wie der «East African Safari» und der «Bandama Rallye», die zu den härtesten Prüfungen ihrer Art zählen. Seit je her hat der Renner für die Straße nur zwei Reaktionen provoziert: Glückliches Strahlen in den Augen seiner Fans oder ungläubiges Kopfschütteln aller anderen.

Wenn der Evo an der roten Ampel steht, zieht er die Blicke auf sich wie ein 911er Turbo - nicht nur wegen seines Theken großen Heckflügels. Und wenn er dann bei Grün losstürmt, sorgt sein Triebwerk für Sound in the City. Das wird bei Nummer neun nicht anders sein. Als Antrieb dient dem japanischen Familiensportler die jüngste Ausbaustufe des Vierzylinder-Dohc-Vierventilmotors 4G63.

Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung

Mitsubishi Lancer Evo IX Foto: Press-Inform

Zu den technischen Merkmalen des Zweiliter-Triebwerks (Bohrung/Hub: 85,0 x 88,0 Millimeter) zählt ein neu abgestimmter, zweiflutiger Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung, der im Zusammenspiel mit der variablen Ventilsteuerung Mivec (was für Mitsubishi Innovative Valve timing and lift Electronic Control System steht) noch einmal mehr Leistung und Drehmoment bringt.

Durch die Verlängerung des Turbolader-Luftstromkanals verbessert sich die Durchzugskraft bei niedrigen und mittleren Drehzahlen - und damit das Ansprechverhalten und die Beschleunigungsreserven. Zugleich sorgt diese Konfiguration für eine - bescheidene - Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs auf 10,6 Liter Super Plus pro 100 Kilometer. Und: Mittlerweile erfüllt das Triebwerk auch die Euro-4- Abgasnorm. Die daraus resultierenden Zahlen: Aus den zwei Litern Hubraum kommen 206 kW/280 PS, 15 mehr als beim Vorgänger. Das Drehmoment von 355 Nm liegt bei 3500 U/min an.

Das bringt eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,7 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h, das sind fünf Stundenkilometer mehr als beim Vorgänger. Nur zum Vergleich: In Sachen Beschleunigung liegt Mitsubishis fixe Familienkutsche damit auf dem Niveau eines Lotus Elise oder eines Porsche Cayman.

Neues Modell mit sechs Gängen

Mitsubishi Lancer Evo IX Foto: Press-Inform

Im Unterschied zum Fünfgang-Vorgänger verfügt der Evo IX nun über ein neues, eng gestuftes Sechsgang-Schaltgetriebe. Dafür, das die Urgewalt auch auf die Straße kommt, sorgt das von Mitsubishi entwickelte Allradsystem AWC (All Wheel Control) mit elektrohydraulisch gesteuertem Mittendifferenzial und ebenfalls elektrohydraulischem Hinterachsdifferenzial.

An der Vorderachse kommt ein mechanisches Torsen-Sperrdifferenzial zum Einsatz. Die aktive Giermomentkontrolle steuert die Verteilung der Antriebskraft zwischen den Hinterrädern und ermöglicht eine Asymmetrie von bis zu 70:30 zwischen linker und rechter Hinterachs-Seite.

Beim Anbremsen einer Kurve, vor allem bei nasser oder welliger Fahrbahn, sperrt das aktive Mittendifferenzial, der größere Teil des Verzögerungsmomentes wird auf das kurveninnere Hinterrad verschoben. Im Kurveneingang reduziert sich die Sperrwirkung des Mittendifferenzials in Abhängigkeit von Lenkwinkel und Fahrgeschwindigkeit, während das Antriebsmoment an der Hinterachse zum überwiegenden Teil dem kurvenäußeren Rad zugeteilt wird.

Neutrales Kurvenverhalten

Mitsubishi Lancer Evo IX Foto: Press-Inform

Nähert sich der Lancer dem Kurvenausgang, erhöht sich die Sperrwirkung des Mittendifferenzials in Abhängigkeit von der Beschleunigung wieder. Der größere Teil des Antriebsmomentes wird nun dem kurvenäußeren Rad zugeschlagen, der resultierende Drehimpuls um die Hochachse reduziert die Untersteuerneigung beim Herausbeschleunigen und sorgt für weitgehend neutrales Kurvenverhalten.

Über einen Schalter im Cockpit kann der Fahrer drei Basiskennfelder für unterschiedliche Fahrbahnbeläge vorwählen. Im Asphalt-Modus (Tarmac) sind die Steuerprogramme des Mittendifferenzials für maximales Tempo auf trockenem Untergrund eingestellt, im Schotter-Modus (Gravel) auf optimale Balance zwischen Antriebs- und Lenktraktion und im Schnee-Modus (Snow) auf bestmögliche Fahrstabilität. Zu dem Mehr an Leistung kommt ein Weniger an Gewicht. Dachkonstruktion, Kotflügel, Fronthaube und Seitenaufprallschutz sind aus Aluminium.

Die Dachkonstruktion brachte eine Gewichtseinsparung von vier Kilogramm, eine Absenkung des Fahrzeugschwerpunktes um drei Millimeter und eine signifikante Erhöhung der Gesamtsteifigkeit. In Kooperation mit den Fahrwerksspezialisten von Bilstein wurden Hochleistungs-Stoßdämpfer entwickelt, die präziser auf unterschiedliche Straßenbeläge reagieren, die Fahrstabilität und Traktion erhöhen und zudem Nickbewegungen des Aufbaus reduzieren. Zur Verringerung der ungefederten Massen tragen auch die extrem leichten 17-Zoll-Räder von BBS bei. Sie sind aus geschmiedetem Aluminium.

Gewaltiger Heckflügel

Mitsubishi Lancer Evo IX Foto: Press-Inform

Der Auftritt des neuen Lancer Evolution IX orientiert sich nicht nur bei dem gewaltigen Heckflügel aus Kohlefaser stark am Erscheinungsbild des Einsatzfahrzeugs aus der Rallye-Weltmeisterschaft WRC. Die Front ist geprägt von einem markanten Kühlergrill in Maschenoptik und einem neuen, aerodynamisch optimierten Stoßfänger mit zusätzlichen Lufteinlässen. Innen sorgen Recaro-Sportsitze für eine optimale Körperführung bei sportlicher Gangart ebenso wie für ermüdungsfreie Langstreckenfahrten.

Cockpit, Instrumente und Bedienelemente unterscheiden sich kaum vom Vorgänger. Für die Familientauglichkeit sorgt nicht nur eine durchaus ausgewogene Fahrwerksabstimmung, sondern auch die reichhaltige Serienausstattung unter anderem mit Zentralverriegelung per Fernbedienung und elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel in Wagenfarbe.

Die Sicherheitsausstattung bietet Sport-ABS-Bremssystem mit elektronischer Bremskraftverteilung, Fahrer- und Beifahrer-Airbag, einen speziellen Seitenaufprallschutz in den vorderen Türen sowie Gurtstraffer vorn. In der Basisversion kostet der Evo IX 39.490 Euro. Das Sport Paket mit Carbon-Heckflügel, Bilstein-Stoßdämpfer und 17-Zoll-BBS-Leichtmetallräder wird für einen Aufpreis von 2.500 Euro angeboten.

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