Kraftvoller Spaßmacher

Tradition verpflichtet – so hat Mercedes-Benz auch der neuen C-Klasse eine sportliche Version zur Seite gestellt. Mit einem neuen Preisgefüge will man auf Augenhöhe zur Konkurrenz gehen.

Von Thomas Flehmer

Davon träumt jeder Autohersteller. Als Antwort auf die Frage nach dem Verlauf der Testfahrt erhält der Fragesteller ein Grinsen, das mehr ausdrückt als 1000 Worte. Mit dem C 63 AMG ist Mercedes-Benz das sportliche Modell der C-Klasse äußerst gelungen. Die straßentaugliche Schwester des DTM-Boliden dieser Saison sorgt zweifelsohne für Fahrspaß pur.

ESP muss früh eingreifen

336 kW/457 PS und ein bulliges Drehmoment von 600 Nm, das bei 5000 U/min seine stärkste Kraft einsetzt, zeigen, wohin der Weg geht. Hier sollte der Achtzylinder in hohen Drehzahlen gehalten werden, um das optimale Fahrgefühl, den Kick, zu erleben. In lediglich 4,5 Sekunden ist der Tacho in den dreistelligen Bereich gerückt.

Der Zug ist dabei so kräftig, dass das neue Dreistufen-ESP schon nach dem ersten Schaltgang der Siebengang-Automatik eingreifen muss, um die geballte Kraft zu zügeln und das Heck nicht ausbrechen zu lassen. Ein Abschalten des Stabilitätsprogramms sollte deshalb nur zu Testzwecken auf einer einsamen Landstraße stattfinden.

So schwer wie ein Alfa Spider

Der 6,3 Liter-Motor Foto: Mercedes

Trotz seiner 1,7 Tonnen - der Sportler ist damit so schwer wie der neue Alfa Spider - agiert der C 63 AMG für eine Limousine äußerst wendig. Dank einem neu konzipiertem Sportfahrwerk in Verbindung mit 18 Zoll Leichtmetallrädern und einer komplett neu entwickelten Vorderachse mit 35 Millimeter mehr Spurweite geht der Spaß auch im weiteren Verlauf der Straße überhaupt nicht verloren.

Die 4,73 Meter lange Limousine neigt selbst bei hohem Tempo in Kurven nicht zu überdurchschnittlichen Wankbewegungen. Im Innenraum kommen diese auch nicht an. Zudem sorgen die Sportsitze mit automatischen Verstellmöglichkeiten der Seitenwangen für optimalen Halt. Natürlich kann die Physik nicht außer Kraft gesetzt werden, darum sollte Vorsicht immer geboten sein - selbst in diesem mit vielen sinnvollen Sicherheitsfeatures ausgestatteten Geschoss.

Bei 250 km/h ist Schluss - oder auch nicht

Viel Komfort im Innenraum Foto: Mercedes

Bremsassistent, adaptives Bremslicht, das neue ESP, Pre-Safe, Intelligent Light-System helfen zwar Unfälle zu vermeiden oder zu mindern, doch allein verantwortlich muss der Fahrer handeln. Mercedes bietet deshalb ein 2700 Euro teures Sportpaket an. Neben technischen Features erhält der Kunde ein eintägiges Fahrertraining auf Nürburg- oder Hockenheimring. Danach wird der elektronische Regler ausgeschaltet, der ansonsten die Kraft des 6,3 Liter großen Achtzylinder bei 250 km/h zügelt.

Egal, ob elektronisch abgeregelt oder nicht - Der C 63 AMG sorgt für gute Laune. Dazu trägt auch der eindringlich, aber nicht aufdringliche Sound bei. «Über 20 verschiedene Sounds wurden in den Design-Studios ausprobiert», sagte Henrik Hummel, Leiter der Produktkommunikation und Produktmanagement von AMG. Die Geräusche des Hochdrehzahl-Saugmotors werden dabei durch zwei verchromte, ovale Doppelendrohre gejagt.

Beim Herunterschalten des wie die normale C-Klasse in den beiden Versionen Avantgarde und Elegance erhältlichen Sportlers tritt eine neu entwickelte Zwischengasfunktion zu Tage, die die Dynamik weiter unterstreicht und Lastwechselreaktionen verringert, sodass das Bremsverhalten vor Kurven weiter optimiert wird.

Ein Pfund CO2 pro Kilometer

Auch für die Rennstrecke geeignet Foto: Mercedes

13,4 Liter gibt die Mercedes-Tochter aus Affalterbach als Verbrauch für den ab Dezember bestellbaren und ab Februar 2008 erhältlichen Sportler an. Doch der Fahrspaß verschlingt einiges mehr. Nach der rund 150 Kilometer langen Testfahrt über Autobahn und Landstraße sowie im Stadtverkehr war knapp der halbe Inhalt des 66 Liter großen Tanks aufgebraucht.

Den Wert für den CO2-Ausstoß gibt Mercedes mit 319 Gramm pro Kilometer an. Er dürfte sich auf der Testfahrt bei einem knappen Pfund pro Kilometer eingependelt haben.

Auf Augenhöhe mit der Konkurrenz

Doch Mercedes sieht keinen Grund, trotz der AMG-Serie am Umweltschutz zu zweifeln. «Die AMG-Reihe beherbergt kein Volumenmodell», sagt Klaus-Peter Claar, Leiter Gesamtfahrzeuge bei Mercedes. Rund 13.000 AMG-Modelle finden weltweit pro Jahr Abnehmer. Liebhaber des neuen C-Modells müssen dann mindestens 56.500 Euro auf den Tisch legen. Das T-Modell, der sportliche Kombi also, beginnt bei 58.700 Euro.

Hummel freut sich über den Preis. Anstatt mehrere tausend Euro teurer als der BMW M3 zu sein, habe man die Differenz zum größten Mitbewerber auf 500 Euro reduziert. «Wir sind jetzt auf Augenhöhe und haben unter anderem ein um 50 Prozent höheres Drehmoment aufzuweisen», so Hummel. Doch das Drehmoment ist nur ein Trumpf, den der C 63 AMG bereithält, um den Fahrer nach einer Tour erstrahlen zu lassen.

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