Knutschkugel mit Gewöhnfaktor

Nissan Micra 160SR

Der Nissan Micra ist das klassische Frauenauto für die Stadt. Die kaum merkliche optische Auffrischung kann auch nicht verhindern, dass man einige Zeit benötigt, um mit dem Kleinen warm zu werden – jedenfalls als Mann.

Von Thomas Flehmer

Nissan Micra und Frau - das passt. Seit 25 Jahren ist der japanische Kleinwagen aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, seit 2003 bildet die mittlerweile dritte Generation eine Symbiose zum starken Geschlecht. Eine Modellüberarbeitung zum fünften Geburtstag soll diese Einheit weiter intensivieren. Der von uns gefahrene Micra 160SR stellte unter Beweis, dass auch die Symbiose mit Männern funktionieren kann - allerdings mit ein wenig Verzögerung.

Lange Schaltwege

Dabei bringt gerade der 1,6 Liter-Benziner mit für einen Kleinwagen stolzen 81 kW/110 PS gute Voraussetzungen für eine Liebe auf den ersten Blick mit. Damit wäre der Micra auch im Stadtverkehr ein Großer. Die langen Schaltwege dämmen allerdings die erste Freude etwas ab, zu schnell hängt der Fuß am Gas und stößt Benzin aus, obwohl der Gang noch gar nicht eingelegt ist.

Ist der Gang dann drin, kommt wieder Freude auf. Immerhin hat man durch das Zwischengas schon die richtige Drehzahl erreicht, um die 153 Nm, die bei 4400 U/min anliegen, schnell zu aktivieren. Wenn sich Fahrer und Maschine angenähert haben, kann der Sprint dann sogar in beachtlichen 9,8 Sekunden klappen.

Dezente Überarbeitungen

Grilleinsatz mit Chrom umrandet Foto: Nissan

Aus der Fahrkabine heraus bietet sich den Insassen ein lustiger Anblick. Die weiter vergrößerten Scheinwerfer ragen fast wie Powerdomes über der Motorhaube heraus. Neben den zudem bläulich unterlegten Lichtern wurde der neue Grilleinsatz in Chrom eingebettet und auch die Blinker tragen blau eingefärbte Linsen.

Dank der dunkel eingefärbten B-Säule soll der Micra laut Nissan niedriger und länger - sprich sportlicher - ausschauen. Doch sind diese Modernisierungen nur sichtbar, wenn man gezielt darauf hingewiesen wird.

Akustische Warnung

Moderner Kleinwagen-Innenraum Foto: Nissan

Der Innenraum des 160SR ist mehr als nur praktisch, man kann gut in den Sitzen Platz nehmen, die Instrumente sind gut erreichbar und leicht zu bedienen. Um den Fahrer vor zusätzlichen Kosten zu bewahren, erinnert ein Glockenton an ein Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, die man vorher allerdings eingestellt haben muss. Geübte Fahrer können diesen Punkt aber auch am Motorengeräusch erkennen. Denn der Vierzylinder ist im Innenraum zu vernehmen, wenn auch dezent. Man darf halt nicht vergessen, dass man in einem 3,72 Meter kurzen Kleinwagen sitzt.

Trotz der geringen Länge tauchen keine Platzprobleme auf. Die runde Form zieht eine gute Kopffreiheit des 1,54 Meter hohen Micra mit sich. Etwas beschwerlich ist beim von uns gefahrenen Dreitürer der Einstieg nach hinten, besonders wenn Kleinkinder auf einem Kindersitz untergebracht werden müssen. Hier ist der Griff zum Viertürer sehr zu empfehlen.

Fünf Gänge

Runde Knutschkugel Foto: Nissan

Auch bei der Agilität weist der Micra unerwartete Probleme auf. Mit 10,4 Meter wird der Wendekreis von Nissan angegeben - die gefühlte Runde aber schien größer zu sein.

Keine Probleme hatte der Micra auf längeren Strecken. Auf der Autobahn hält der Kleine gut mit, dank fünf Gängen ist auch der Motor nicht unangenehm auf der Autobahn aufgefallen. Die 110 PS treiben den 1092 Kilogramm leichten Micra bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h, eine angenehme Reisegeschwindigkeit ist für den Kleinen zwischen 150 und 160 km/h, was auch vollkommen ausreicht.

Stolzer Preis

Stolzer Einstiegspreis Foto: Nissan

Nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind die Verbrauchswerte, hier schlagen die 110 PS voll zu. 6,6 Liter gibt Nissan im Mix an. Da der Micra jedoch zumeist als Stadtauto unterwegs ist, müssen gut zwei Liter zugerechnet werden. Damit steigt auch die angegebene CO2-Emission von 158 Gramm pro Kilometer an.

Probleme werden sich für den 160SR auch beim Preis ergeben. Erst bei 16.690 Euro beginnt der Einstieg in die Welt der Kleinwagen. Dafür erhält man gleich zwei Dacia Logan. Sicher, die Mitbewerber pendeln sich auch in diesen Sphären ein, doch die nächsthöhere Klasse ist dann auch nicht mehr weit entfernt. Dafür ist dann schon alles Nötige mit an Bord, selbst ESP und Kopfairbags. Zur großen Liebe reicht es dann nicht, aber nach dem Testzeitraum trennte sich Mann und Micra in Freundschaft.

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