Kleiner Kia Picanto spricht die Frauen an

Kia setzt beim neuen Picanto ganz auf die weibliche Kundschaft. Sein kleiner Motor reicht für den Stadtverkehr vollkommen aus.

Jürgen Wolff

Der neue Kia Picanto wird bei den Frauen gut ankomme - ganz wie es die Marketingstrategen des koreanischen Autobauers anstreben. Und das nicht nur wegen der großen, an Kinderaugen erinnernden Scheinwerfer und der pausbäckig runden Formen, die Designer Kang Lee dem Kleinen mit auf den Weg nach Europa gegeben hat. Auch Innen sorgen klare Linien und Flächen für Wohlgefühl. Plastik herrscht als Material vor, aber in Farben, Formen und Oberflächenstrukturen, die nicht billig wirken. Ab und an stößt man auf Formteile, die nicht gerade Vertrauen erweckend stabil aussehen. Beispiel: die Türöffner innen. Aber durch die Bank ist der erste Qualitätseindruck positiv.

Begrenztes Platzangebot

Da der Picanto als Frauenauto gedacht ist, werden groß gewachsene Menschen so ihre Schwierigkeiten haben, wenn sie mal «mit ihm fremd gehen» wollen. Zwar vermittelt er innen ein üppiges Raumgefühl. Spätestens aber, wenn man Sitz und Lenkrad einstellen will, stößt das Angebot des Picanto an seine Grenzen. Die Sitze sind nicht in der Höhe verstellbar, das Lenkrad zwar in der Höhe, nicht aber in der Tiefe. Und die Sitzflächen sind für großgewachsene Mitteleuropäer etwas kurz geraten.

Ansonsten aber stimmt alles für ein Auto dieser Klasse: Die Sitze sind ordentlich geformt, am Armaturenträger sind alle Bedienelemente da, wo sie hingehören - die Mittelkonsole ist gar der Fahrerin zugeneigt. Ausreichend Ablagen sorgen dafür, dass die Kleinigkeiten des Autofahrerinnen-Alltags problemlos ihren Platz finden.

Umfangreiche Serienausstattung

Das Armaturenbrett ist schlicht, aber übersichtlich.

Hinten haben zwei Erwachsene Platz. Die Kniefreiheit ist naturgemäß eingeengt. Lange Strecken sind voll besetzt wenig empfehlenswert. Auch der Kofferraum spricht beim Picanto eher für eine Zweierbeziehung. Im Normalzustand geht mit 127 Liter Fassungsvermögen gerade mal ein Tageseinkauf samt Sprudelkasten rein. Bei umgeklappter Rückbank stehen 868 Litern zur Verfügung. Die große Heckklappe macht ein Be- und Entladen bequem und schwingt hoch genug, um aus dem Gefahrenbereich des Kopfes zu kommen.

Angenehm auch die Liste der serienmäßigen Beigaben: Ein Pollenfilter gehört dazu und eine fernbedienbare Zentralverriegelung, bei der empfehlenswerteren EX-Version außerdem elektrische Fensterheber und elektrische Außenspiegel. Sicherheit bieten Seitenaufprallschutz, Gurtstraffer und vier Airbags.

Lauter Motor

Innerstädtisch oder auf kurzen Überlandfahrten kommt der Picanto 1,1 durchaus flott voran. Als Höchstgeschwindigkeit gibt Kia 154 km/h an. Beim Beschleunigen dreht der ansonsten eher ruhig schnurrende 1,1-Liter-Motor leider lautstark hoch - besonders bei der Automatik-Version. Aber immerhin: Mit dem 65-PS-Motörchen kann man im Stadtverkehr ohne Probleme mithalten. Außerhalb der Stadt werden die Schaltpunkte der Vierstufen-Automatik zum Ärgernis - sie sind sehr unharmonisch abgestimmt. Als Durchschnittsverbrauch gibt Kia 4,9 Liter auf 100 Kilometer an. Der Motor erfüllt zudem die strengere Abgasnorm Euro 4.

Bremsen schlecht dosierbar

Das Fahrwerk des Picanto ist für die Klasse ordentlich. Bodenunebenheiten schluckt er gelassen. Bei Schlaglochpisten gerät er jedoch schnell ins Hoppeln - eine Folge nicht zuletzt des kurzen Radstandes. Die allzu leichtgängige Servolenkung zieht den Fronttriebler auch bei flottem Tempo problemlos um Kurven. Das Leder-Material bei der EX-Version ist angenehm im Griff. Minuspunkte gibt es für die zwar griffigen, aber schlecht dosierbaren Bremsen.

Bleibt die Preisliste. Mit 8700 Euro ist der Picanto in der Basisversion LX nicht gerade teuer. Und auch der EX stellt mit 10.350 Euro ein günstiges Angebot dar. Gegen Aufpreis gibt es allein Metallic-Lackierung (200 Euro) Sitzheizung (150 Euro) und ein Automatikgetriebe (1050 Euro).

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