Kia Rio: Dieser Kleinwagen will es wissen

Kia Rio: Dieser Kleinwagen will es wissen
Der Kleinwagen Kia Rio macht optisch was her. © Kia

Der Kia Rio hat sich gemausert. Um in der vorderen Liga im Kleinwagensegment mitzuspielen, hat der Hersteller sich mächtig ins Zeug gelegt. In einigen Punkten reicht es allerdings nicht ganz für ein Spitzenniveau.

Optisch kann das grundsätzlich fünftürige Steilheckmodell von Kia jedenfalls beeindrucken. Knackige Proportionen, Charakterlinien in den Flanken, ein fordernder Blick, schicke Leichtmetallräder und ein rassig roter Außenlack – die Fans der Marken mögen den Vergleich verzeihen, doch so könnten sich auch Alfa Romeo oder BMW im Kleinwagensegment inszenieren.

Anders als frühere Rio-Generation wirkt das aktuelle Modell jedenfalls weder langweilig noch wie der Billig-Klon eines erfolgreichen Mitbewerbers. Diesen Kia kauft man nicht, um Geld zu sparen, sondern weil er gefällt.

Beim Kia Rio stimmen auch die inneren Werte

Zumal die inneren Werte stimmen. Zumindest in der Top-Ausstattung Platinum Edition, in welcher der Testwagen vorgefahren ist, beeindruckt der Rio mit Schick und vielen nützlichen Details. Reinsetzen und wohlfühlen heißt hier das Motto, zumal der aufgeräumte und klar strukturierte Arbeitsplatz trotz bemerkenswerter Funktionstiefe den Fahrer vor keine Rätsel stellt. Es gibt sogar ein paar clevere Details für den Bedienkomfort wie etwa ein spezieller Anzeigemodus im Bordcomputerdisplay für den Scheibenwischer, der darüber informiert, welchen Wischmodus man beim Rauf- und Runterschalten des Lenkstockhebels gerade aktiviert hat.

Und dann ist der Rio außerdem noch wohnlich eingerichtet. Unter anderem sorgen schicke Rot-Akzente im Armaturenbrett für eine gewisse Wärme wie auch die zweifarbig mit Lederimitat bezogenen Sitze. Praktische Ablagen und eine gute Verarbeitung runden den positiven Eindruck ab. Allerdings dominiert hier Hartplastik. Anders als bei einigen Mitbewerbern verzichten die Koreaner auf haptisch angenehme aber eben auch teure Softoberflächen im Armaturenbrett. Ausstattungstechnisch lässt sich der Rio mit Glasschiebedach, Klimaautomatik, Infotainment-Navisystem oder Sitzheizungen dafür nobel aufrüsten. Auch bei der Sicherheitstechnik ist der kleine Kia ganz schön erwachsen. So gibt es einen Kollisionsverhinderer mit Fußgängererkennung, Müdigkeitswarner sowie von LED-Tagfahrleuchten gerahmte Projektions-Scheinwerfer mit Fernlichtautomatik und Abbiegelicht.

Platzverhältnisse lassen sich sehen

Cockpit Kia Rio. Foto: Kia
Das Cockpit des Kia Rio ist übersichtlich gestaltet. Foto: Kia

Wichtig für einen Kleinwagen sind auch die Platzverhältnisse, die sich angesichts der 4,07 Meter langen Karosserie durchaus sehen lassen können. Vorne sitzt man kommod, während der Fond Personen bis etwa 1,80 Meter Größe ausreichend Entfaltungsspielraum bietet. Der Gepäckraum lässt sich von 325 auf 1.103 Liter erweitern. Dank der mit zwei Handgriffen geteilt umlegbaren Rückbanklehne entsteht ein ebenes Gepäckabteil, da ein herausnehmbarer Zwischenboden im Kofferraum den Höhenunterschied zum Fahrgastraum egalisiert und zugleich die Höhe der Ladeschwelle auf wenige Zentimeter minimiert.

Gestartet wird per Knopfdruck, der Signalgeber für die Zentralverriegelung und Zündung kann dabei in der Hosentasche bleiben. Obwohl mit 88 kW/120 PS die Topmotorisierung, hat der aufgeladene Dreizylinder mit einem Liter den kleinsten Hubraum in der Rio-Motorenpalette. Der Benziner ist etwas knurrig und rau im Lauf, doch ansonsten ein angenehmes und jenseits der 2.000 Umdrehungen sogar einigermaßen spritziges Triebwerk. In Kombination mit der manuellen Sechsgangschaltung erledigt der 1,2-Tonner den Standardsprint in 10,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h. Zum Vergleich: Ein VW Polo 1.0 TSI mit 85 kW/115 PS braucht 9,5 Sekunden und erreicht 200 km/h. Dennoch reicht die Performance des Rio, um in der Links-Spur-Hierarchie auf der Autobahn auch vielen Größeren die Stirn bieten zu können. Wer den Motor allerdings gelegentlich stärker fordert, muss mit einem Verbrauch um sieben Liter statt der von Kia proklamierten 4,7 Liter rechnen.

Für den Alltag  mehr als ausreichend

Heck Kia Rio. Foto: Kia
Das Heck des Kia Rio. Foto: Kia

Auch wenn, wie eingangs erwähnt, der Rio optisch eine gewisse sportliche Aura vermittelt, wird er diesem ersten Eindruck fahrwerksseitig nicht ganz gerecht. Der Unterbau ist brav auf Alltagsanforderungen abgestimmt, vermittelt aber wenig Lust auf mehr. Gewagtere Links-Rechts-Experimente schenkt man sich, dafür ist die Lenkung zu teigig, sein gesamtes Handling einfach kreuzbrav. Unebenheiten werden recht passabel weggebügelt. Für den Durchschnittsnutzer geht das Setup in jedem Fall in Ordnung.

Richtig aufdrehen kann der Rio noch einmal beim Preis. Bereits die Einstiegsversion ist mit 11.7000 Euro gut zehn Prozent günstiger als ein Basis-Polo. Der Abstand wächst, wenn man sich viele Extras gönnt. In der Platinum Edition, die nur in Kombination mit dem Topbenziner angeboten wird, werden 21.300 Euro fällig. Dann ist im Fahrzeug alles drin, was die Ausstattungsliste hergibt. Und das ist viel. Wie auch die Garantieleistung von sieben Jahren. Für einen vergleichbaren VW Polo müsste man gut 5.000 Euro mehr hinblättern. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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