Kia Niro: Hybrider Januskopf

Crossover zwischen Kompaktklasse und Kombi

Kia Niro: Hybrider Januskopf
Kia gehört zu den sieben Marken, die ihre Rabattaktionen eingestellt haben © Kia

Mit dem Niro hat Kia den ersten hybriden Vertreter im Programm. Die Koreaner setzen bei der elektrischen Unterstützung nicht unbedingt auf das Einsparpotenzial des alternativen Antriebs.

Der Name Janus wäre eigentlich passender gewesen. Der römische Gott mit den zwei Gesichtern steht für Doppeldeutigkeit ebenso wie für den Zwiespalt. Zu dem Kia Niro hätte sich die römische Gottheit sicher hingezogen gefühlt, denn der koreanische Crossover vereint die Janusköpfigkeit gleich in mehrerer Hinsicht.

Sehr auffällig tritt die Doppeldeutigkeit beim Design zutage. Denn der Niro ist – als erster Crossover der Marke – eine Mischung aus Kompaktwagen und Kombi, was besonders an der aufsteigenden Heckpartie deutlich wird. Eine etwas erhöhte Bodenfreiheit lässt auch noch einen Hauch SUV frei.

Viel Platz im Kia Niro

Dieses etwas Hauch SUV verfliegt im Innenraum, denn dort sitzen Fahrer und Beifahrer nicht höher als in einem Kompaktauto. Dafür ist mehr Platz vorhanden, sodass die Doppeldeutigkeit zu einem Kombi führen könnte. In der Tat sind 2,70 Meter Radstand für ein insgesamt dann lediglich 4,36 Meter langes Auto ein Pfund, womit der Niro wuchern kann. In den gut konturierten Sitzen fühlen sich alle wohl, egal wie lang die Beine sind. Und die aufsteigende Heckpartie mit einer Höhe von bis zu 1,56 Metern lässt allen genügend Kopffreiheit.

Auch das Gepäckabteil nimmt mehr als einen Trolley und eine Tragetüte auf. 427 Liter stehen bereit, wenn davor bis zu fünf Personen sich platziert haben. Bis zu knapp 1000  Litern mehr sind möglich, wenn die Rückbank umgeklappt ist und Fahrer und Beifahrer alleine im Auto sitzen. Diese finden ein gut eingerichtetes Cockpit vor, in dem sie sich schnell zurechtfinden, auch wenn man – wie könnte es in diesem janusköpfigen Gefährt anders sein – mit einen Mehr an Informationen gefüttert wird als in einem normalen Auto mit Verbrennungsmotor.

Hybrid nicht unbedingt nur zum Sparen

Das Cockpit des Niro. Foto: Kia
Im Niro findet man sich schnell zurecht. Foto: Kia

Denn auch unter der Motorhaube setzt sich ein Doppel fort. Auf der einen Seite arbeitet der bekannte Vierzylinder-Benziner mit 77 kW/105 PS. Hinzu gesellt sich ein 32 kW/44 PS starker Elektromotor mit einem Drehmoment über 170 Newtonmeter, 23 Newtonmeter mehr, als dem Benziner zur Verfügung stehen. Im Zusammenspiel ergibt sich eine Systemleistung von 104 kW/141 PS.

Im Gegensatz zu den anderen Hybridkonzepten tanzt der Niro, den es seit kurzem auch als Plugin-Hybrid gibt, auch hier aus der Reihe. So ist der Elektromotor nicht unbedingt zum Sparen vorgesehen, sondern soll dem Verbrenner bei der Beschleunigung noch ein wenig elektrische Kraft unterjubeln. Das macht den Kiro allerdings auch nicht zum Sportler, wie die 11,5 Sekunden Sprintzeit ebenso unterstreichen wie die 163 km/h Höchstgeschwindigkeit. Doch die unterstützende Boost-Funktion verhilft dem Niro zu weiteren 20 km/h, wer es denn möchte.

Gute Alltagswerte für den Kia Niro

Das Heck des Niro. Foto: Kia
Gute 5,2 Liter benötigte der Niro im Alltag. Foto: Kia

Auf der anderen Seite kann der Elektromotor in bestimmten Bereichen auch allein die 1,5 Tonnen nach vorne schieben, sodass am Ende ein Verbrauch von 3,8 Litern auf der Rolle erzielt wurde. Im Alltag aber spendiert der Niro ein gewisses Maß an Fahrfreude, sodass in der Stadt 5,2 Liter verbucht werden, bei allerdings längeren Strecken über die eher spritfreundliche Stadtautobahn mit einem Tempolimit zwischen 60 und 80 km/h.

Die 5,2 Liter sind aber trotzdem ein guter Wert, der neben einem Stopp-Start-System auch durch eine Sechsgang-Doppelkupplung erzielt wird. Hier macht sich der Verzicht auf ein gerade in Asien beliebtes CVT-Getriebe bemerkbar. Ohne CVT fallen der Gummibandeffekt samt nervigem Brummen beim Beschleunigen weg. Und natürlich versucht der Fahrer besonders im urbanen Umfeld, den Verbrauch des Ottomotors elektrisch einzusparen. Das Kombiinstrument zeigt an, ob es geklappt hat.

Auch für Kia Niro sieben Jahre Garantie

Zu Hilfe eilen dabei auch das Navi, das sich auf den kommenden Streckenverlauf einstellen kann und so Steigungen oder Gefälle vorher ansagt. Und auch ein Notbremsassistent darf ebenso wenig fehlen wie ein aktiver Tempomat, der zu weiteren Spriteinsparungen verhilft.

Ganz ohne Zutun des Fahrers, aber trotzdem immer noch von anderen Herstellern absetzend, vergibt Kia auch für den ersten Hybriden der Marke eine Garantie über sieben Jahr. In dieser Garantie ist die 1,56 kWh starke Lithium-Ionen-Polymer-Batterie mit eingeschlossen.

Mit 34.020 Euro ist der Kia kein Schnäppchen, auch wenn die Ausstattungsvariante Spirit mit Ledersitzen und Sicherheitspaket sowie Metallic-Lackierung aufwartet. Wer auf Leder und Metallic verzichtet, zahlt rund 2500 Euro weniger. Da zeigt der hybride Janus nur ein Gesicht – leider.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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