Kia Carens: Wahrer Familienfreund

Kia hat sich inzwischen nicht nur bei Klein- und Geländewagen einen Namen gemacht. Interessanter denn je ist der Kompaktvan Carens.

Von Stefan Zaumseil

Viel Platz für Passagiere und Gepäck, trotzdem handlich im täglichen Straßenverkehr und nicht zuletzt eine erhöhte Sitzposition - so kann man die Klasse der Kompaktvans definieren. Kommen noch gute Fahrleistungen und ein attraktiver Preis hinzu, fällt vielen klassischen Kombi-Käufern die Wahl zwischen Kompaktvan und Kombi zunehmend schwerer. Ein wachsendes Segment mit harten Zulassungszahlen, das von VW Touran, Opel Zafira und Renault Grand Scénic dominiert wird. Dass nicht nur japanische Hersteller den Mut haben, im europäisch dominierten Segment zu räubern, beweist Kia mit dem Carens in zweiter Generation. Der Carens bietet viel Van für wenig Geld, denn los geht es bereits deutlich unter 20.000 Euro.

Unspektakuläre Optik

Optisch ist der Carens ein Zwitter zwischen Van und Minivan. Schließlich hat Kia auch noch den deutlich größeren Carnival im Angebot. Erst aus der Nähe schrumpfen die Carens-Verhältnisse in Richtung «Kompakt» - mit 4,55 Metern Länge, 1,82 Metern Breite und 1,72 Metern Höhe ist der Kia Carens durchaus noch Innenstadt-tauglich. Mit großen Klarglasscheinwerfern, dreigeteilter Motorhaube und sanft ansteigender Karosserielinie fügt sich der Koreaner allzu unspektakulär ins Straßenbild ein.

Überraschend gute Verarbeitung

Grauer Kunststoff dominiert; aber alles ist ordentlich verarbeitet Foto: Press-Inform

Im Innenraum dominiert Kunststoff in einheitlichem Grau, wobei die Designer durch geschickte Unterteilung von Armaturenbrett und Türverkleidungen die Tristesse von Plastik ein wenig auflockern konnten. Jede Menge Ablagen vorn und hinten und die überraschend gute Verarbeitung sind weitere Pluspunkte für die koreanische Familienkutsche. Ein Familienauto ist der Carens dabei ganz sicher: viel Platz für Passagiere und Gepäck, bei einem Radstand von 2.70 Meter haben die Passagiere vorn und hinten ausreichend Raum für Kopf und Knie. Lediglich die optional verfügbare dritte Sitzreihe ist allenfalls für Kinder geeignet - typisch im Segment. Der Kofferraum ist mit 515 Litern ordentlich und lässt sich durch Umlegen der zweigeteilten Rücksitze auf 1650 Liter steigern. Dabei entsteht eine ebene Ladefläche von 1,47 Metern Breite und 1,76 Metern Länge. Eine kleine Lücke zwischen Rücksitzen und Kofferraum bietet jede Menge Platz für vergessene Schokoriegel, Buntstifte und andere Hinterlassenschaften eines typischen Kindertransportes.

Überraschend leise

Die Ladekante ist niedrig, so dass der Großeinkauf ohne besondere Anstrengungen schnell verstaut ist. Große Menschen müssen sich allerdings vorsehen: Die Heckklappe öffnet nicht weit genug, als dass Mitteleuropäer darunter aufrecht stehen könnten. Ist das Gepäck erst einmal verstaut und die lieben Kleinen sicher untergebracht, kann die große Fahrt losgehen. Da erstaunt der Geräuschpegel bzw. dessen Nichtvorhandensein erst einmal alle Insassen. «Der ist aber leise» tönt es aus der zweiten Reihe - und tatsächlich: Abgesehen von einem leichten Grummeln ist von dem Zwei-Liter-Common-Rail-Turbodiesel nicht viel zu hören.

Komfortable Federung

Auf die optional erhältliche dritte Sitzreihe kann man getrost verzichten Foto: Press-Inform

Auch nach dem Anfahren bleibt der Carens für einen Diesel vergleichsweise leise, der Motor entfaltet die 103 kW / 140 PS kultiviert und zügig. Mit dem leicht zu schaltenden Sechsgang-Getriebe ist Tempo 100 in elf Sekunden erreicht, bei 190 Kilometern pro Stunde ist dann Schluss. Mehr als genug für einen Van dieser Klasse und der Motor präsentiert sich im Stadtverkehr äußerst kraftvoll und durchzugsstark. Dabei steht das maximale Drehmoment von 305 Nm schon bei 1800 Touren zur Verfügung und bewegt den immerhin 1700 Kilogramm schweren Kompakt-Van flott durch Einkaufs- und Pendelverkehr. Auf der Landstraße geht es nicht minder schnell voran, wobei der hohe Schwerpunkt und die komfortable Federung für eine deutliche Seitenneigung bei flotteren Kurven sorgen. Dabei werden schlechte Fahrbahnbeläge ebenso weggebügelt wie Querrillen und Bodenwellen - lediglich Kanaldeckel und Schlaglöcher werden zumindest akustisch an die Passagiere weiter gegeben.

Obwohl naturgemäß ein Van nicht für sportliche Ausfahrten gedacht ist, so lässt das gut abgestimmte Fahrwerk auch schnellere Gangarten zu. Im Grenzbereich leicht untersteuernd zeigt der Carens ein gutmütiges Fahrverhalten und bleibt leicht beherrschbar. Gegen längere Autobahnfahrten zu den Schwiegereltern findet man im Kias Kompakt-Van keine Argumente - komfortabel und ruhig sind auch höhere Geschwindigkeiten zu meistern, allerdings werden die Fahrgeräusche jenseits von Tempo 160 von Familienmitgliedern nicht mehr wirklich als leise empfunden. So schnell sind verantwortungsbewusste Familienvorstände selten unterwegs, daher fallen die Windgeräusche der Außenspiegel bei Tempo 190 nicht ins Gewicht.

Alles bleibt im Rahmen

Versucht man also nicht stundenlang mit Höchstgeschwindigkeit deutsche Autobahnkilometer zu fressen, sind die Verbrauchdaten überraschend niedrig. Im Praxistest verbrauchte der Kia Carens 6,3 Liter Diesel und lag damit kaum merklich über der Herstellerangabe. Ebenso moderat geht es bei den Unterhaltskosten zu: Mit Klasse 18 (Haftpflicht), 22 (Vollkasko) und 18 (Teilkasko) sind die Versicherungskosten absolut familientauglich.

Für das kleinere Familienbudget ist auch der Anschaffungspreis gedacht. Zwar sind für den Kia Carens 2.0 CRDi LX deutlich mehr als 19.000 Euro fällig - für 23.855 Euro bekommt die Familie ein geräumiges, komfortables Gefährt mit ESP, Nebelscheinwerfern, Einparksensoren, Klimaautomatik, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Lederlenkrad, elektrischen Außenspiegeln, selbst abblendendem Innenspiegel und Dieselpartikelfilter serienmäßig.

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