Kantig gegen fair

Vergleichstest Mazda CX-7 - Mercedes GLK 320 CDI

Die Marken Mercedes und Mazda könnten unterschiedlicher kaum sein. Doch bei den Mittelklasse-Allradlern jagt mittlerweile jeder im Terrain des anderen. Der rundlich-sportliche Mazda CX-7 kämpft hier gegen den kantig-kernigen Mercedes GLK.

Von Stefan Zaumseil / Stefan Grundhof

Ein Blick sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Die beiden Konkurrenten Mercedes GLK und Mazda CX-7 haben optisch ebenso viele Gemeinsamkeiten wie ein Blick auf die unterschiedlichen Modellpaletten der Hersteller. Der Mazda CX-7 unterstreicht seine sportlichen Ambitionen durch ein betont dynamisches Äußeres. Wäre er nicht derart hoch, es könnte sich auch um einen Sportstourer oder sogar ein Coupé handeln. Der Mercedes GLK kam spät, in Anbetracht der exzellenten BMW-X3-Verkäufe viel zu spät. So waren die Designer umso mehr gezwungen, dem Nachzügler ein eigenständiges und besonderes Outfit mitzugeben. Mit seinen Kanten und ungewöhnlich geraden scharfen Linien unterscheidet er sich nicht nur deutlich vom CX-7, sondern auch von der gesamtem Konkurrenz, die sich in den letzten zwei Jahren zunehmend weich gespült präsentiert. «Unsere Kunden wollen keinen Softroader», unterstreicht Mercedes-Entwickler Thomas Ruhl über den GLK.

Große Unterschiede

Große Unterschiede gibt es auch beim Antrieb. Solide 4x4-Technik bieten beide, doch der Mazda CX-7 muss seit zwei Jahren ohne das in Europa dringend benötigte Dieseltriebwerk auskommen. Die Japaner gaben dem Crossover zunächst nur das bekannte 2,3-Liter- Turbotriebwerk aus den MPS-Sportversionen mit auf den Weg. Aus vier Brennkammern holt der Mazda 191 kW / 260 PS, die in Europa bislang nur mit einer manuellen Schaltung kombiniert werden können. Ende dieses Jahres gibt es endlich die lang ersehnte Ablösung. Der mit Mazda 6 und dem neuen Mazda 3 eingeführte Commonraildiesel mit 2,2 Litern Hubraum wird dann auch den 1,7 Tonnen schweren CX-7 mit immerhin 173 PS befeuern.

Hoher Verbrauch

Diese Probleme kennt der 4,53 Meter lange Mercedes GLK nicht. Wem 170 PS im 220 CDI in Kombination mit der Siebenstufen-Automatik zu dünn sind, sollte sich den immerhin 1,9 Tonnen schweren GLK 320 CDI gönnen. Seine 165 kW / 224 PS reißen niemand mehr aus dem Sessel, bringen den deutlich stärkeren CX-7 jedoch durchaus in Bedrängnis. Doch mit 10,2 Liter Diesel auf 100 Kilometern zeigt sich der große Diesel im GLK als unzeitgemäß durstig. Das ist beim CX-7 nicht anders. Er verbraucht im realen Betrieb selten unter 13 Litern Super. Nicht nur angesichts von maximal 210 km/h Spitze und 0 auf 100 km/h in acht Sekunden viel zu viel.

Unterschiedlich dynamisch

Der Mazda CX 7 Foto: Mazda

Zudem könnte sich der Allradantrieb des Mazdas nach heutigen Maßstäben dynamischer präsentieren. Im Normalbetrieb wird nahezu die gesamte Motorleistung auf die Vorderachse gebracht. Hier hätte man sich die Gene von MX-5 oder RX-8 gewünscht, die ihre Motorleistung dynamisch vorbildlich an die Hinterachse übertragen. Nur wenn die vorderen Räder des CX-7 an Halt verlieren, gehen bis zu 50 Prozent der 260 PS an die Hinterachse. Der Mercedes GLK setzt auf die bekannte 45:55 Prozent Kraftverteilung zugunsten der Hinterachse. Das macht nicht nur im Gelände einen guten Eindruck, sondern macht den GLK auch bei schneller Kurvenfahrt überraschend dynamisch. Trotzdem schlagen sich beide Konkurrenten auf der Straße sehr ordentlich. Der GLK wirkt ausreichend komfortabel, aber sehr straff. Die Lenkung ist präzise, jedoch zu leichtgängig. Der Mazda CX-7 macht aus seinen sportlichen Ambitionen ebenfalls keinen Hehl. Der Vierzylinder will gedreht werden und der Fahrer hat abgesehen von der erhöhten Sitzposition kaum das Gefühl, in einem SUV zu sitzen. Allein bei der spürbaren Seitenneigung dürfte nachgebessert werden und die Lenkung ist nicht frei von Antriebseinflüssen.

Begrenzte Ladekapazitäten

Die Unterschiede von Motorisierung und Außendesign setzen sich im Innern nahtlos fort. Die aufrechte Frontscheibe, die klaren Linien bei Instrumenten und Bedienelementen lassen keinen Zweifel, dass der Mercedes GLK mit Offroad-Attributen spielen möchte. Die Oberflächen wirken ebenso wertig wie robust und die Bedienung stellt die des Mazdas um Klassen in den Schatten. Der kann mit seinen weichen Formen und guter Verarbeitung ebenso gefallen, wirkt jedoch auf eine ganz andere Weise auf die Insassen. Die Sitze sind weicher, ihre Verstellmöglichkeiten gerade ausreichend und die Kopfstützen im Fond deutlich zu kurz. Von Annehmlichkeiten wie einer elektrischen Heckklappe kann der Japaner nur träumen. Beide sind keine Lademeister. Der Kofferraum des Mazdas fasst 455 Liter die sich durch Umlegen der Rückbank auf 1.348 Liter vergrößern lassen. Hier liegt der Mercedes mit 450 bzw. 1.555 Litern zumindest knapp vorn, wenn die hintere Sitzbank nicht benötigt wird.

Gut ausgestatteter Mazda

Cockpit des Mazda CX 7 Foto: Mazda

Das Kostenkapitel geht eindeutig an den Mazda CX-7 - egal ob man den üppigen Kraftstoffverbrauch und einen zu erwartenden höheren Wertverlust außen vor lässt. Der mit elektrischen Ledersitzen, Xenonlicht, ESP und zahlreichen weiteren Annehmlichkeiten nahezu komplett ausgestattete Mazda CX-7 Expression kostet faire 35.400 Euro. In den USA gibt es für umgerechnet 10.000 Euro weniger sogar noch DVD-Navigation und Rückfahrkamera dazu. Daher kann sich ein Ausflug zum US-Importeur lohnen - zumindest bis die Dieselversion im Herbst nachgereicht wird. Bei deutlich schlechterer Komfortausstattung kostet der Mercedes GLK 320 CDI mindestens 46.053 Euro. Mit dem nahezu identischen Ausstattungspaket sind es nochmals über 10.000 Euro mehr. Unter dem Strich ist der Mercedes GLK 320 CDI nicht nur das Auto mit mehr Ecken und Kanten, sondern auch das bessere Gesamtpaket.

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