Kampf um das schönste Cabrio

Audi A3 und 1er BMW

Der Karneval in Deutschland ist vorbei. Nach Düsseldorf und Köln stehen sich nun Ingolstadt und München gegenüber. Wer macht das schönste Sessions-Cabriolet 2008?

Von Stefan Grundhoff

Das kann kein Zufall sein: Audi stellt seinen erfolgreichen A3 nach zwölfjähriger Produktion erstmals als Cabriolet vor. Zeitgleich gibt es den 1er BMW, deutlich jünger und kaum weniger erfolgreich, ebenfalls als Oben-ohne-Version. Beide mit nahezu identischen Abmessungen und beide mit einem verführerischen Stoffdach. Ob Karneval, Narrenzeit oder Fastenzeit - trotz aller Coupé-Cabriolet-Trends fühlen sich viele Sonnenanbeter von den Automobilherstellern nicht verstanden. Nicht alle wollen ein Klappdach und so stehen die Cabrioversionen von 1er BMW und Audi A3 ungewohnt schiedlich, friedlich nebeneinander und buhlen gekonnt um die Gunst der anspruchsvollen Kunden.

Erfolgreiche Cabrio-Hochburgen

«Man muss auch jönne könne» heißt es bekanntermaßen in Köln. Die Jecken vom Rhein stehen seit Jahren im Ruf die besten Karnevalisten zu sein. Das hört man ein paar Kilometer rheinabwärts in Düsseldorf nicht gerne. Hier heißt es statt Alaaf nur Helau und feiern kann man in der Altstadt sowieso am schönsten. Von Mundart ist in der Landshauptstadt Düsseldorf auch im Karneval kaum etwas zu hören - dafür liebt man rund um die Kö’ den Chic und den Duft der weiten Welt.

Ähnliche Vorzeichen gibt es in Bayern. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass München oder gar Ingolstadt Karnevalshochburgen wären, aber beide wissen, wie man erfolgreich Cabriolets baut. Nachdem es auf beiden Seiten bereits seit längerem größere Cabriomodelle gibt, zieht es Audi und BMW in der Session 2008 an die Basis.

Stimmigere Basis bei BMW

Das 1er Cabrio von BMW Foto: BMW

Gerade die Volumenmodelle A4 und 3er BMW sind im Laufe der vergangenen Jahre nahezu ins Luxussegment aufgestiegen. Wer will, kann für die szenigen Mittelklassecabrios gut und gerne 60.000 Euro ausgeben. Karnevalsbühne frei für die neuen Nachwuchskarnevalisten von Isar und Donau. Beide beginnen deutlich unter der 30.000-Euro-Marke und locken so Kunden, die ehemals eine Klasse drüber spielten.

«Jeder Jeck is’ anders» - beim Design hat es der Münchner etwas einfacher. Das BMW-Cabriolet basiert auf dem 1er Coupé und die Stufenlösung sieht einfach stimmiger aus. Dabei kann man den Audi-Designern rund um Dany Gerand keinen Vorwurf machen, einen schlechten Job gemacht zu haben - im Gegenteil. Gerade von vorn wirkt der A3 prächtig und auch die Seitenlinie ist wie aus einem Guss. Doch angesichts der hohen Gürtellinie und der Schrägheckbauart mussten sich die Designer am Hinterteil tricksen. Ein sehenswerter Abschluss mit schmucken Designleuchten ist das Ergebnis. Doch die Klobigkeit des letzten A3-Drittels lässt sich nicht komplett überspielen. Hier schlägt sich der 1er BMW aufgrund der Coupé-Basis stimmiger.

Audi schneller

Der Innenraum im Ingolstädter Modell Foto: Audi

Beim Dach gibt es hier wie da prächtige Lösungen. Innerhalb kürzester Zeit lassen sich die exzellent gedämmten Stoffmützen öffnen und schließen. Teilelektrisch ist das Seriendach des offenen A3. Doch man sollte sich gleich für das 795 Euro teure Akustikverdeck entscheiden, dass sich bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h in knapp zehn Sekunden vollelektrisch öffnen und schließen lässt. Da kann einen ein kurzer Karnevalsschauer kaum schocken. Der BMW ist zwar mit 22 Sekunden deutlich langsamer, jedoch ist die Bedienbarkeit der noblen Mütze bis 50 km/h gegeben.

Mit seinen zwei wenig sehenswerten statischen Überrollbügeln erlaubt sich der Audi den einzigen optischen Makel. Ihr Vorteil ist die umklappbare Rückbank, die den 260 Liter großen Kofferraum auf 674 Litern anschwellen lässt. Der 1er bietet 260 bis 305 Liter Platz und einen breiten Skisack - auch nicht schlecht. Wieso die Antennen für Navigation und Radio den Rücken verunstalten, bleibt ein bayrisches Geheimnis. Im Fond hat man im Audi und BMW gleichermaßen wenig Platz. Hier sind Taschen besser aufgehoben und wer es sich mit dem Bekanntenkreis nicht verscherzen will, sollte die Rückbank auch in der Karnevalszeit gleich als Stauraum für Kamellen deklarieren.

BMW sportlicher, Audi komfortabler

Auch geschlossen eine Augenweide Foto: BMW

Wie bei den geschlossenen Brüdern mimt der 1er BMW erfolgreich den Sportler, der sich nach Kurven sehnt und mit seiner sportlich-straffen Fahrwerksabstimmung besonders bei ambitionierten Piloten einschmeichelt. Der Audi will als komfortabler, aber alles andere als zu weicher Cruiser nicht nur Frauen begeistern; doch gerade bei den «lecker Mädsche» dürfte das Ingolstädter Erdbeerkörbchen der neusten Generation auch nach Aschermittwoch leichtes Spiel haben.

Beeindruckendes Motorenspektrum

Der 1.8 TFSI im Audi A3 Cabrio Foto: AG/Mertens

Bei den Motorversionen kann man bei beiden Konkurrenten wenig falsch machen. Beim Audi überzeugen besonders die drehfreudigen Benziner, die 160 bzw. 200 PS leisten. Locker und lässig setzt sich das neue 1,8-TFSI-Aggregat in Szene. 118 kW / 160 PS und 250 Nm maximales Drehmoment zwischen 1.500 bis 4.200 Touren sorgen ebenso für gute Unterhaltung wie 218 km/h Spitze und 7,3 Liter Durchschnittsverbrauch. Wer will, kann mit 140-Commonrail-PS vortrefflich und überaus sparsam dieseln.

Das Motorenspektrum des BMW ist mit Leistungen zwischen 143 und 306 PS deutlich beeindruckender. Kauftipp sind hier der prächtige 120d mit 5,1 Litern Knauserverbrauch, kraftvollen 177 PS und 222 km/h Spitze. Benzinerfans lockt der BMW 125i, der mit seinen drehfreudigen 218 PS aus drei Litern und sechs Brennkammern den größeren 3er BMW nahezu vergessen macht.

Stoffdach-Charme

Offene Ausfahrt Foto: Audi

Im Karneval sollte man sich vertragen und das Auto beim abendlichen Alkoholkonsum jeglicher Art lieber gleich stehen lassen. Audi A3 und BMW 1er sind jeweils prächtige Cabriolets, die endlich wieder Stoffdach-Charme in die Liga der Sonnenanbeter bringen. Wer es sportlicher mag, wählt den BMW, der grenzenlosen Fahrspaß und eine beeindruckende Motorenpalette bietet.

Wer schon immer auf Erdbeerkörbchen stand, es edel mag und es gerne etwas klassischer möchte, kommt um den Audi kaum herum. Das Preisspektrum beginnt mit dem 105 PS starken Audi A3 Cabriolet 1.9 TDI für 27.950 Euro. Der BMW kostet als nackt ausgestattetes Basismodell 118i mindestens 28.550 Euro. Der kraftvolle 125i startet bei 36.200 Euro. Auch nach Aschermittwoch geht es zwischen Ingolstadt und München munter weiter.

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